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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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mit dieser eitlen Männerthese - Erbinformationen als höchstes Gut. Eine verstiegene Männerspekulation. Absurd.«
    Sie hob ihre Tasse und stieß gegen Chris’ Whiskyglas. »Vergiss es. Prost.«
    »Du willst mich beruhigen. Aber Mendel kennt mich überhaupt nicht«, sagte sie schroff.
    »Das wissen wir nicht. Du nimmst nur an, dass du ihn nicht kennst. Bist dir aber nicht hundertprozentig sicher, ob er es damals in Wiesbaden nicht doch war, der dich ramponiert hat.«
    »Und die Barbie? Wie soll er an das Foto von mir gekommen sein, das er in das Bild von Silvia Arndt montiert hat?«
    »Aus dem Internet.« Chris war eine gute Tennisspielerin, und sie hatte vor einem Jahr die Beamtenmeisterschaften von Berlin gewonnen. Als Paula ihr Gesicht in dem kleinen Medaillonfoto entdeckt hatte, war auch ihre erste Frage gewesen, woher der Täter es haben könnte. Sie hatte dann im Netz recherchiert und einen Bericht von den Tennismeisterschaften gefunden.
    Chris mit Siegerlächeln.
     
    Zu Hause lag Kasimir auf der Kommode im Flur. Das war noch nie vorgekommen. Er sprang ihr nicht einmal entgegen, sondern drehte nur den Kopf. Müde oder beleidigt? Auf jeden Fall war es neu. Wurde er alt? Sie streichelte ihn, was er sich gefallen ließ. War er krank? Nein, seine Augen waren klar, sein Fell glänzte, und als sie weiterging, sprang er herunter und folgte ihr.
    Sie schob die Küchentür auf. Ralf saß unter der Lampe und verglich Bleistiftskizzen mit Fotos. In letzter Zeit erwartete er sie immer seltener mit einem Essen.
    Er sagte »Hallo«, stand auf und nahm sie in den Arm.
    »Gibt es etwas zu essen?«
    »Ich kann Tomatensuppe machen.«
    Sie hatte Hunger und ging mit ihm zum Kühlschrank, um nachzuschauen, was es sonst noch gab. Als das Licht vom Kühlschrank auf seine Schultern fiel, sah sie ein langes blondes Haar. Sie nahm es ab und hielt es ihm hin. Er lachte und sagte, das müsse von Antonia sein, der Freundin von Heiliger. Dann wusch er die Tomaten. Sie schaute hungrig in alle Fächer, schluckte eine Vitaminkapsel und beobachtete ihn beim Schnippeln. Ihr schien, als sei er muskulöser geworden, aber vielleicht war sein Hemd enger als sonst. Es war neu, er konnte es erst gestern oder heute gekauft haben.
    »Dein Hintern ist knackiger geworden. Machst du Sport?«
    Er antwortete nicht darauf, sagte stattdessen: »Heute war ein Kurator bei mir im Atelier. Er plant eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie mit dem Thema Stillleben durch die Zeiten . Und - stell dir vor - er will drei Bilder von mir dabeihaben.«
    »Gratuliere!« Sie nahm ihn in den Arm. »Wer hätte das vor einem Jahr gedacht.«
    Sie sah in den Topf, in dem er Tomaten, Zwiebeln und durchwachsenen Speck anbriet. »Neue Nationalgalerie ist nicht schlecht«, meinte er lässig.
    Sie klapste ihm zustimmend auf den Hintern.
    Er drehte die große Pfeffermühle über dem Sud, rührte Crème fraîche hinein, ließ alles noch einmal aufwallen und füllte den bereitgestellten Suppenteller.
    Sie freute sich aufs Essen. Wie konnten andere nur Suppen aus der Dose essen oder sogar aus der Tüte? Ralfs Suppen waren frisch und köstlich.
    Er erinnerte sie, dass sie sich Schlüssel nachmachen lassen wollte. Sie könnten sie nicht immer im Kellerfenster verstecken.
    Sie hatte so viel gegessen, dass sie sich nicht gleich hinlegen wollte. Er räumte den Tisch ab und setzte sich wieder an seine Zeichnungen. Sie ging ins Wohnzimmer und sah die Tagesschau. Dabei dachte sie an Chris. Was, wenn Bach doch recht hätte?
    In Gedanken setzte sie noch einmal die Informationen zusammen: Wenn es stimmt, was Bach sagt, haben wir es mit einem Mörder zu tun, der mit eiskalter Logik vorgeht. Er ist ein Planer, der die winzigsten Details bedenkt. Im Fall der Taubenfrau zieht er das Opfer aus, vergeht sich aber nicht an der Frau. Stattdessen behandelt er sie, wie ein Maskenbildner den Star für die große Szene vorbereitet. Nur sind die Frauen nicht der Star, sondern nur das Double, das stand-in für den Star, wie es im amerikanischen Film heißt. Der eigentliche Star ist Chris.
    Johanna Frenzi hat er dann gefoltert, wie in einer sich steigernden Fortsetzung. An ihr hat er sich vergangen. Mendels Spermien sind nachgewiesen worden.
    Doch nun kommt Bach mit der überraschenden These, dass der Täter nach seinem Profil niemals sein Sperma abgeben würde, und schließt daraus, dass Mendel nicht der Täter sei. Mendel hat den Sex mit Johanna eingestanden, sogar mit Gewaltanwendung und in der

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