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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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für Ralf gewesen sein. Und sie selbst war damit konfrontiert, dass sie die ganze Zeit nichts gemerkt hatte.
    »Und dann?«, fragte Justus nüchtern.
    »Was dann?«
    »Wie entwickelte sich Ihr Verhältnis zu Antonia Hartmann?«
    »Ich traf sie bei verschiedenen Anlässen.«
    »Allein oder mit Josef Heiliger?«
    »Meistens mit ihm. Aber auch allein. Sie war ein offener Mensch, da war man schnell befreundet.«
    »Wie würden Sie Ihre Beziehung zu ihr beschreiben?«
    Ralf warf Paula einen schnellen Seitenblick zu. »Freundschaftlich.«
    Dann war unsere Beziehung wohl auch freundschaftlich, dachte sie bitter und wusste, dass sie ungerecht war.
    Marius hakte ein: »Schließt freundschaftlich sexuelle Kontakte ein?«
    Ralf saß reglos und hielt den Kopf gesenkt. Sie kannte diese Haltung und wusste, dass er erregt war.
    Nun zog Justus seine Daumenschrauben an, wie er das immer nannte. »Die Ermordete war schwanger, und der Vater dieses Kindes sind Sie. Wussten Sie das?«
    Paula zeigte keine Regung. Sie wollte sehen, wie er mit dieser Situation fertig werden würde. Sie hatte oft genug ihre Verwunderung darüber geäußert, dass er sich so viel in der Gegenwart Heiligers aufhielt. Und Ralf hatte immer wieder betont, Erfolg habe für ihn keine Anziehung und könne sein Tun, Denken oder Fühlen nicht beeinflussen.
    »Ich hatte ein Verhältnis mit Antonia.« Ralf sah vor sich hin und goss sich Wein nach. Er ließ die Hand am Glas, trank aber nicht.
    »Von wann an?«
    »Ein Dreivierteljahr nachdem wir uns kennengelernt hatten.«
    »Erinnern Sie sich noch an das Datum? Oder an das Ereignis?«
    »Ich war an einer Sammelausstellung in der Fine Arts Gallery beteiligt. Heiliger hatte auch fünf Skizzen dabei. Er kam mit Antonia zur Vernissage, blieb aber nicht lange. Für ihn war das nur Pipifax. Er ließ Antonia allein zurück. Sie interessierte sich für meine Arbeiten. Hinterher gingen wir ins Oxymoron. Wir haben uns lange über die Ausstellung unterhalten, auch einiges getrunken, und dann wollte sie, dass ich sie nach Hause bringe, weil es in der Gegend einige Nächte davor einen Überfall gegeben hatte. Zum Dank lud sie mich noch auf einen Kaffee ein. Und dann bin ich geblieben.«
    Paula wusste, welche Ausstellung er meinte. Für ihn war es endlich ein Schritt in die Öffentlichkeit gewesen. Er hatte sie dabeihaben wollen, und sie wäre auch mitgegangen, aber sie stand kurz vor Abschluss eines großen Falles. Sie hatte eine ausgedehnte Verkehrskontrolle organisiert, um die Täter, die vom Balkan eingereist waren, zu schnappen, und musste die nächtlichen Stunden in dem Überwachungswagen verbringen. In der Zeit hatte er sich also mit Antonia amüsiert. Gegen vier, halb fünf war der absolute Tiefpunkt erreicht. Die Täter waren noch nicht aufgetaucht, sie fror und war müde. Sie hatte ihn zu Hause angerufen, um zu sagen, dass es noch dauern könnte, ihn aber nicht erreicht. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, war viel zu beschäftigt und erschöpft. Später hatte sie nachgefragt, und sie erinnerte sich jetzt noch genau an seine Antwort: Ich habe nichts gehört, sehr tief geschlafen.
    »Haben Sie Ihrem Freund Heiliger erzählt, dass Sie mit Antonia Hartmann ins Bett gingen?«
    Ralf sah Justus verächtlich an. »Heiliger ist nicht mein Freund. Ich habe es ihm auch nicht erzählt. Antonia wollte das nicht, und ich hatte ihr versprochen, niemandem etwas zu sagen.« Wieder warf er Paula einen schnellen Blick zu. Wollte er damit etwa Betrug und Lüge entschuldigen, weil er es dieser Frau versprechen musste? Und überhaupt, warum wollte sie es geheim halten, wenn sie so ein offener Mensch war?
    Genau das fragte Marius jetzt, und Paula wartete gespannt auf die Antwort.
    Missmutig antwortete Ralf: »Paula hat es doch schon gesagt - sie wollte ihn heiraten.«
    »Und dazu muss man lügen?«, fragte Justus.
    »Bei Heiliger, ja. Er hätte sie in die Hölle verbannt, wenn sie mit einem anderen nur geflirtet hätte.«
    Marius beugte sich leicht vor. »Warum hat sie es dann überhaupt getan?«
    Ralf blickte ihn mit einer Mischung aus Wut und Verachtung an und sagte nichts. Er wollte sich Rotwein nachgießen, aber die Flasche war leer.
    Marius stand auf und nahm ein Mineralwasser aus dem Kasten neben dem Kühlschrank. Er setzte sich wieder und füllte Ralfs Weinglas mit Wasser. Paula wusste, dass Marius nur gelegentlich ein Gläschen trank und es gar nicht mochte, wenn sich Menschen betranken.
    Ralf griff mit einer fahrigen Bewegung nach dem

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