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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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um den Hals gehängt. Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass er die Staatsanwältin genau wie die anderen Frauen gekidnappt hat. Wir wissen von Johanna Frenzi, dass er sie erst gefangen hielt, bevor er sie umbrachte. Wenn das hier auch der Fall ist, könnte Frau Gregor noch am Leben sein, und wir hätten eine Chance, sie zu befreien, wenn -« Sie hatte plötzlich ein so starkes Sodbrennen, dass ihr die Stimme versagte. Sie trank einen Schluck Wasser und fuhr dann fort: »Wenn wir sie finden, wollte ich sagen.«
    »Die erste Maßnahme muss die Observierung Heiligers sein«, sagte Justus.
    Er hatte zweifellos recht, und sie bat ihn, sofort das MEK anzurufen und die Sache auf den Weg zu bringen.
    »Gut, ich mach das von Marius’ Büro aus, dann störe ich euch nicht«, sagte er und verließ den Raum.
    »Vielleicht ist sie ja inzwischen wieder zu Hause«, sagte Tommi.
    Paula gab Marius ein Zeichen, und er berichtete von seinen Versuchen, die Staatsanwältin zu finden, von der Durchsuchung ihrer Wohnung, vor der er anschließend einen uniformierten Beamten postiert hatte. Er hatte sich bisher nicht gemeldet.
    Waldi hatte immer wieder leise Flüche ausgestoßen. Jetzt sagte er: »Die einzige Möglichkeit ist, über das Fernsehen eine Bitte an den Täter zu richten, Frau Gregor nichts anzutun und sie laufen zu lassen.«
    Das hatte Paula auch schon erwogen und eigentlich kein Argument dagegen gefunden. Sie diskutierten eine Weile über das Für und Wider und beschlossen, Waldi mit der Durchführung zu betrauen.
    Am längsten dauerte die Auseinandersetzung über die Chancen eines Polizeigroßeinsatzes. Paula hatte Erfahrung damit und wusste, wie lang der Behördenweg war, um zusätzliche Einheiten aus den verschiedenen Referaten, von den uniformierten Polizeitruppen und aus den Berliner Randgebieten zu bekommen. Da sie überhaupt keinen Hinweis hatten, wohin der Täter die Frauen verschleppte, um sie zu töten und herzurichten, hätte man sämtliche Verkehrsknotenpunkte Berlins absperren und kontrollieren müssen. Eine Aufgabe, die kaum ohne Militär zu leisten war.
    Bach hatte die ganze Zeit nichts gesagt, was möglicherweise auch dazu beitrug, dass sich in diesem Moment von Ohnmacht der Frust gegen ihn wandte. Man forderte von ihm Anhaltspunkte für den Aufenthalt des Täters, die sich aus dem Profil seiner Persönlichkeit und seiner Gewohnheiten ergäben. Dabei benutzte jeder Zitate von ihm, Aussagen, die er über den möglichen Täter irgendwann gemacht hatte; auch Paula beteiligte sich daran.
    Bach ließ alles über sich ergehen, und als niemandem mehr etwas einfiel, sagte er ruhig: »Er wird wieder töten, das ist Ihre Chance.«
    Dieser Satz traf Paula. Vom Zeh bis zum Scheitel setzte er ihren Körper unter Spannung, die nach einer heftigen Aktion verlangte. Stattdessen blieb ihr nichts, als auf die Uhr zu schauen und darauf zu warten, dass Ralf erschien, um die Fragen zu beantworten, die in einer solchen Ermittlung auf jeden warteten, der einem der Opfer oder dem Täter zu nahe gekommen war.
    Es war schon zehn nach elf, und der sonst so pünktliche Ralf war noch nicht da.
    Vielleicht war er beim Pförtner hängen geblieben oder in ein falsches Büro gegangen oder Justus in die Arme gelaufen. Doch Justus kam gerade herein, um allen mitzuteilen, dass seine Bemühungen vergeblich gewesen waren. Das MEK hatte zwar sofort reagiert und Leute eingesetzt, aber Heiliger war nirgendwo zu finden.
    »Ist er verschwunden?«, fragte Paula aufgebracht.
    Justus nickte. »So sieht es aus.«
    »Was können wir tun?«, fragte Bach.
    »Sie bemühen sich weiter und werden sich sofort melden, wenn sie irgendeinen Hinweis haben«, antwortete Justus.
    Da er es auch war, der Ralf befragen sollte, weil Paula befangen war, erkundigte sie sich, ob er Ralf begegnet wäre oder irgendetwas von ihm gehört habe.
    »Ich habe ihn kurz nach elf auf dem Handy angerufen, weil ich wissen wollte, wann er kommt.«
    »Und?«
    »Er sagt, es geht ihm nicht gut, er kann nicht kommen.«
    Paula entschied: »Wir fahren hin.«
    Justus nickte. »Dann sollten wir noch einen von uns mitnehmen. Du zählst ja nicht.«
    »Nein, ich zähle nicht.« Der Doppelsinn der Worte hinterließ einen schlechten Geschmack im Mund. »Aber ich will dabei sein. Ich muss wissen, was Ralf zu dem Fall zu sagen hat.«
    Justus widersprach nicht, stattdessen sagte er: »Schöne Scheiße.« Es sollte wohl Mitgefühl ausdrücken.
    »Worum geht es?«, fragte Bach

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