Im Herzen Rein
gehalten.«
»Aber warum wollte sie das unbedingt?«
»Sie hat Heiliger bewundert. Wahrscheinlich hat sie ihn geliebt. Irgendwie.«
»Irgendwie? Wie meinst du das?«
»Sie hatte wenig Sex mit ihm.«
»Was heißt das, wenig Sex?«
»Das ist sein wunder Punkt.«
»Was denn?«
»Er hat Probleme mit dem Sex.«
»Heißt das, er kann nicht?«
»Er hat Potenzprobleme. Und leidet darunter.«
»Dann war es ihm vielleicht ganz recht, dass sie dich als Liebhaber hatte?«
»Er hat es nicht gewusst. Vielleicht hat er es geahnt und nichts gesagt. Auf jeden Fall dachte er, dass das Kind von ihm war.« Dann fragte er aufgeregt: »Du meinst, er könnte Zweifel daran gehabt haben?«
Darauf ging Paula nicht ein. Sie dankte Ralf für seine Offenheit und beendete das Gespräch.
Eine Weile starrte sie gegen die Wand.
Dann gab sie sich einen Ruck, stand auf und verließ das Büro.
59
Paula setzte sich ins Auto und fuhr los. Sie wusste nicht, wohin. Während der Fahrt gestand sie sich dann ein, dass sie zum Kempinski fuhr. Falls Jonas da sein sollte, würde sie ihn kurz sehen, sie konnte eine Aufmunterung gebrauchen. Nach dem Kaffee würde sie gleich weiterfahren und sich den nächsten Schritt überlegen, der jetzt möglich war. Im Moment konnte sie sowieso nicht denken.
Als sie an der Rezeption nach Dr. Schumann fragte, stellte der Concierge sie durch und reichte ihr den Hörer. Jonas freute sich und bat sie hochzukommen.
Sie spürte ihren Herzschlag bis zum Hals, als sie klopfte.
Lächelnd stand er in der Tür. »Ich hatte so gehofft, dich wiederzusehen.« Er zog sie ohne ein weiteres Wort an sich und hielt sie im Arm. Ihr gefiel, wie zärtlich er war, und sie küsste ihn. Sie zog ihn zum Schlafzimmer, und sie fielen aufs Bett.
Als er in ihr war, spürte sie Vertrautheit und Hitze. Sie bebte. Das Gefühl war so groß, dass sie gleichzeitig weinte und lachte. Schließlich lag sie wohlig in seinen Armen. Er hielt sie fest, und am liebsten hätte sie die Zeit angehalten.
»Ich liebe dich«, sagte er leise und so oft, bis sie in einen kurzen Dämmerschlaf fiel.
Als sie die Augen öffnete, betrachtete er sie. »Ich habe dich immer schon geliebt.«
»Wolltest du nicht mal heiraten?«
»Ich hatte große Angst vor diesem Augenblick, dachte aber, es würde schon alles klappen. Aber dann war ich plötzlich in Panik.«
»Wieso?«
»Jemand hatte meinen Namen gerufen, vielleicht einer der Hochzeitsgäste oder irgendjemand von den Trauzeugen, keine Ahnung, doch in dem Moment klang es für mich wie deine Stimme. Es war völlig verrückt, aber dadurch wurde mir mit einem Schlag klar, dass es um Wahrheit geht und ich kurz vor einer großen Lüge stand.«
»Wieso Lüge?«
»Ich wusste, dass ich dich liebe.«
»Mein Gott.«
»Ja. Du weißt, dass ich dann weggelaufen bin. Es war ein Skandal.«
»Meine Mutter hat mir davon erzählt. Niemand im Dorf konnte sich das erklären.«
»Nun weißt du es. - Wie fühlst du dich?«
»Wie im Märchen.« So meinte sie es auch.
»Und wie soll das Märchen weitergehen?«
Sie seufzte. »Ich weiß es nicht.«
»Wie wünschst du es dir denn?«
»Dass du mich auf einem fliegenden Teppich jeden Abend besuchst.« Sie lachte. »Außer mittwochs. Da gehe ich mit meiner Staatsanwältin Tennis spielen.« In diesem Augenblick konnte sie sich nicht vorstellen, dass Chris irgendetwas passieren würde.
»Dann schaue ich euch zu.«
Paula wälzte sich mit einem Schwung auf ihn und fasste fest in sein Haar.
»Das geht nicht.« Sie biss ihm leicht in die Nasenspitze.
»Warum nicht?«
»Sie würde dich verführen. Sie kriegt jeden Mann.«
»Du lebst doch mit einem zusammen. Hat sie ihn schon gehabt?«
»Sie will ihn nicht. Aber dich würde sie wollen.«
»Ich würde dir treu sein. Ich war es ja schon bis jetzt.« Paula lächelte sanft. »Im Wesentlichen.«
Er lächelte ebenfalls. »Du bist sehr genau.«
»Wir beschließen einfach nichts. Wir warten ab, was passiert.«
»Das kann ich dir sagen: Du musst den Täter jagen, und morgen früh geht meine Maschine.«
»Das sind die Welten, in denen wir leben.«
»Aber wenn du den Täter hast, komme ich, und wir feiern deinen Sieg.«
Sie hätte diese Stimmung noch etwas genießen wollen, aber seit sie Chris erwähnt hatte, hallte ihr der Name durch den Kopf. Sie sprang auf und zog sich an.
»Was ist denn los mit dir?«
»Ich muss los. Ich ruf dich später an.«
60
Als sie aus dem Hotel kam, bedankte sie sich bei dem Portier dafür, dass sie ihren
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