Im Herzen Rein
Wagen auf einen der Hotelparkplätze stellen durfte.
»Da braut sich was zusammen«, sagte der Mann mit einem Blick zum Himmel.
»Das geht vorüber«, rief sie, während sie schon den Wagen aufschloss. Sie lächelte. Im Moment schien ihr, als würde alles Unheil vorüberziehen. Sie reckte sich, bevor sie in den Wagen stieg. Natürlich wäre sie gerne noch geblieben, aber die Sorge um Chris hatte sie nur für eine kurze Zeitspanne losgelassen.
Sie rief Justus an, um zu hören, ob das MEK Heiliger aufgespürt habe, doch sie hatten ihn nicht aufgefunden, er war verschwunden. Es war ein Fehler gewesen, dass er nach seiner Entlassung nicht gleich observiert worden war, denn womöglich hätte er sie an den Ort seiner Verbrechen geführt. Es blieb ihr jetzt nichts anderes übrig, als all seine Aussagen im Einzelnen zu überprüfen.
Langsam fuhr sie den Kurfürstendamm hinauf und ging Heiligers Angaben Satz für Satz durch, insbesondere seine Aussage über Bachs Besuch in seiner Suite. Irgendetwas daran kam ihr sonderbar vor.
Warum hatte Bach Heiliger nach seiner Rede angesprochen? Er hatte ihn in der Tapas-Bar bedroht, und dennoch geht Bach zu seiner Party und spricht ihn an. Für Heiliger war er als Profiler interessant, und es war für Bach vermutlich nicht schwierig, Heiliger dazu zu kriegen, ihn in seine Suite einzuladen. Was hatte Heiliger angeblich zu ihm gesagt? »Kommen Sie doch auf einen Sprung hoch.« Wer wollte nun unbedingt den anderen treffen: Heiliger - Bach oder: Bach - Heiliger? Wenn Bach diese Begegnung geplant hatte - und so war Heiligers Darstellung angelegt -, warum hatte er sie dann nicht vorher davon unterrichtet? Schließlich war sie die Ermittlerin und er nur Berater. Laut Heiliger hatte Bach unten vom Fahrstuhl aus angerufen, damit er ihm die Kombination sagte und er hinauffahren konnte. Aber oben habe er nichts Interessantes zum Besten gegeben, sodass Heiliger sich fragte, wieso Bach überhaupt gekommen war. Damit schien Heiliger von sich ablenken zu wollen, um Bach in Verdacht zu bringen. Wenn Bach aber tatsächlich die Kombination für den Fahrstuhl von Heiliger erhalten hatte, dann hätte er den Fahrstuhl betreten, das Foto dort hinlegen und ein Gift versprühen können, um Chris zu betäuben. Das würde allerdings voraussetzen, dass er über ihren beabsichtigten Besuch bei Heiliger in der Hotelsuite informiert gewesen war. Doch wenn es stimmte, dass Heiliger sie gar nicht angerufen hatte? Dann müsste Bach sie angerufen und sich als Heiliger ausgegeben haben. Vielleicht war das möglich: Während der Party war er auf Chris’ Handy wegen des Lärms sowieso schwer zu verstehen. Paula hatte ja ein längeres Gespräch mit ihm geführt. Doch Bach hätte sich dennoch unbemerkt zurückziehen können, um Chris eine Nachricht zu hinterlassen.
Während sie an einer Ampel hielt, ließ sie diese Gedanken auf sich wirken. Dann ging sie noch einen Schritt weiter: Wenn es stimmte, dass der Täter Chris auf der Parkbank hatte kopieren wollen, dann musste er davon ausgegangen sein, dass sie als Staatsanwältin zum Tatort kommen würde. Denn wenn er ihr Angst machen wollte, dann wollte er, dass sie der Toten gegenüberstand, die auf dem Platz saß, auf dem sie in ihren Mittagspausen auch gesessen hatte. Zuständig für den Mordfall Silvia Arndt war aber eigentlich Staatsanwalt Neuenfeld, Chris nur im Falle seiner Abwesenheit. Er hätte also Neuenfeld ausschalten müssen.
Inzwischen war Grün, aber die Frau vor ihr fuhr nicht los.
Paula nahm ihr Handy und rief Neuenfeld an. Chris hatte ihr zwar erzählt, weshalb Neuenfeld ausgefallen war, aber sie wollte es sich jetzt ganz genau erklären lassen.
Er war gleich dran. »Ich hatte in der Nacht Dienst, aber gegen drei habe ich einen Anruf bekommen, meine Mutter sei ins Krankenhaus eingeliefert worden und ich müsste kommen.«
»Da sind Sie sofort losgefahren.«
»Ich bin nachts über die Autobahn gerast, in der Angst, meine Mutter vielleicht nicht mehr lebend anzutreffen.
Aber bei meiner Ankunft stellte sich alles als übler Scherz heraus. Zum Glück war sie wohlauf.«
»Haben Sie herausgefunden, wer Sie angerufen hat?«, fragte Paula.
»Nein. Ich habe das Ganze überhaupt nicht witzig gefunden und habe hin und her überlegt, wer der Anrufer gewesen sein könnte. Meine Tenniskollegen, die immer zu Streichen aufgelegt sind, haben empört abgewehrt. Sie fanden es einen zu makabren Scherz, jemanden an das Sterbebett seiner Mutter zu
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