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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Rucksack und stürzte hinaus. Tränen standen ihr in den Augen, und sie suchte Zuflucht auf dem Mädchenklo, wo sie sich einschloss, bevor die anderen sie finden konnten.
    Schließlich waren sie verschwunden, und auch auf dem Flur hörte sie nichts mehr. Langsam öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Niemand mehr da. Nun erst traute sie sich auf den Heimweg. Traurig ging sie durch den Flur, vorbei an den Garderobenhaken, an denen noch ihr Turnbeutel hing.
    Plötzlich stand er vor ihr. Vor Schreck ließ sie ihren Rucksack fallen.
    »Hallo, Paula.«
    Jonas hatte auf sie gewartet!
    »Und? Hast du ein gutes Gefühl bei den Rechenaufgaben?«
    »Ich hätte schon alles gewusst, aber dann hat mir Frau Mundner ja das Heft weggenommen.«
    Sie bückte sich, um ihren Rucksack aufzuheben. Als sie sich aufrichtete, bemerkte sie, dass sein Blick auf ihre halb offen stehende Bluse gerichtet war. Verlegen raffte sie den Stoff zusammen.
    »Das muss dir vor mir nicht peinlich sein«, beruhigte er sie. »Warte, ich helfe dir.«
    Aus einer Brusttasche seiner Lederjacke zog er eine Sicherheitsnadel und fasste in den oberen Rand des Hemdes. Als seine Knöchel dabei ihren Hals berührten, hielt sie den Atem an.
    »Siehst du, alles wieder in Ordnung.«
    Und so, wie Romy Schneider es tun würde, hauchte sie »Danke schön, Jonas, das war sehr nett von dir.«
    In Würzburg, als sie mit ihm essen war, hatte sie nach dem dritten Glas Wein wissen wollen, warum er in dieser einen Stunde neben ihr gesessen hatte.
    Er behauptete, man habe ihm die Aufsicht übertragen, weil die Mathelehrerin während der Klassenarbeit zu einer Schulkonferenz musste. Aber warum hatte er dann nicht vorne am Pult gestanden, sondern neben ihr gesessen? So viele Jahre danach war es nicht mehr herauszufinden, und offen gestanden war es ihr auch egal.
    Ihr Beruf war desillusionierend und verlangte ihr Härte ab. Fakten. Logik und Rationalität waren ihr tägliches Brot. Aber wenn sie zurückging in ihre Kindheit, fand sie viele Traumbilder.
    Nur hatte sie jetzt leider keine Zeit, sie hatte viel zu tun und musste sich darauf konzentrieren.
    Sie wählte Chris’ Büronummer.
    »Hallo Chris. Ich komme eben aus der Teambesprechung und würde dir gern noch ein paar Fragen zum Tatort stellen, nachdem ich jetzt die Fotos gesehen habe.«
    »Soll ich in die Keithstraße kommen?«
    »Im Moment passt es nicht so gut. Ich dachte, wir könnten heute Abend etwas essen gehen. Ich habe mal wieder Appetit auf chinesisch, das habe ich irrsinnig lange nicht gegessen.«
    »Wie wäre es denn mit thailändisch?«
    »Nein, chinesisch. Mit Glutamat.«
    »O Gott. Um siebzehn Uhr habe ich einen Termin. Danach rufe ich dich an. An welchen Chinesen denkst du?«
    »Hongkong Garden, Fasanen-/Ecke Kantstraße«, sagte Paula.
    Sie verließ das Büro, um in die Wohnung des Opfers zu fahren. Sie nahm niemanden mit, denn sie brauchte eine Weile für sich allein.

11
    Sie hatte ihr Auto ein Stück entfernt vom Büro geparkt und freute sich über ein paar Schritte an der frischen Luft. Doch schon nach kurzer Zeit hatte sie das ungute Gefühl, dass jemand hinter ihr ging. Als sie ihren Wagen öffnete, stand Marius an der Beifahrertür und sah sie über das Autodach hin an. Seine Haut war braun gegerbt durch die vielen Stunden, die er mit Kajakfahren verbrachte, und ließ seine Zähne noch weißer blitzen. Er rauchte nicht, roch immer angenehm frisch, ob morgens oder abends, wie sie es bei keinem anderen sonst kannte. Er war anziehend für Frauen, aber es war ihr nicht aufgefallen, dass es ihm bewusst war.
    »Marius, was machst du hier?«
    Er hatte die Arme auf das Autodach gelegt und sein Kinn auf die Handrücken. Jetzt hob er den Kopf ein wenig und zog die Augenbrauen gespielt sorgenvoll zusammen. »Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, um dich allein zu sprechen.«
    Paula zog ihrerseits die Augenbrauen hoch und grinste.
    »Keine andere Möglichkeit, als mir wie ein Verbrecher zu folgen?«
    »Kommt es dir so vor?«
    »Du bist ein ganzes Stück hinter mir hergegangen, das nenne ich verfolgen.«
    »Du lässt mir keine andere Wahl. Ich hatte schon vor deinem Urlaub das Gefühl, dass du mich meidest und dich lieber von Tommi oder Max begleiten lässt.«
    »Das bildest du dir ein. Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst. Wir sind doch nun schon seit Jahren befreundet. Und jetzt kommst du mir damit.«
    »Sicher spürst du, dass ich mehr für dich sein möchte als nur ein befreundeter Kollege.«
    »Was ist

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