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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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anderen zu verständigen, weil sie ihre Spiegeleier warm essen wollte, es dann aber doch für besser gehalten, die Anrufe selbst zu machen. Sie wollte die Kollegen für die Zusammenarbeit positiv stimmen und eine mögliche Ablehnung Bachs von Anfang an verhindern. Es war das erste Mal, dass sie einen externen Berater hinzuzogen.
    Tommi war sofort einverstanden. Er ließ in seiner Freizeit keine Folge der amerikanischen Serien aus und frohlockte: »Super! Da muss er uns ein paar Fälle erzählen.« Auch die anderen Kollegen konnte sie mit Bachs Biografie beeindrucken.
    »Die Eier sind gleich kalt«, rief Ralf aus der Küche.
     
    Im Büro begrüßte Ulla sie aufgeregt. »Dieser Jonas Schumann hat wieder angerufen.«
    »Hast du ihm nicht gesagt, dass ich keine Zeit habe?«
    »Doch. Er hat sich ja auch sehr entschuldigt und will nur einmal kurz Hallo sagen nach so langer Zeit. Er sagt, er ist mit dir zu Schule gegangen.«
    »Ja, stimmt. Also gut, gib mir die Nummer.«
    »Alle warten schon.«
    »Danke, ich komme gleich.«
    Jonas! Schon wieder.
    Sie sah seine blitzenden Augen vor sich und die Grübchen, wenn er lachte, in die sie so verliebt gewesen war. Das Schlimme an der Pubertät war gewesen, dass sie sich manchmal so völlig orientierungslos gefühlt hatte. Und dann auch niemanden fragen konnte. Als wären Fragen das Eingeständnis von Dummheit gewesen. Und Bescheidwissen war Erwachsensein. Teilweise fühlte sie sich erwachsen, viel erwachsener, als ihre Eltern sie behandelten, teilweise aber fühlte sie sich ganz kindlich, und vieles tat sehr weh. Die Eltern sahen sie überhaupt nicht so, wie sie war. Sie war fremd in ihrer eigenen Familie. Manchmal hatte sie sich vorgestellt, sie würde ihrem Vater die Medikamente aus seinem Praxiszimmer klauen und sie alle auf einmal schlucken, um zu sterben. Sie hatte dann weitergeträumt, ihre Eltern würden schluchzend hinter ihrem Sarg hergehen und jammern, dass sie nicht liebevoller mit ihr umgegangen waren. Aber nachdem es Jonas gab, verschwanden diese Fantasien, denn nun träumte sie, dass sie jederzeit mit ihm fliehen könnte. Das tröstete sie, und sie war abwechselnd wütend, resigniert und auf rosa Wolken, von denen sie leider immer wieder abstürzte.
    Sie war sich damals sicher, dass ihre Liebe zu ihm heilig war, weil sie ihm zum ersten Mal im Gottesdienst begegnete. Gott hatte die Augen darauf. Die Eltern würden sie belächelt haben, wenn sie es gemerkt hätten, so hatte sie es vor ihnen versteckt. Ihrer Schwester hatte sie nichts gesagt, und auch sonst kannte niemand ihr Geheimnis. Sie glaubte damals an Gott und überlegte jetzt, ob sie an Gott geglaubt hatte, weil Jonas sein Messdiener war, oder ob sie in Jonas so verliebt war, weil er Gott diente.
     
    Als Paula den Sitzungsraum betrat, spürte sie die Anspannung der anderen. Sie waren alle versammelt und warteten auf den Profiler. Es war aufgeräumt wie nie, und der Tisch war vorbildlich eingedeckt: Kaffee, Mineralwasser, Tassen und Gläser neben den Unterlagen und Notizblöcken. Die Sitzordnung war mit Chris abgesprochen: Professor Bach am Kopfende, sie als Staatsanwältin ihm gegenüber und die anderen zwischen diesen beiden Polen, Paula in der Mitte.
    Tommi zog hastig die Tür zu. »Sie kommen.«
    Chris hatte ihre Haare zusammengebunden, trug Jeans, Jackett, Perlenkette und Seidentuch. Bach war wieder im pfeffergrauen Anzug, mit einem dunkelblauen Hemd und braunen Schuhen der teuren Sorte. Er kam auf Paula zu, begrüßte sie und nickte in die Runde.
    Waldi stand ihm am nächsten. Mit seinem blonden Lockenkranz um die Glatze herum und dem Sonnenstrahl, der ihm ins Gesicht fiel, sah er aus wie ein griechischer Gott.
    »Das ist Waldemar Wehland«, stellte Paula ihn vor.
    Bach gab ihm die Hand. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.«
    Als Nächsten stellte sie Babyface Max Jahnke vor, anderthalb Kopf größer als Bach, der nun zu ihm aufblickte und bemerkte: »Sie sind der Jüngste?«
    Max lachte, als sei es ein Kompliment.
    »Marius Seefeld«, sagte Paula. Marius fuhr sich mit seiner linken Hand schnell durch sein borstiges dunkles Haar. Eine Unsicherheit, obwohl er immer so gelassen war?
    Danach kam Tommi. Er hatte sich wieder im Sonnenstudio nachgebräunt, und Paula musste an Ralfs Bemerkung »Schwarzenegger für Arme« denken. »Tommi Blank«, stellte sie ihn vor. Sein Händedruck war so kräftig, dass jeder das Gesicht verzogen hätte, aber Bach lächelte. Dann wandte er sich Herbert Justus zu, der sein

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