Im Himmel ist die Hölle los
nach?« fragte Björn neugierig.
Jane runzelte die Stirn. »Das ist eine gute Frage«, antwortete sie. »Zuerst habe ich geglaubt, ich sei gestorben und in die Hölle gefahren. Aber dann habe ich gedacht, Moment mal, wenn das hier die Hölle sein soll, dann müßte ich hier auch alle diejenigen sehen können, die auf die Idee gekommen sind, Fruchtsaft in kleine Pappkartons abzufüllen, an denen einzelne Strohhalme kleben.« Sie seufzte. »Deshalb vermute ich, daß es sich eher um Möglichkeit Nummer zwei handelt.«
Genaugenommen schnalzte Björn nicht ungeduldig mit der Zunge, weil man so etwas im Angesicht vollendeter Schönheit nicht tut. Dennoch war an seinen Kiefermuskeln ein leichtes Zucken zu bemerken. »Fahren Sie fort«, bat er.
»Das bedeutet, wir befinden uns bei irgendwem im Kopf«, fuhr Jane fort.
Es trat eine Pause ein, die Björn mangels passender Worte zum Nachdenken nutzte.
»Nein«, erwiderte er schließlich. »Schon weil wir in einen Kopf gar nicht reinpassen würden, ohne daß unsere Beine zu den Ohren raushängen und so.«
Jane setzte sich auf ein Stück Mauerwerk und untersuchte die Schäden an ihrem Schuhwerk. »Das ist bestimmt alles eine Frage der Dimensionen«, entgegnete sie seufzend. »Ich kann mich irren, aber ich habe so das Gefühl, daß Sie und Ihresgleichen wesentlich flexibler sind als wir, wenn es um solche Dinge geht. Ich meine«, fügte sie mit einem leichten Schauder hinzu, »zum Beispiel diese ganze Sache mit der Zeitabteilung …«
Björn runzelte die Stirn. »Was hat denn das miteinander zu tun?«
»Keine Ahnung«, gestand Jane. »In der Schule habe ich beim Physikunterricht immer in der letzten Reihe gesessen und Seeschlangen auf den Seitenrand gemalt. Ich glaube einfach, daß jemand, der zwei Fahrspuren des späteren Römischen Reichs absperren kann, nicht allzu große Schwierigkeiten haben dürfte, uns beide zwischen seinen Ohren zu verstecken.«
Das mußte Björn einen Moment lang verdauen. »Schön, also befinden wir uns bei irgendeinem Burschen im Kopf. Kein Problem.«
Er stand auf, ergriff einen großen Stein und schlug damit gegen eine Wand. Von der Decke rieselte in kleinen Wolken Putz herab.
»Was machen Sie da?« wollte Jane wissen.
»Na ja«, antwortete Björn zwischen keuchenden Atemzügen, »wenn Sie recht haben, müßte hier schon bald ein großes Loch sein und einiges an Aspirin hereingeschwirrt kommen. Und in dem Augenblick werden wir …«
Jane seufzte. »Nun, vielleicht habe ich das Ganze etwas zu vereinfacht dargestellt«, räumte sie ein. »Ich meine, ja, wir befinden uns bei diesem Wesen im Kopf, aber gleichzeitig auch in einer anderen Dimension. Wissen Sie, diese Dinge sind hochkompliziert.«
»Ach so?« Björn sackte zusammen und ließ den Stein fallen. »Was haben Sie dann vor?«
»Gar nichts, ehrlich«, antwortete Jane traurig. »Ich fürchte, wir sitzen in der Falle, falls Sie das wirklich wissen wollen. Ich glaube, wir hängen hier für immer und ewig fest. Toll, was?«
Björn schüttelte entschieden den Kopf. »Nee, da irren Sie sich«, widersprach er. »Sehen Sie, alles, was es gibt, ist ein Dingsbums … na, ein Gegenstand eben, richtig? Und jeder Gegenstand kann zerschlagen, zertrümmert oder kaputtgemacht werden, stimmt’s? Wir brauchen also nur rauszufinden, an welcher Stelle wir ihn eintreten können, und schon sind wir weg.« Er richtete sich wieder gerade auf, zog die Schultern zurück und begann, den Raum zielbewußt rundum abzuschreiten, wobei er hin und wieder stehenblieb, um den Kopf kräftig gegen die Wände zu schlagen.
Jane für ihren Teil schlang die Arme um die Knie und rollte sich zusammen. Eingesperrt zu sein, war schon schlimm genug; sie wäre wirklich auch bestens ohne Björns Gesellschaft ausgekommen. Ihr idealer Gefährte für den Rest der Ewigkeit war … Nun ja, wie das so ist, gehörte diese Frage nicht zu den Themen, über die sie sich großartig Gedanken gemacht hatte – dazu hatte vor allem das Abitur gehört, dann kurz die Regenwälder und die Bedrohung durch Nuklearwaffen und in letzter Zeit hauptsächlich die Menge der angefallenen Kleidungsstücke, die noch gebügelt werden mußten –, aber es war ganz bestimmt kein ein Meter achtzig großer, blonder, nordischer Blödmann, dessen Lektüre wahrscheinlich bei Alkoholgehalt 4,5% vol – Leere Dose bitte in die dafür vorgesehenen Sammelbehälter geben haltmachte. Falls ihr jemand nicht wohlgesinnt war, hatte er bisher wirklich ganze Arbeit
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