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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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mitbringen, das ist Gehirnwäsche!
    Demonstrativ musterte Gänger den Fußboden. »Sieht ganz so aus, als ob der so was mal gut gebrauchen könnte«, merkte er an. »Wenn Ihre Mutter den Boden hier sehen könnte, würde sie Ihnen …«
    Lassen Sie bloß meine Mutter aus dem Spiel.
    »Kann ich machen«, murmelte Gänger. Dann ging er zur Spüle hinüber, nahm ein von einer Käsekruste überzogenes Gemüsemesser und machte sich damit an der Hülle des Päckchens zu schaffen. »Hängt ganz davon ab, wie einsichtig Sie sind.«
    Was haben Sie da überhaupt drin?
    »Schuldgefühle«, gluckste Gänger. »Spitzenveredelte, nach strenger Industrienorm hergestellte, hochkonzentrierte Gewissensbisse. Niesen Sie also zu unser beider Wohl lieber nicht, und machen Sie auch keine heftigen Bewegungen. Sonst verbringen Sie den Rest Ihres Lebens mit Leuten, die sambische Armeemesser bei sich tragen.«
    Sie Scheißkerl.
    Gänger entgegnete nichts.
    Ich glaube, Sie bluffen nur. Das würden Sie nicht wagen.
    »Wetten?«
    Wenn Sie auch nur einen Tropfen von dem Zeug freisetzen, werde ich Sie umbringen, sobald Sie herauskommen.
    »O nein, das werden Sie nicht tun«, widersprach Gänger grimmig. »Ihnen wird alles, was Sie sonst noch getan haben, dermaßen leid tun, daß Sie mich ganz bestimmt darum bitten werden, Sie weiterhin für uns arbeiten zu lassen. Das hier ist eine erstaunliche Substanz«, fügte er unbekümmert hinzu. »In dem Werk, in dem das Zeug hergestellt wird, müssen sie alle fünf Minuten Pause machen, um zu beichten.«
    Die Wände schienen ein wenig zusammenzuschrumpfen. Der Fußboden zitterte.
    »Genaugenommen sind einige der Sachen, die dort gebeichtet werden, kaum zu glauben«, fuhr Gänger fort. »Neulich hat der stellvertretende Produktionsleiter bei den Zeitungen angerufen und behauptet, für den San Andreas Fault verantwortlich zu sein. Der hat denen erzählt, er persönlich habe die Verwerfungszone entwickelt. Wir hatten alle Hände voll damit zu tun, die Geschichte zu vertuschen, das kann ich Ihnen aber sagen …«
    In Ordnung. Sie haben gewonnen. Legen Sie das Päckchen weg.
    »In meiner linken Innentasche steckt ein Fünf-Jahres-Vertrag«, sagte Gänger langsam. »Außerdem ein Stift. Und ein aufblasbares Sitzkissen, um darauf in aller Ruhe abzuwarten.«
    In Ordnung! Legen Sie es bloß weg, bevor Sie es noch fallen lassen oder so was.
    »Danke«, seufzte Gänger. »Sie werden es nicht bereuen. Oder zumindest nicht halb so sehr, wie Sie es getan hätten, wenn ich …«
    In Ordnung!
     
    Es entwickelte sich ein konfuser Nebel.
    Er hielt für kaum einen Sekundenbruchteil an, und das war auch gut so. Stellen Sie sich eine Breitwandprojektion der Rocky Mountains vor, die durch ein fünf Zentimeter großes Loch hindurchgezogen wird.
    »Da wären wir also«, sagte Gänger fröhlich. »Alle sicher und …«
    Der Personalchef blickte auf und ließ seinen Gefangenen los. »Was zum Teufel haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?« verlangte er zu wissen. Der Gefangene stöhnte schwach auf, neigte sich nach vorne und brach zusammen. Gänger blickte auf ihn hinunter.
    »Es gab überhaupt keinen Grund, so brutal zu werden«, sagte er vorwurfsvoll. »Nebenbei, wir brauchen ihn noch.«
    Der Personalchef warf Gänger einen bösen Blick zu. »Ich bin nicht brutal geworden«, rechtfertigte er sich. »Es sei denn, man bezeichnet es bereits als brutal, dreimal hintereinander die Handlung von Tristan und Isolde zu erklären und gleichzeitig zu versuchen, sie interessant klingen zu lassen«, fügte er verbittert hinzu.
    »Das hört sich für mich allerdings wirklich ziemlich brutal an«, erwiderte Gänger. »Trotzdem, macht nichts, jetzt sind wir ja alle wieder da.« Er blickte nach unten und stieß den zusammengesackten Körper mit der Zehe an. »Kann den nicht mal jemand mit einem Eimer Wasser oder so was begießen?«
    »Entschuldigen Sie …«
    Gänger und der Personalchef blickten sich um.
    »Entschuldigen Sie«, wiederholte Jane, »aber die Abmachung ist hinfällig. Sie ist erzwungen worden und war absolut unfair, und ich unterschreibe überhaupt nichts.«
    Sie verschränkte die Arme, und gleichzeitig trat Björn einen Schritt vor. Gegen ihn wirkte ein Aktenschrank direkt handlich, und obwohl es unbestreitbar war, daß bloße körperliche Gewalt bei Leuten wie Gänger und dem Personalchef nicht das geringste bewirken würde, wichen die beiden doch ein Stückchen zurück. Schließlich konnte man nie wissen, ob ihm das auch klar

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