Im Himmel ist die Hölle los
Flugtickets.
Obwohl sie nicht im geringsten darüber erstaunt war, auf welche Art und Weise die Dokumente feste Gestalt in ihrer Hand angenommen hatten, stellte sie doch mit einiger Überraschung fest, daß es sich um Rückflugscheine handelte, auf denen weder die Abflugzeit noch das Flugziel angegeben waren.
»Ach, komm schon!« rief sie gereizt gen Himmel. »Entweder war die ganze Sache mit den freien Wünschen ein Witz oder nicht. Beides gleichzeitig geht nicht.«
Eine Nonne blickte sie vorwurfsvoll an.
»Sie halten sich gefälligst da raus!« fauchte sie Jane an.
Jane änd Bjor Blaiblollolob, Passegiere des Bie Dabblju Ey-Flugs Nummer skwirtsch frau skwirtsch nack Sonstwou, bitte begeybe Sie sick sofort zu Flugsteig Nummer miau, Passegiere Jane änd Bjor Blaiblollolob, danke schöi.
Jane zuckte zusammen. Dann warf sie abermals einen Blick nach oben.
»Danke, es geht doch«, sagte sie. »Das wurde aber auch Zeit.«
»HIER ENTLANG!«
»Chef, dieser Weg ist ein …«
Platsch!
Der Personalchef hörte auf zu rennen, brach zusammen und stürzte gegen eine Tür. Sie öffnete sich, und er fiel hindurch.
Es ist wichtig, nicht zu vergessen, daß alle Büros und Flure im Universum vollkommen gleich sind und sämtliche Feuerlöscher, egal, wo sie vorsorglich hingehängt worden sind, stets direkt auf gleicher Höhe mit den Kniescheiben strauchelnder Personen enden. Der Personalchef fluchte.
Er befand sich in seinem eigenen Büro.
»Also, Moment mal …«, keuchte er, womit er niemanden im besonderen meinte. »Wenn wir schon solche blödsinnigen Spielchen miteinander treiben, können wir es auch gleich ordentlich machen.«
Offenbar aus eigenem Antrieb ging das Licht an. Auf einmal stand eine Tasse Tee auf dem Schreibtisch. Ohne probieren zu müssen, wußte der Personalchef, daß der Tee mit zwei Stück Zucker gesüßt war.
Wie ihm bewußt wurde, hatte er nicht die leiseste Ahnung gehabt, mit wem er eigentlich gesprochen hatte, aber um wen es sich auch handelte, er hatte zugehört. Es war erschreckend.
»Gänger«, flüsterte er. »Hören Sie mich?«
Sowohl innen als auch außen herrschte Stille. Wie besessen schüttelte er den Kopf, aber nichts klapperte darin herum. Er versuchte sogar, sich zu schneuzen, aber das war nicht möglich.
»Ähm, hören Sie mich?« fragte er. »Wie wäre es mit einem« – verzweifelt sah er sich um und erblickte die Teetasse – »Vollkornkeks für ›ja‹ und zwei für ›nein‹?« Aus der Luft glitten zwei Vollkornkekse herab und rutschten auf die Untertasse. Sie schienen zu grinsen.
»Ich verstehe«, murmelte der Personalchef durch zusammengebissene Zähne. »Das wird wieder mal so ein Tag, was?«
(Und draußen in der Welt rutschte auf rätselhafte Weise ein Splint aus dem Schwerkraftinduktionsantrieb heraus und fiel unbemerkt mit einem Klirren zu Boden. Allerdings rief das lediglich ein örtlich stark begrenztes Problem hervor; bis auf eine Quadratmeile Regenwald im Amazonasgebiet, wo die Bäume plötzlich in den Erdboden gesogen wurden, blieb die Welt davon gänzlich unberührt.)
Bedächtig ging der Personalchef zum Schreibtischstuhl hinüber, setzte sich und legte die Füße auf eine der herausgezogenen Schubladen. Dann griff er nach der Tasse mit den Keksen. Sie bewegte sich behutsam, aber entschlossen fünfzehn Zentimeter nach rechts.
»Ich nehme an, mich darüber aufzuklären, wer Sie sind, kommt nicht in Frage, richtig?« erkundigte sich der Personalchef zurückhaltend.
Zwei Vollkornkekse, die jetzt wie die rasiermesserscharfen Wurfsterne japanischer Ninjas durch die Luft zischten, streiften sein Haupthaar und bohrten sich in die Wand. Finster blickte er sie an.
»Na schön, ich kann auch warten«, grummelte er wütend.
Das Universum – oder zumindest der Teil, der das Büro des Personalchefs ausmachte; also der bedeutsame Teil – hielt den Atem an. Es herrschte verwirrtes Schweigen. Der Personalchef kreuzte die Arme, legte den Kopf zurück und starrte an die Decke.
Natürlich ist Zeit eine komplizierte Angelegenheit, und unter den gegebenen Umständen wäre es albern zu sagen, ›eine halbe Stunde verstrich‹ oder ›eine ganze Stunde verfloß‹. Es ist besser zu behaupten, ›es verging eine gewisse Zeit‹, und es dabei zu belassen.
Schweigend und von nebelhafter Verwirrung umgeben, saß der Personalchef reglos da. Nach einer Weile flackerte die Decke und war urplötzlich mit einer ausgesprochen merkwürdigen Version von Michelangelos
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