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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Parfümeriestand ist. Eigentlich war da auch keiner, als ich hereingekommen bin, bloß sechzigtausend Dosen Budweiser. Er versuchte, Jane auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, aber das war nur Zeitvergeudung.
    »Gut, wie Sie wollen«, sagte er. »Ich gehe bloß kurz zurück und sehe mir noch mal …«
    Das Bier war verschwunden. Es war durch eine Million Parfümfläschchen ersetzt worden. Entweder stand den Leuten, die hier die Regale einräumten, eine sagenhaft fortschrittliche Technologie zur Verfügung, oder hier geschah irgend etwas Merkwürdiges.
    Hinten auf Björns Rücken begann der Gefangene zu weinen.
    »Hey!« protestierte Björn. »Das ist nicht fair. Ich wollte mir gerade eine Dose …« Er zögerte, während alles um ihn herum flackerte. »Oh«, sagte er. »Schön, so ist es schon besser. Danke.«
    Jane starrte ihrerseits fasziniert auf die Flasche Chanel, zu deren Kauf sie sich gerade entschlossen hatte, und versuchte herauszufinden, warum auf dem Etikett jetzt ›Jackal Extra Lite, Stammwürze 1034° – 1038°‹ stand.
    Björn kratzte sich bedächtig am Kopf. »Wissen Sie was? Ich wette, wenn Sie eine dieser Dosen aufmachten, wäre da sowieso kein Bier drin.«
    Jane blickte ihn geistesabwesend an. »Wie bitte?«
    »Ich glaube, das alles ist nur eine Dingens«, antwortete Björn. »Sie wissen schon. Eine Illustration. Ähm, eine Illusion, meine ich. Eine Ausgeburt der … wie heißt das Wort doch gleich? Ah ja, der Phantasie.«
    »Ich weiß«, entgegnete Jane. »Und dabei war die Flasche so billig.«
    Die beiden blickten sich an.
    »Mir gefällt das alles nicht«, murmelte Jane. »Wenn wir bloß wüßten, wo wir sind.«
    Björn zuckte die Achseln. »Ist doch egal. Schließlich kommt es nur darauf an, wo wir hingehen.«
    Das klang furchtbar beeindruckend, und Jane nickte. »Gut gesagt«, lobte sie ihn. »Und wo ist das?«
    Björn sah sich um. Der Duty-free-Shop war verschwunden, und an seiner Stelle befand sich einer dieser kleinen Stände, an denen unbrauchbare rosa Socken verkauft werden. Ein Elektrowagen rumpelte vorbei und verschwand in einem Spalt zwischen zwei in Schichten abblätternden Dimensionen.
    »Keine Ahnung«, antwortete er.
     
    »Entschuldigen Sie.«
    Der Sicherheitsbeamte sah sich um und blickte dann nach oben. Etwa dreißig Zentimeter über seinem Kopf erkannte er zwei kleine rote Lichtpunkte, die wie … Also, wäre er ein mitten auf einer fünfspurigen Autobahn hockendes Kaninchen gewesen, und besäßen Sattelschlepper rote Scheinwerfer, dann hätten die Lichtpunkte genauso ausgesehen, nur weniger – sagen wir mal – heimelig.
    »Tut mir aufrichtig leid, wenn ich Sie damit belästige«, säuselte eine Stimme aus weiter Entfernung, »aber könnten Sie mir vielleicht den Namen dieses herrlich ausgestatteten Flughafens nennen?«
    Der Sicherheitsbeamte fuhr sich mit der Zunge durch den ausgetrockneten Mund und erteilte die gewünschte Auskunft. Kurz flackerten die Lichtpunkte, als die schwarze Säule nickte, an der sie befestigt waren. »Danke schön«, sagte sie. »Ich bin Ihnen dafür wirklich sehr verbunden.« Dann wandte sie sich um, schob sich das, was Finger gewesen wären – hätte sie Hände gehabt –, in das schwarze Loch, wo sich der Mund befunden hätte – wäre sie mit einem versehen gewesen –, und pfiff.
    Mit einem Konfettihagel aus zerberstendem Glas wurde die Front der Eingangshalle herausgesprengt, und der Boden bebte unter den beinahe unterirdischen Stößen explodierender Blend- und Betäubungsgranaten. An Seilen schwangen sich beunruhigende Gestalten wie Wolken aus schwarzem Nichts in die Halle, versuchten erfolglos abzubremsen und krachten in elektronische Abflugtafeln, was geradezu feuerwerkartige Auswirkungen hatte. Die Luft durchzog ein wahrhaft abstoßender Brandgeruch – der zwar nicht gerade unbeschreiblich war, da die Sprache eine unendliche Zahl feinster Abstufungsmöglichkeiten bietet, ihn aber einigermaßen präzise zu beschreiben, wäre fast menschenverachtend. Ein herrenloser Kofferkuli klappte klammheimlich die Räder nach innen und versuchte, rückwärts in die Wand zu kriechen.
    Als letztes schritt der General in die Halle. Er stieg über den betäubten Körper des Sicherheitsbeamten, marschierte zu einem in sich zusammengesunkenen Haufen aus glimmendem schwarzen Stoff hinüber und stieß ihn mit der Spitze des Reiterstiefels an.
    »Idioten!« fluchte er.
    Während er nachdenklich den Abfertigungsbereich musterte, versammelten sich rings um

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