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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ihn, wenn auch nur zögernd, die verbliebenen schwarzen Gestalten – die immer noch zahlreich waren.
    Nach einer langen Zeit wandte sich der General nach Osten, wischte sich den geschmolzenen Soldaten von der Stiefelsohle und streckte den Arm aus.
    »Dort lang sind sie gegangen«, verkündete er.
     
    Björn erschauderte. Mit der gleichen atemberaubenden Geschwindigkeit wie das Mongolische Großreich breitete sich der feuchte Fleck aus und drohte, sich auch die Ärmel einzuverleiben.
    »Äh«, machte er, bevor ihn die Verlegenheit einholte und ihm die Stimmbänder lähmte. Er errötete.
    »Was denn?« fragte Jane, ohne den Kopf zu wenden. Sie bemühte sich, den Pfeilen zu folgen, die den Weg zur Paßkontrolle wiesen, und fragte sich gerade, ob sie jetzt zum dritten- oder zum viertenmal an dem Paßfotoautomaten dort drüben in der Ecke vorbeikamen.
    »Ähm«, murmelte Björn, »ich glaube, bei dem … äh … Gefangenen muß was gewechselt werden. Wissen Sie, irgendwie jetzt gleich. Also möglichst. Oder so.«
    »Gewechselt?« Jane runzelte die Stirn. »Sie meinen, er muß wieder die Gestalt eines Erwachsenen bekommen? Ich glaube nicht, daß das so einfach ist. Allmählich habe ich nämlich das bestimmte Gefühl, daß die ganze Sache irgendwie mit der Interpretation der auf Erfahrung beruhenden Sinneswahrnehmung durch eine Anzahl verschiedener logischer Systeme zusammenhängt, was nichts anderes bedeutet, als …«
    »Nein«, beteuerte Björn, »ich meine wechseln im Sinne von – na, Sie wissen schon – Windeln wechseln.«
    Janes Gesicht entspannte sich. »Ach so, ich verstehe. Gut, Sie kümmern sich darum, und ich versuche herauszufinden, wohin diese Pfeile führen.«
    Wie ein Hund, der sich trockenschüttelt, warf Björn den Kopf wild hin und her. »Nein, warten Sie!« flehte er sie an. »Ich habe keine Ahnung, wie das geht. Wo alle diese Nadeln und Zipfel hingehören.«
    Jane zuckte die Achseln. »Ich auch nicht.«
    »Aber …«, brachte Björn heraus, obwohl seine Kinnlade alles unternahm, um ihm aus dem Gesicht zu fallen. »Aber Sie sind doch eine … ähm … Frau und kennen sich mit so was aus.«
    »Nix da«, widersprach Jane entschieden. »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Über Babys weiß ich nur, daß man sie nicht in die Waschmaschine stecken soll. Wahrscheinlich bleichen davon die Farben aus.« Demonstrativ wandte sie sich ab und starrte auf die Hinweisschilder an der Wand, bis Björn es aufgab, sie mit seinem Blick zu überreden, und sich langsam den Rucksack vom Rücken schnallte. Mit einer Gesichtsfarbe wie Tomatensoße ergriff er an der Windel eine beliebige Stecknadel und zog sie heraus. Nach seiner Miene zu urteilen, rechnete er bei fünf mit einer Explosion.
    »Und überhaupt handelt es sich um kein Baby, sondern um eine Geisel«, fügte Jane hinzu, »und traditionell ist es Aufgabe des Mannes, zu Hause zu bleiben und sich um die Geiseln zu kümmern.« Sie sah sich um und wandte den Blick dann schnell wieder ab. Björn knirschte mit den Zähnen und versuchte sich einzureden, daß das, was er da in den Händen hielt, in Wirklichkeit ein Kurbelwellengehäuse war und die Flüssigkeit, die ihm in die Ärmel lief, nichts anderes als Getriebeöl. Das half ein bißchen.
    Der Knall, den sie dann hörten, rührte von der Zerstörung der Gebäudefront her.
    Jane und Björn blickten sich entgeistert an.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wohin wir gehen«, sagte Jane unbeeindruckt.
    »Ach ja?«
    »Weg«, erklärte sie in bestimmtem Ton. »Kommen Sie.«
    In einem etwas verspäteten Versuch, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen, bewegten sie sich eher in einer raschen Gangart als im Laufschritt auf den nächsten Ausgang zu. Ein Uniformierter wollte sie aufhalten, prallte aber wie von einem starken Schlag getroffen zurück, als ihm Björn in der ausgestreckten Hand eine nasse Windel entgegenhielt, und traf auch keine weiteren Anstalten, sie am Weiterkommen zu hindern.
    Sie befanden sich in der Gepäckhalle.
    »Das ist bestimmt der falsche Weg«, grummelte Björn. »Wir hätten links abbiegen müssen, dahinten bei der …«
    Jane schüttelte den Kopf. »Das ist in Ordnung so«, beruhigte sie ihn. »Falls uns nämlich jemand verfolgt, sollten wir uns lieber verstecken, bis er wieder weg ist. Und wenn wir uns hier einfach unter die Menge mischen, entdecken sie uns vielleicht nicht. Auf jeden Fall haben die sicher angenommen, daß wir zu den Flugzeugen gelaufen sind.«
    Während sich die beiden

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