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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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oberflächlichen Wunde in Björns Kopfhaut; es war jedoch nichts Ernsthaftes. Wie inzwischen offensichtlich sein sollte, besaß Björns Kopf die Dichte eines kollabierten Sterns. In einem Kopfstoßwettbewerb hätte er es mit sämtlichen vier Präsidentenbüsten des Mount Rushmore aufnehmen können und wäre als Sieger hervorgegangen.
    »Du meine Güte!« rief er. »Ich dachte schon, wir wären auf einem Flughafen.«
    Es trat eine Pause ein, die für Jane gerade lang genug war, um sich davon zu überzeugen, daß ihre Nase tatsächlich nach wie vor eine Einheit mit ihr bildete.
    »Sie hatten recht«, entgegnete sie. »Vermutlich mußte es schließlich so kommen.«
    Eine Stimme ertönte, und zwar keineswegs bei irgend jemandem im Kopf, und was sie sagte, war folgendes:
    Meine Dame and Herre, dies is der lätzte Affruf für Bie Dabblju Ey Flug Nummer secks secks siebe nach Blaiblollolob. Passegiere für Bie Dabblju Ey Flug Nummer secks secks siebe nack Blaiblollolob begeybe sick bitte zu Flugsteig Nummer sörck, wou die Abfettigung breits begonne hat.
    Genau wie alle Flughafenansager und -ansagerinnen überall auf der Welt.
    (Es lohnt sich festzuhalten, daß die Passagiere von ihnen nicht absichtlich getäuscht oder falsch informiert werden; nach einer Weile regt es sie nämlich selbst auf, und viele von ihnen erleiden zum Schluß einen schweren seelischen Schock. Sie haben nur diesen abergläubischen Fimmel, nie den Namen des Zielorts oder die Nummer des Flugsteigs nennen zu dürfen, weshalb sie unterbewußt die Silben verschleifen oder sie bestenfalls durch ein dreilagiges, fest zusammengepreßtes Papiertaschentuch hindurch aussprechen.)
    »Ach, du dickes Ei!« keuchte Björn. »Wir sind ja tatsächlich auf einem Flughafen. Hey …« Er erstarrte und fuhr sich mit der Hand ruckartig hinter den Rücken, wo er eine sich ausbreitende, äußerst beunruhigende Feuchtigkeit fühlte, die sich langsam von einem Punkt zwischen den Schulterblättern bis zum Wirbelsäulenansatz hinunterzog. Nach seiner Erfahrung konnte nur eine einzige Flüssigkeit in solchen Mengen austreten, und das war Blut. Er nahm die Hand wieder nach vorne, hielt sie sich unter die Nase und roch an den Fingerspitzen.
    Genaugenommen trifft das auf zwei Flüssigkeiten zu. Sicher, eine davon ist tatsächlich Blut. Hier handelte es sich jedoch um die andere.
    »Rein interessehalber«, sagte Jane. »Wieso haben Sie ein Baby auf den Rücken geschnallt?«
    »Das ist kein Baby, das ist die Geisel«, antwortete Björn. Kaum hatte er das gesagt, fiel ihm selbstverständlich ein, daß man auf Flughäfen keine Ausdrücke wie Geisel in den Mund nehmen darf – nicht einmal auf Flughäfen, die wahrscheinlich nur in den dunklen, verlassenen Dimensionen unter der Kellertreppe des menschlichen Gehirns existieren –, doch es war natürlich schon zu spät.
    »Ich verstehe, er hat sich in einen Säugling verwandelt.« Zwar blickte sie weiterhin Björn an – auf einen Punkt direkt über seiner Schulter, um genau zu sein –, doch ihre nächsten Worte waren gen Himmel gerichtet. »Na, das ist ja alles schön und gut. Nimm auf mich keine Rücksicht; schließlich ist das dein Raum-Zeit-Kontinuum, und du kannst damit machen, was du willst.« Ihr schauderte. »Also sind Sie auch der Meinung, daß wir uns auf einem Flughafen befinden?« fragte sie Björn.
    »Sieht ganz so aus«, pflichtete er ihr bei. Hinter dem Rücken versuchte er, sich ein furchtbar unansehnliches Taschentuch nach oben unter das Hemd zu stopfen.
    »Na ja, warum auch nicht?« meinte Jane mit einem munteren Lächeln. »Was gibt es Besseres als einen Flughafen, wenn wir irgendwohin wollen? Ich meine, wir haben weder Pässe noch Flugtickets, von Geld ganz zu schweigen, und …« Sie verstummte und fing dann aufs neue an. »Obwohl das gar kein Problem sein wird, oder? Also schön, wohin wollten wir doch gleich?«
    »Ähm …«, machte Björn.
    »Das ist doch ganz logisch«, fuhr Jane fort, wobei sie mit einer Art manischen Zuversicht ihre Taschen durchsah. »Wir wollten irgendwohin. Deshalb befinden wir uns jetzt auf einem Flughafen. Ich denke, irgendwie können wir das auf das gute altmodische Prinzip von Ursache und Wirkung zurückführen.« Sie hielt inne und dachte kurz nach. »Soweit ich weiß, wurde früher ein Riesentheater mit Geistern, Lampen und drei Wünschen veranstaltet, vermutlich erledigt man das heute auf rationellere Weise. Ach, da haben wir es ja schon!«
    In der Hand hielt sie zwei Pässe und zwei

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