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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Personalchef gestattete sich ein kurzes Lächeln. »Obwohl wir für denselben obersten Boß arbeiten, bleiben wir gesonderte Wesen«, fuhr Gänger fort. »Und wenn Sie und Ihre Leute vom Kurs abgekommen sind, müssen wir Ihnen eben hin und wieder unter die Arme greifen. Unglücklicherweise – das heißt, von Ihrem Standpunkt aus gesehen – können wir es nicht vermeiden, manchmal ein wenig …«
    »Groben Unfug zu treiben?«
    Gänger blickte den Personalchef finster an. »Vermutlich sollte das ein Witz sein, wie? Soll ich den notieren, oder trauen Sie mir zu, daß ich ihn auch so behalte?«
    »Wir sind also vom Kurs abgekommen«, sagte der Personalchef, ohne auf Gängers letzte Bemerkung einzugehen. »Das habe ich mir gedacht. Hat das alles was mit ihm zu tun? Sie wissen schon, mit dem Vorsitzenden des Ausschusses für Finanzen und …«
    »Größtenteils jedenfalls«, antwortete Gänger vorsichtig. »Aber Ihre Leute haben ihm geholfen. Sie können mir glauben, einige von denen sind richtige Naturtalente, wenn es darum geht …«
    »Ja, das glaube ich gern«, unterbrach ihn der Personalchef. »Die Verwaltung ist ein einziger Saustall.« Er runzelte nachdenklich die Stirn und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Warten Sie trotzdem mal. Ich dachte, Sie hätten mir mal gesagt, Sie seien kein … oder zumindest der Teil von Ihnen, den ich als Gänger kenne, sei kein … also, er sei für diese Arbeit eigens abgestellt worden und könne innerhalb gewisser Grenzen relativ autonom handeln. Na ja, und ich wollte unbedingt den Versuch machen, Sterbliche einzuführen, weil Sie damals selbst erzählt haben, Sie hätten das mit Erfolg ausprobiert.«
    »Das ist völlig richtig«, antwortete Gänger, »und das tun wir auch immer noch. Sie sind sozusagen ein fester Bestandteil des Ganzen geworden. Das einzige Problem, das wir damit haben, besteht darin, hinterher die weniger festen Bestandteile von ihnen wieder loszuwerden.«
    Den Personalchef ergriff ein leichtes Schaudern. »Na gut. Jedenfalls ist mir die Sache jetzt klar. Sie haben eine gründliche Prüfung durchgeführt und herausgefunden, daß an dem Punkt alles schiefgegangen ist, als der Vorsitzende des Finanzausschusses damals diesen Mist mit der Sonne gebaut hat. Und jetzt sind Sie in der Lage, ihn endgültig dranzukriegen. Ist das richtig?«
    Die Luft füllte sich mit gelbem Rauch, und es roch unangenehm nach Schwefel. Gänger nickte.
    »Wir werden einen vollständigen Bericht abfassen«, sagte er, »und der wird hieb- und stichfest sein, denn wir haben einen Zeugen. Unsere Empfehlung wird lauten, ihn in unsere Abteilung zu versetzen.« Und geräuschvoll leckte sich Gänger die Lippen.
    »Das ist gut«, meinte der Personalchef, wobei er zur Seite blickte. »Die Sache ist nur die, daß Sie Ihren Zeugen offenbar verloren haben.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Gänger (und seine Stimme war jetzt weniger eine Stimme als vielmehr das Summen von Millionen Fliegen). »Eigentlich befindet er sich nämlich genau dort, wo er sein soll.«
    »Tatsächlich?«
    Tatsächlich. Als sich die Gestalt, die Gänger gewesen war, nur als die Illusion eines zusammenhängenden Körpers erwies, den ein riesiger Schwarm dicht gedrängter Fliegen gebildet hatte, versuchte der Personalchef, lieber nicht hinzusehen. Wo wäre er besser aufgehoben? Warum ihn nicht einfach dazu überreden, selbst zum Sitz des Gerichts zu gehen, anstatt sich die Kosten und Mühen zu machen, ihn festnehmen zu lassen und seine Überstellung dorthin unter bewaffnetem Geleitschutz in die Wege zu leiten? Man lernt schon einige kleine Kniffe, wenn man ein …
    »Und all dieses Hin und Her«, fiel ihm der Personalchef ins Wort, wobei er sich vorbeugte, bis er mit dem Kopf mitten im Fliegenschwarm steckte. »Ich meine, diese ganze Aktion, um das arme Mädchen in verschiedenen Abteilungen auszuprobieren und so weiter, das war nur, um ihn in die Falle zu locken?«
    Ganz bestimmt nicht. Das wäre ziemlich ineffektiv gewesen. Wir finden sie für die Aufgabe ideal, Sie nicht?
    »Für welche Aufgabe?«
    Summ.
     
    »Fragen Sie mich nicht«, sagte Rosa. »Zwanzig Jahre lang ist er in der Gastronomie tätig gewesen, und auf einmal stellt er fest, daß er ein Mönch sein will. Ein Mönch!« wiederholte sie empört. »Ist das noch zu fassen?«
    Der Pfalzgraf und der Graf der angelsächsischen Küste wechselten rasche Blicke. »Das ist nur eine vorübergehende Phase, die er da durchmacht«, beschwichtigte sie der Pfalzgraf. »Und

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