Im Himmel ist die Hölle los
einfach mal ans Fenster, und überzeugen Sie sich selbst!«
Darren legte langsam den Telefonhörer auf, erhob sich und trat ans Fenster. Durch jahrelange Arbeit in der Wallstreet war er darin geschult, Situationen unverzüglich zu analysieren.
»Ja, das ist wirklich das Ende der Welt«, stellte er seufzend fest und kehrte zum Schreibtisch zurück. »In Ordnung, Leute, auf geht’s!« forderte er die anderen beiden auf.
»Aber … aber was machen wir denn jetzt?« fragte der andere Mann verzweifelt.
Darren lächelte. »Natürlich verkaufen!«
»Im wesentlichen«, faßte der Großkardinal zusammen, »befinden wir Sie folgender Anklagepunkte für schuldig … Welche waren das noch gleich? Tony, wo ist meine gottverdammte Lesebrille? Du weißt doch, daß ich ohne die so blind bin wie eine Fledermaus ohne … Der groben Fahrlässigkeit, des Zurückhaltens wichtiger Informationen, der Mißwirtschaft, der Veruntreuung von Geldern und … hey, was ist das denn, ich kann deine Schrift nicht lesen? Ach so, ja, Sie sind schuldig. Sie haben die Zeugenaussage von Herrn … ähm … Gabriel gehört. Haben Sie noch etwas zu sagen?«
Der Angeklagte, vormals Vorsitzender des Ausschusses für Finanzen und Allgemeines, murmelte etwas Unverständliches, beantwortete die Frage aber nicht. Natürlich mochten die sechs Schichten Isolierband auf seinem Mund etwas damit zu tun gehabt haben.
»Nein? Sind Sie sicher? Also gut, ich denke, damit bleibt uns nur noch das Urteil. Irgendwelche Meinungen zum Urteil, Jungs?«
Auf dem Podium wurde kurz geflüstert; daraufhin lehnte sich der Großkardinal auf seinem Stuhl zurück, strich sich die beiden weißen Leinenstreifen der Halsbinde gerade (die bei genauem Hinsehen sehr große Ähnlichkeit mit einer in den Kragen gesteckten Serviette hatten) und setzte eine richterliche Miene auf.
»Die Meinungen gehen hier ein wenig auseinander«, sagte er zum Angeklagten, wobei er mit den Fingern auf dem vor ihm stehenden Schreibtisch trommelte. »Tony ist dafür, Ihnen die Lunge mit einer Plastikgabel herauszureißen, Louie sagt dagegen, nein, das sei für Abschaum wie Sie noch viel zu gut, Sie sollten besser zusammen mit Alligatoren so lange die Toilette hinuntergespült werden, bis Sie Ihre Lektion gelernt haben, und mein gelehrter Herr Kollege, der Graf der angelsächsischen Küste … Ja, also, egal, das lehne ich ab.«
Im Gerichtssaal herrschte vollkommene Stille. Siebenundsechzig Geisterkrieger standen so reglos wie aus Stein gehauene Statuen da, während ihre Gesichter hinter den Masken zu einem dummen Grinsen verzogen waren.
»Ich persönlich bin der Meinung, jeder macht mal einen Fehler«, fuhr der Großkardinal fort. »Also, was soll’s?« Er runzelte die Stirn. »Der springende Punkt ist, nur Verlierer lassen sich erwischen«, fügte er schonungslos hinzu. »Hey, Tony, wo ist dieses dämliche Mützending? Nein, nicht das, du Saftsack, das ist ein Strumpf von was weiß ich nicht wem. Gut, also dann, wo waren wir stehengeblieben?«
Der zweite Angeklagte jammerte und fuchtelte mit Händen und Füßen in der Luft herum. Niemand nahm von ihm Notiz. Wenn es darum geht, die Windeln des mit der größten Schuld beladenen Lebewesens auf Gottes Erde zu wechseln, gibt es keine Freiwilligen.
»Das Gericht verhängt über Sie beide folgendes Urteil«, verkündete der Großkardinal. »Sie zuerst. Erheben Sie sich.«
Der ehemalige General wurde auf die Füße gestellt. Hinter dem Klebeband stieß er ein Muhen aus, aber niemand hörte hin.
»Auf die besondere Bitte des die Anklage vertretenden Advokats hin«, psalmodierte der Großkardinal, »und als Anerkennung Ihrer besonderen Talente auf dem Gebiet der Verwaltung und der Öffentlichkeitsarbeit werden Sie dem Personal der Anklageabteilung zugeteilt.« Der Großkardinal zuckte zusammen. »Hey, wißt ihr, das ist ja unmenschlich. Ach, na ja, macht nichts. Was Sie betrifft – heb mal jemand das Blag hoch, damit es mich hören kann, okay? –, was Sie betrifft, da Sie sich vorübergehend im Körper eines Sterblichen niedergelassen haben, ist dieses Gericht – sagt mal, wer hat sich denn das ausgedacht? Das ist ja gemein – ist dieses Gericht nicht für Sie zuständig. Sie werden deshalb zurück auf die Erde geschafft, um künftig als Sterblicher zu leben.« Der Großkardinal grinste. »Und zwar in Kansas City«, fügte er hinzu. Dann wandte er sich an seinen engsten Mitarbeiter und zwinkerte ihm zu. »In Ordnung, Tony? Findest du das nicht
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