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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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raus. Soweit alles klar?«
    Die Geisterkrieger nickten beklommen. Das war es nicht, was ihnen Sorgen bereitete.
    »Und danach erscheinen die Überlebenden zum vollständigen Ausrüstungsappell«, fuhr der General fort. »Das heißt, falls es irgendwelche Überlebenden gibt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Die Geisterkrieger erhoben ein zustimmendes Gemurmel und nahmen – bereit zum Angriff – schlurfend Gefechtsaufstellung ein. Trotz der technischen Präzision ihrer Kampfausbildung herrschte in der vordersten Linie und in anderen höchst gefährlichen Stellungen ein gewisses ungebührliches Geschiebe und Gedränge. Obwohl Geisterkrieger von Natur aus dazu neigen, sich das Überleben als einen Glücksfall vorzustellen, der nur anderen widerfährt, bestand kein Grund, unnötige Risiken einzugehen.
    »Auf das Kommando ›vorwärts‹ stürmt ihr los«, ordnete der General knurrend an. »Verstanden?«
    »Verstanden, Chef.«
    »Prima. Also dann, Jungs. Vor …«
    Als sich plötzlich eine Tür öffnete, die wenige Sekunden vorher noch gar nicht dagewesen war, und eine uniformierte Gestalt heraustrat, erstarb ihm der Befehl auf den Lippen.
    Zwar sind Geisterkrieger eher im Zerstören als in Mathematik ausgebildet, aber sie können Sterne zählen, und der Neuankömmling hatte mehr Sterne auf den Schultern, als man sie an einem durchschnittlich klaren Nachthimmel zu sehen vermuten würde.
    Er schlenderte die Reihe entlang und blieb etwa drei Meter vom General entfernt stehen, der seinerseits zu Stein erstarrt zu sein schien.
    »Rührt euch, Männer«, murmelte der Neuankömmling, und das von oben kommende Neonlicht funkelte auf dem Goldband seiner Epauletten und dem Mützenschirm. Das Eigenartige an der Mütze war, daß sie direkt über den Ohren zwei saubere kreisrunde Löcher zum Durchstecken der Hörner aufwies.
    Mit gewaltiger Anstrengung öffnete der General den Mund, doch außer einigen Bohrasseln und einer recht entspannt wirkenden Spinne kam nichts heraus.
    »Arretiert diesen Mann!« befahl der Neuankömmling. »Na los, ein bißchen dalli!«
    Auf einmal waren siebenundsechzig Geisterkrieger sehr, sehr glücklich.
     
    Die Welt blieb stehen.
    Natürlich ging es mit ihr nicht zu Ende, sie hielt einfach nur an. Mitten in der Luft kam die Sonne ruckartig zum Stillstand und schwebte, den Motor im Leerlauf, auf der Stelle. Die Erdachse fraß sich fest, aber ohne den schlagartigen Ruck, den es eigentlich hätte geben müssen, da die Trägheit einer derart gewaltigen Masse plötzlich nirgendwohin abgeleitet werden konnte. Es kam zu einem allgemeinen Stillstand von Uhren, das Wasser in den Flüssen hörte auf zu fließen, und die Winde legten sich. Die Entropiemesser liefen nicht mehr. Regentropfen hingen wie Astronauten schwerelos in der Luft.
    Außer natürlich in New York, wo man ja immer anders sein muß. Dort wäre von jedem, der wirklich sehr genau hingesehen hätte, eine gewisse Bewegung festgestellt worden, aber nur eine ganz schwache. Der Großteil der Einwohner erlag der Wirkung eines allgemeinen Standbildeffekts; doch gab es eine kleine Gruppe von ziemlich dicken Männern, die mit den Händen in den Taschen die 36. Straße entlangschlenderten. Drei von ihnen rauchten dicke Zigarren. Offensichtlich hatten sie keine Eile.
    An der Ecke 36. Straße und Broadway blieben sie stehen und winkten. Lautlos schwebte über den zum Erliegen gekommenen Verkehr ein Taxi herbei und hielt seitlich über dem Bordstein an. Eine Metalltreppe senkte sich bis auf Gehweghöhe herab, und die dicken Männer stiegen über die Stufen in den Wagen. Das Taxi entfernte sich, wobei es mit der Geschwindigkeit einer, sagen wir mal, ziemlich langsamen Gondel dahinschwebte, und stieg allmählich höher in den Himmel, bis es sich in den Wolken verlor.
    Durch eines jener Versehen, wie es angesichts der generellen Leistungsfähigkeit der Verwaltung im allgemeinen gar nicht anders zu erwarten war, hatte während der umfassenden Stillegung noch eine weitere kleine Personengruppe das Bewußtsein und volle Einsatzfähigkeit behalten. Als die Welt stehenblieb, saß diese Gruppe gerade in einem Büro an der Wallstreet; sie bestand aus zwei Männern und einer jungen Frau. Die Frau ergriff als erste das Wort.
    »Darren«, sagte sie leise, »ich glaube, das ist das Ende der Welt. Was sollen wir tun?«
    Der Mann namens Darren dachte kurz nach. »Sind Sie sich da sicher?« fragte er.
    »Menschenskinder, Darren!« kreischte ihn die Frau an. »Kommen Sie doch

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