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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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kennengelernt, der dermaßen rumtrödelt wie Sie.«
    Jane war bereits auf die nächste Mauer zumarschiert und stand jetzt direkt davor. Sie stemmte die Hände in die Hüften, lächelte und sagte: »Öffne dich.«
    Die Mauer hörte ihr offenbar nicht zu, und es war ganz so, als würde Jane gegen eine Wand reden.
    »Oje, das ist schlecht«, seufzte sie.
    Schließlich traf auch Björn ein. Die Koffer und die Babytragetasche mit der Geisel (die irgendwo im Räderwerk des Karussells materialisiert hatte und an den Seiten mit rosafarbenen Ponys verziert war) hafteten nur noch aufgrund eines Mißverständnisses der Grundlagen der Schwerkraft an ihm. Er sackte zusammen, und seine Last plumpste auf den Boden.
    »Es ist doch so«, setzte Jane zu einer Erklärung an, »als ich eben daran gedacht habe, daß wir irgendwohin wollen, war plötzlich ein Flughafen da. Wir haben Flugtickets gebraucht, und auf einmal hatten wir welche. Wir haben Gepäck benötigt, wir haben es bekommen. Und dann diese Geschichte mit dem Duty-free-Shop; ich meine, das war, als hätte jemand in unseren Gedanken gelesen, was wir uns aus tiefstem Herzen in einem Duty-free-Shop zu sehen wünschen. Deshalb habe ich geglaubt, das Ganze sei im Grunde die Erfüllung unserer Wünsche.« Sie warf der Mauer einen bösen Blick zu. »Aber anscheinend funktioniert das nicht ganz so einfach. Vielleicht muß das mit unseren Illusionen in Einklang stehen oder etwas Ähnliches.«
    Björn warf einen Blick über die Schulter. »Hören Sie, ich will mich nicht mit Ihnen streiten oder so was, aber da hinten …«
    Versuchsweise stieß Jane mit den Fingern gegen die Wand. »Würde es sich um die Erfüllung unserer Wünsche handeln«, fuhr sie unbeirrt fort, »könnten wir leicht herausfinden, wo wir sind, weil wir immer noch irgendwo in unseren eigenen Köpfen stecken würden. Oder im Kopf von jemand anderem. In einer Art allgemeinem Kopf; wissen Sie, im kollektiven Unterbewußtsein oder in der Erinnerung eines Volks. Wahrscheinlich in der Erinnerung einer ganzen Spezies, obwohl Sie natürlich nicht … Warum ziehen Sie dauernd an meinem Arm?«
    »Weil da hinten ein Zug Geisterkrieger durch dieses Gepäckdings kommt«, antwortete Björn in eindringlichem Ton, »und …«
    Diesbezüglich irrte er sich. Das Gepäckförderband spuckte leere schwarze Kutten aus, während sich die schwarzen Gummistreifen über der Öffnung zwischen den beiden Hallen in einer Art hoben und senkten, die an kauende Zähne erinnerte.
    »Igitt!« rief Jane. »Kommen Sie, wir verschwinden von hier.«
     
    »Das ist ja zum Heulen!« brüllte der General.
    Einige Geisterkrieger gab es immer noch; wie im Fall der Briten in New Orleans waren es allerdings längst nicht mehr so viele wie noch vor einiger Zeit. Hätte der General über mehr Erfahrung im Kommandieren von Geistertruppen verfügt, wäre er nicht so dumm gewesen zu versuchen, sie durch verschiedene Dimensionen zu scheuchen. So wie sich die Lage darstellte, war er sehr aufgebracht.
    Die übriggebliebenen Geisterkrieger stellten sich schleunigst in einer Reihe auf. Der General schritt davor auf und ab und fletschte die Zähne.
    »Diesmal werden keine Fehler gemacht, klar?« warnte er seine letzten Getreuen.
    »Klar, Chef.«
    »Keiner fliegt in die Luft. Keiner wird weggesogen. Niemand vergißt, rechtzeitig von der Rolltreppe zu springen, damit er nicht in das Räderwerk gezogen wird. Verstanden?«
    »Verstanden, Chef.«
    »Gut. Also schön.«
     
    Es gab zwei Tore.
    Das eine war grün, das andere rot. Das war in Ordnung. Es waren die Aufschriften, die Jane beunruhigten.
    Auf dem grünen stand SCHAFE und auf dem roten ZIEGEN. Außerdem war eine riesengroße Nadel vorhanden, aus deren Öhr das Hinterteil eines Kamels ragte. Dahinter waren zwei Männer in Anzügen aus Baumwollsatin damit beschäftigt, das Kamel durch Schieben aus dem Öhr zu befreien, während ein dritter verzweifelte Anstrengungen mit einem Stück Seife unternahm.
    Jane setzte sich auf Björns Koffer, zog sich den linken Schuh aus und prüfte ein großes Loch in der Lauffläche des Strumpfs. So durfte es nicht weitergehen, meinte sie. Wenn es nach ihr ginge, würde sich schon bald alles völlig anders darstellen. Aber zuerst mußten sie hier hinauskommen.
    Sie bemerkten jemanden, der über ihnen stand. Auf den ersten Blick sah er wie ein Geisterkrieger aus, doch das waren nur oberflächliche Ähnlichkeiten. Er trug dieselbe sackartige schwarze Kutte, verfügte ebenfalls über kein

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