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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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er inzwischen hinaus –, und er wollte unbedingt herausfinden, was als nächstes passieren würde. »Ich komme!« rief er hinauf.
    »Nur wenn du dir nicht in die Hose machst!« schrie Jason zurück. »Ich werde nämlich nicht anhalten, falls du kalte Füße bekommst.«
    »Du kannst mich mal!« brüllte Adrian, und an seinem Ton erkannten die anderen, daß er wieder ganz der alte war: derselbe Adrian, der nichts davon hielt, im entscheidenden Moment zu kneifen. »Wir werden ja sehen, wer sich zuerst vor Angst in die Hose macht, mein Junge.«
    Jason grinste. Er saß auf dem Pilotensitz und versuchte herauszufinden, welche Bedienungselemente was bewirkten. Wie er schnell begriff, hatte er nicht die geringste Ahnung.
    »Wie kriegt man dieses Ding zum Laufen, Ade?« fragte er.
    Adrian zuckte die Achseln. »Keine Ahnung«, entgegnete er und beugte sich vor. »Probieren wir’s doch mal so.« Er breitete die Hand zu einem hautfarbenen Fächer aus und drückte so viele Knöpfe, wie er konnte.
    »Laß das, du Vollidi …«, fing Dave zu schreien an, doch dann trocknete ihm plötzlich der Mund aus, und die Zunge klebte unlösbar am Gaumen fest. Schlagartig war der Hangar in qualvollste Helligkeit getaucht worden, und rings um sich herum nahmen die vier Eindringlinge die Vibrationen einer Maschine von der Größe eines Planeten wahr.
    »Um Himmels willen, mach das Ding aus!« kreischte Dave, aber niemand rührte sich. Sie alle waren vor Schreck wie gelähmt, und außerdem war es mehr als offensichtlich, daß es inzwischen zu spät war. Das Ding setzte sich in Bewegung.
    Zunächst langsam; dann, als es die Rampe hinunterrutschte und dadurch in Fahrt kam, äußerst schnell. Wie in einem Traum erkannte Dave, daß die Tore des Hangars fest geschlossen waren. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das keinen großen Unterschied machen, dachte er. Genaugenommen war es sogar höchst zweifelhaft, ob irgend etwas jemals wieder irgendeinen Unterschied machen würde.
    Als die gewaltige Maschine die aus Diamant und Titan bestehenden Tore des Hangars wie eine Gewehrkugel durchschlug, von der Rampe schnellte, für den endlosen Bruchteil einer Sekunde frei durch die Luft flog und schließlich wie ein riesengroßer Felsbrocken absackte, besaßen die vier Ausflügler gerade noch soviel Geistesgegenwart, sich auf den Boden des Cockpits zu werfen. Dann zündeten die Triebwerke.
    In solchen Momenten ist bei Individuen der eigentliche Charakter, destilliert und verdichtet, am leichtesten zu beobachten. Dave und Darren schrien beide »Scheeeeeeeiiiiiiße!« und versuchten, sich gleichzeitig in dieselbe kleine Nische unter dem Computerpult zu zwängen. Jason saß flach gegen die Lehne des Pilotensitzes gepreßt, und sein Gesicht schien sich wie eine gummiartige Masse über die gesamte Vorderseite des Kopfes zum Ausdruck reinsten Entsetzens auszubreiten, der einem ambitionierten Filmproduzenten Millionen wert gewesen wäre. Adrian griff wie wild nach dem Steuerknüppel und zog ihn nach hinten.
    Plötzlich hielt die Sonne an, schien zu zögern und stieg dann nach oben.
    Die Sonne ging auf.
     
    »Und wo ist sie jetzt?« verlangte der Personalchef zu wissen.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Na, was ist?«
    »Tja«, antwortete die Stimme, und selbst durch die Leitung hindurch spürte der Personalchef, welche Anstrengung es seinen Gesprächspartner kostete, die Selbstbeherrschung zu bewahren. »Sie kennen doch bestimmt diesen wie Spitzenbesatz aussehenden Sternhaufen direkt unter der Achsel des Schützen. Man könnte ihn fast für einen von Holzwürmern befallenen Ammoniten halten, denke ich immer. Da draußen ist sie.« Es gab eine kurze Pause. »Irgendwo.«
    Der Personalchef ließ den Hörer sinken. Mit Katastrophen konnte er ja zurechtkommen – ein jeder, der seine Tage in irgendeiner hohen Verwaltungsposition verbringt, bekommt Entzugserscheinungen, wenn sich vor dem Frühstück nicht wenigstens eine Katastrophe ereignet –, aber alles hat seine Grenzen. Mit den Lippen und der Zunge bildete er die Laute, die zur Wiederholung des Worts ›irgendwo‹ erforderlich waren, aber sein Kehlkopf versagte ihm den Dienst.
    »Sind Sie noch dran, Chef?« erkundigte sich die Stimme besorgt.
    Der Personalchef hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. »Ja sicher«, murmelte er geistesabwesend, dann sammelte er sich. »Hören Sie, ich weiß, das ist eine verdammt dumme Frage, aber ich bin sie mir selbst schuldig: Besteht überhaupt eine

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