Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt

Vom Netzwerk:

aufgetragen, für zwölf Mann Kaffee zu besorgen; was ihr offenbar keine Mühe bereitet hatte.
    Der Personalchef lächelte trübe. »Danke«, sagte er. »Stellen Sie das Tablett einfach dort ab, wir bedienen uns schon selbst. Also dann …«
    »Entschuldigen Sie vielmals«, wiederholte Jane, und alle Augen richteten sich auf sie. »Tut mir leid, wenn ich mich einmische«, fuhr sie fort, »aber ich konnte es nicht vermeiden, Ihre Diskussion mit anzuhören, und habe mich gerade gefragt, ob Sie auch daran gedacht haben, daß … ähm …«
    Der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen und Allgemeines setzte sich auf, so daß er wie eine Dynamitstange in menschlicher Gestalt aussah, doch der Personalchef warf ihm einen warnenden Blick zu, und er entspannte sich wieder.
    »Ja, bitte?« ermunterte sie der Personalchef.
    »Die Sache ist bloß die«, fuhr Jane mit leiser, aber klar verständlicher Stimme fort, die den Personalchef dunkel an etwas Bekanntes erinnerte, an etwas, das er offenbar noch aus sehr ferner Vergangenheit kannte. Was war es doch gleich? Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein: In diesem Ton sprach jemand, der vernünftig war. »Vielleicht gehen Sie von der falschen Seite an die Sache heran, falls Sie verstehen, was ich meine. Ich weiß, das geht mich wirklich nichts an«, fügte sie hinzu, »aber möglicherweise …«
    Bei den Ausschußmitgliedern rings am Tisch traten erste Anzeichen von Unruhe auf. Entweder beabsichtigte diese Person – diese Sterbliche –, ihre Ohren zum falschen Zeitpunkt mit einem Schwall von allergrößtem Unsinn zu beleidigen, was an sich schon schlimm genug gewesen wäre; oder sie wollte einen klugen Vorschlag unterbreiten. Jane ihrerseits fühlte sich ausgelaugt und matschig, als wäre sie eine verkochte Kartoffel unter einer Dampfwalze. Wie immer, wenn sie nervös war, lächelte sie.
    »Nun, die Idee ist mir gerade erst gekommen«, fuhr sie schließlich fort, »und ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sie Ihnen vortrage. Kurz gesagt, glaube ich wirklich nicht, daß Sie mit Ihrer Suche nach einer Möglichkeit, einen Sonnenersatz zusammenzuschustern, ohne daß jemand einen Unterschied merkt, viel Glück haben werden. Nein, meiner Ansicht nach ist ein Ablenkungsmanöver erforderlich. Sie wissen schon, irgend etwas, das die Aufmerksamkeit der Leute von der Sonne ablenkt, so daß sie es nicht einmal merken würden, wenn sie überhaupt nicht mehr da wäre.«
    Im Sitzungssaal herrschte eine derart unheimliche Stille, daß es im Vergleich dazu selbst im Innern einer tiefen Gruft noch laut wie zur Hauptverkehrszeit in Rom geklungen hätte. Gerade als sich die Stille vom gasförmigen in den flüssigen Zustand zu verdichten und an den Wänden herabzutröpfeln drohte, schüttelte der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen und Allgemeines den Anschein sprachloser Betäubung ab, setzte eine alles andere als freundliche Miene auf und räusperte sich.
    »Sehr gut«, sagte er. »Und was schlagen Sie vor?«
    »Also …«, begann Jane.

    In der grauen Trostlosigkeit der frühen Morgenstunden im interstellaren Raum, rings um die Rückseite der Großen Wolke des Unbekannten, schwirrte die riesige Schar der Verdammten herum, begleitet von dem Getöse unendlich vieler verschiedener Elektrowerkzeuge und dem Kreischen von Metall, das in Metall schneidet. Überall erklangen laute Anweisungen und Flüche. Die Betriebsamkeit war nicht zu beschreiben; normalerweise ist Bewegung wahrnehmbar, weil sie vor einem ruhenden Hintergrund gesehen wird, doch hier war kein Hintergrund vorhanden.
    Jeder – die gesamte übernatürliche Schar, ohne eine Ausnahme – machte Überstunden.
    Es gab zwei Hauptgruppen. Die kleinere, die etwa ein Sechstel aller Arbeitskräfte umfaßte, schnitt aus einer galaxiengroßen Platte aus erstklassigem Himmelskarbonat eine riesengroße Scheibe heraus, während eine Unzahl von Gerüsten bereitstand, um anderthalb Millionen Kilometer Elektrokabel und zwölf Milliarden Glühbirnen zu installieren. Eine Unterabteilung der Gruppe verpackte den Mond in einen gewaltigen Sack aus schwarzem Samt und stattete ihn mit einem Abschlepphaken aus. In weiter Ferne transportierte eine Flotte Raumfrachter eine eilends eingebrachte Ernte von kleinen und relativ unwichtigen Sternen herbei, die als Treibstoff für die Generatoren verwendet werden sollten.
    Die zweite Gruppe war fünfmal größer und unendlich fleißiger. Sie belud die Kofferräume von 10 23 Autos mit 10 74