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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Jason.
    Wäre es ein kleinerer Planet gewesen, hätte dieser natürlich Jason und die Sonne umkreisen müssen, und nicht umgekehrt. So, wie die Dinge lagen, konnte Jason nicht viel mehr tun, als pausenlos zu schreien und mit den Fäusten herumzufuchteln; und nach einer Weile, wenn sich bei ihm der Nahrungsmangel und die heliumreiche Atmosphäre bemerkbar machten, wäre er nicht einmal mehr dazu in der Lage.
    Als er sich schon sehr lange in der Umlaufbahn befand, so lange, daß er die Zeit mit keinem wie auch immer gearteten Grad von Genauigkeit mehr schätzen konnte, bemerkte er eigenartige unstoffliche Gestalten, die im Cockpit umherliefen. Sie sprachen mit seltsamen verzerrten Stimmen und verfügten über die beunruhigende Neigung, mitten durch ihn und das Cockpit hindurch nach draußen in die absolute Dunkelheit zu gehen. Da sie offenbar voll und ganz in eigene unerklärliche Gespräche vertieft waren, denen er über einige provokative Redewendungen hinaus überhaupt nicht zu folgen vermochte, ignorierten sie ihn völlig.
    Zu der Annahme, daß er heute dort nicht mehr ist, besteht kein Grund. Weil Jason genau zur rechten Zeit aufgetaucht war und dadurch den Bewohnern des Planeten die Kosten und Mühen erspart hatte, einen speziell gebauten Satelliten ins All zu schießen, um die nachmittags laufenden Seifenopern auszustrahlen, haben die Bewohner des Planeten zweifellos nie einen Anlaß gehabt, Jason zu stören. Der Umstand, daß er durch eine seltsame Eigenart der Bildverzerrung gelegentlich in einigen Serienfolgen die Hauptrolle spielt, vergrößert das allgemeine Fernsehvergnügen auf dem Planeten wahrscheinlich sogar.
     
    »Also gut«, sagte der Personalchef, »machen wir an dieser Stelle eine Pause, und fassen wir das Ganze kurz zusammen. Es liegen folgende Vorschläge vor.«
    Seit Sitzungsbeginn waren eine Stunde und sieben Minuten vergangen, und die blassen, angespannten Gesichter rings um den Tisch im Sitzungssaal trugen allesamt dieselbe ausdruckslose Miene zur Schau. Niemand hatte es besonders eilig, etwas zu sagen.
    »Als erstes wäre da der Vorschlag, den Mond wieder herunterzuholen, ihn von oben bis unten mit Leuchtfarbe zu besprühen, ihn bei Sonnenaufgang nach oben zurückzuschießen und zu hoffen, daß niemand den Unterschied merkt«, fuhr der Personalchef fort. »Also, meinem Eindruck nach birgt dieses Vorhaben viele potentielle Schwierigkeiten in sich.«
    Gleich darauf ließ er eine Aufzählung dieser Schwierigkeiten folgen. Als er damit fertig war, äußerte sich niemand dazu, und der Personalchef faßte das Schweigen als Stichwort auf, zum nächsten Vorschlag überzugehen.
    »Als nächstes haben wir den Vorschlag, ein riesiges Schild mit der Aufschrift Der normale Betrieb wird so bald wie möglich wiederaufgenommen wie eine Leuchtreklame in den Himmel zu hieven.« Er atmete tief durch, und sein Gesichtsausdruck erweckte dabei den Eindruck, daß er das Atmen gründlich genoß, solange er noch konnte. »Also, gegen diesen Vorschlag habe ich nichts einzuwenden, überhaupt nichts, um genau zu sein, aber auf längere Sicht …«
    Es war nicht nötig, den Satz zu beenden. Alle nickten mit dem Kopf. Wie der Personalchef mit einem Anflug von Heiterkeit bemerkte, war der Leiter der Haushaltsabteilung bereits fest eingeschlafen; in Anbetracht der Umstände mußte es sich dabei um einen bedingten Reflex auf die Mitgliedschaft im Ausschuß handeln.
    »Was den Einfall angeht, direkt aus dem Zentrum der ›Großen Wolke des Unbekannten‹ ein Verlängerungskabel herauszuführen und als Notbehelf zu versuchen, einen Mast mit Flutlicht zu errichten«, fuhr der Personalchef fort, »so muß ich gestehen, daß ich dies für die beste Idee halte, auf die wir bisher gekommen sind. Dennoch glaube ich, daß wir noch einen weiten Weg zurückzulegen haben, bevor wir wirklich am Ziel sind. Ich meine, vom logistischen Standpunkt aus …«
    Von der einen Seite des Tischs war ein leises Räuspern zu vernehmen; alle Köpfe fuhren herum und erblickten eine kleine, aber äußerst – nun ja, normal aussehende Gestalt, die dastand und ein großes Tablett trug.
    »Entschuldigen Sie vielmals, aber Sie hatten Kaffee bestellt«, sagte Jane.
    Sie hatte lange gearbeitet und sich bemüht, das Durcheinander in Ordnung zu bringen, das sie schon früh am Tag angerichtet hatte, und als der Ausschuß über den Sitzungssaal hergefallen war, um ihn in Beschlag zu nehmen, hatte man ihr als der einzigen weiblichen Lebensform in Sichtweite

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