Im Himmel ist die Hölle los
worden waren. Eine nette Geste. »Gibt es schon irgendwelche Fortschritte?« erkundigte er sich.
Jane zuckte die Achseln. »Kommt drauf an«, antwortete sie. »Das ist wirklich das Lästige an der ganzen Organisation hier.« Sie seufzte. »Zum Beispiel ist es mir zu guter Letzt gelungen, die Leute von der Personalabteilung davon zu überzeugen, ein paar neue Dienstpläne auszuprobieren. Zuerst gefielen die zwar niemandem, aber dann haben wir ein wenig verhandelt, und zum Schluß haben alle einer einwöchigen Erprobungsphase zugestimmt, die am zwanzigsten beginnen soll.«
Der Personalchef nickte. »Das haben Sie gut gemacht«, lobte er Jane. »Und wo liegt nun das Problem?«
»Das Problem ist, daß in der ganzen Abteilung schon seit drei Tagen der neunzehnte ist«, antwortete Jane gequält. »Immer wieder laufen dieselben vierundzwanzig Stunden ab. Ich glaube, so was nennt man ›Dienst nach Vorschrift‹.«
Gänger schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Machen Sie sich nichts draus«, tröstete er Jane, »das war doch schon ein ganz guter Versuch. Kommen Sie, gehen wir Mittag essen. Meine Idee war, daß wir drei zusammen zum …«
»Ich weiß«, schnitt ihm Jane das Wort ab. »Ich habe uns bereits einen Tisch reservieren lassen.«
»Das Kalbfleisch kann ich nur wärmstens empfehlen«, urteilte Gänger kritisch, während er mit dem Finger die Speisekarte entlangfuhr. »Die machen hier sehr …«
»Nein danke«, unterbrach ihn Jane. »Das mag ich nicht. Da war mir zuviel Estragon oder irgend so was dran. Ich glaube, ich nehme einfach Spaghetti.«
Mit gekünstelt gleichgültiger Miene blickte der Personalchef auf. »Was hatte ich eigentlich bestellt?« fragte er Jane.
»Scampi«, antwortete Jane, ohne aufzusehen. »Die waren eiskalt, aber Sie wollten keinen Krach schlagen und haben sie einfach zurückgehen lassen.«
»Danke für den Hinweis«, murmelte der Personalchef. »In dem Fall probiere ich mal Osso buco.«
»Eigentlich« – Gänger beugte sich vor und schob Jane die Speisekarte vor dem Gesicht weg – »hat unsere Besprechung hier nicht viel Sinn, da Sie ja schon wissen, was wir alles gesagt haben.«
Jane zuckte die Achseln. »Na ja, ich vielleicht, aber Sie noch nicht«, erwiderte sie. »Trotzdem kann ich Ihnen jetzt schon verraten, daß unser Gespräch vollkommene Zeitver … ein völliger Reinfall gewesen ist«, berichtigte sie sich. »Wir haben nicht das geringste erreicht.«
Gänger wechselte einen flüchtigen Blick mit dem Personalchef und grinste. »Ich weiß«, sagte er. »Das war ein ganz schön raffinierter Schachzug, wie?«
Jane blickte ihn verständnislos an. »Wie meinen Sie, bitte?«
»Überlegen Sie doch mal.« Gänger lehnte sich zurück und brach eine Bierstange durch. »Dieses Treffen hat bereits stattgefunden, richtig? Nichts kann daran noch etwas ändern, klar, aber das soll nicht heißen, daß Sie es noch einmal auf sich nehmen müssen, Kalbfleisch zu essen. Statt dessen können Sie sich etwas Schönes bestellen. Stimmt’s?«
»Also …«
»Genauso«, fuhr er fort, nachdem er sich geräuspert hatte, um einige Krümel des Gebäcks zu entfernen, die ihm im Hals gesteckt hatten, »müssen wir diesmal nicht zu denselben deprimierenden Schlüssen kommen, die wir vermutlich bei der Besprechung ziehen werden, die ich einfach mal als die offizielle Fassung bezeichnen möchte. Können Sie mir folgen?«
Nachdenklich biß sich Jane auf die Lippe. »Also, daran, daß Sie das gesagt haben, erinnere ich mich auf jeden Fall nicht mehr. Meinen Sie, wir …?«
»Genau.« Gänger lächelte. »Die erste Fassung ist ausschließlich für die Kameras bestimmt. Ihnen ist doch hoffentlich klar, daß wir alle selbstverständlich überwacht worden sind, oder?«
»Sind wir überwacht worden?« staunte Jane. »Oder, besser gesagt, werden wir überwacht?«
»Zweifellos.« Gänger faltete seine Serviette auseinander und steckte sich eine Ecke davon hinter den Krawattenknoten. »Aber die Fassung, die die Kameras aufgenommen haben, ist die offizielle Fassung. Diese hier, die wir jetzt erleben, ist hundertprozentig inoffiziell.«
»Sie hat nämlich niemals stattgefunden«, ergänzte der Personalchef. »Deshalb können wir ohne Angst, abgehört zu werden, alles sagen, was wir wollen. Das war sein Einfall«, fügte er großmütig hinzu. »Dieser Bursche hier hat zwar ein Gehirn wie ein Flipper, aber wenn die Sache kompliziert wird, ist es sehr gut zu gebrauchen.«
»Ich verstehe«, entgegnete Jane,
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