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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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»wahrscheinlich habe ich irgendwo den Anschluß verloren. Entschuldigung, ja, ich habe in den Akten nachgesehen. Wissen Sie, in einer staubigen alten Akte, die man hinter einem Stapel verrosteter Dosen im Putzschrank gefunden hat, zu lesen, was man in der Zukunft tun wird, ist schon ein komisches Gefühl. Jedenfalls stand das alles da, und wissen Sie was? Von meiner Idee hat man überhaupt keine Notiz genommen, und nach vierzehn Tagen habe ich die Behörde verlassen, ohne am Ende auch nur das Geringste vorweisen zu können. Na schön.« Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und warf dem Personalchef einen Blick zu, bei dem sich ein Mammut in einer Eisscholle in Sibirien gefragt hätte, woher der plötzliche eisige Luftzug kam. »Wozu soll das also alles gut sein? Ich meine …«
    Bevor irgendwer darauf antworten konnte, bemerkten sie jemanden, der über ihnen aufragte und mißbilligend in die Runde blickte.
    Der erste, dem wieder einfiel, wie die Stimme funktioniert, war der Personalchef. »Also gut, zuerst nehmen wir alle, glaube ich, die Melone und danach …«
    »Sie vielleicht«, unterbrach ihn die Kellnerin, wobei sie den Notizblock wie eine fleischfressende Pflanze zuklappte. »Aber die da nicht. Die hat hier Hausverbot, klar?«
    Gänger und der Personalchef blickten sich verblüfft an. »Was sagen Sie da?«
    Die Kellnerin prustete mißbilligend. »Ihre Freundin hier«, fauchte sie. »Bezeichnet sich selbst als Kellnerin. Beleidigt meine besten Kunden, verschwindet, ohne einen Ton zu sagen, und glaubt dann, hier antanzen und ’ne Melone bestellen zu können. Nichts da. Raus! Zwei Häuserblocks weiter ist so ein Burger-King-Laden«, fügte sie gehässig hinzu. »Sagen Sie, Rosa schickt Sie.«
     
    Idyllisch. Das war das einzige Wort, um die Gegend treffend zu beschreiben.
    Luftig hing in weiter Ferne ein weicher Nebel über den blauen Hügeln. Das lange Gras, noch benetzt von perlmuttfarbenen Tautropfen, roch frisch und rein. Eine hauchzarte Brise krümmte die langen steifen Hälse der Blumen, die neben dem sanft murmelnden Fluß wuchsen. Hier und dort lagen im Schatten bezaubernd knorriger Eichen einige Schafe mit rosafarbenen Schleifen um den Hals, die träge kauten und Menschen zählten. Im Vorbau einer brotförmigen kleinen Hütte schaukelte eine junge Mutter mit einem Säugling auf den Knien langsam vor und zurück und sang leise ein uraltes Wiegenlied:
     
    »O abeth cynan sianon
    Cor-ara llana reanon
    Y-tal ny rhian myanon …« [1]
     
    Björn materialisierte sich, fiel aus dem Nichts etwa einen Meter fünfzig nach unten, landete mit voller Wucht auf allen vieren, kam wieder zu sich und blickte sich um. Mit seinen Sinnen erfaßte er alle vorhandenen Informationen und gelangte rasch zu einer korrekten Einschätzung der Lage.
    »O Scheiße!« fluchte er. »Nicht schon wieder!«
     
    »Schönen Tag noch.«
    »Ja, danke«, grummelte der Personalchef abwesend und nahm das Tablett. Dann steuerte er damit wieder auf den Ecktisch zu, wobei er dadurch behindert wurde, daß er nur mit knapper Not über den Berg Pommes frites nach vorne sehen konnte.
    »Oh, was ist das denn?« beschwerte sich Jane, nachdem er das Tablett abgestellt hatte. »Ich dachte, ich hätte um einen doppelten Peperoni-Burger mit der normalen Portion Zwiebeln gebeten.«
    »Ach, wirklich?« Der Personalchef musterte sie mit einem langen Blick, der drohend und flehentlich zugleich war.
    »Na, macht ja nichts«, fügte Jane schnell hinzu. »Das Zeug sieht einfach köstlich aus, egal, was es …«
    »Schön«, schnitt ihr Gänger das Wort ab. »Dann lassen Sie uns endlich zur Sache kommen.«
    Aus der Brusttasche zupfte er sein Taschentuch heraus und steckte es sich in den Kragen. Die anderen beiden blickten ihn abfällig an, doch nahm er keine Notiz davon.
    »Zeit für die Tagesordnung«, fuhr er fort. »Zunächst sollten wir im allgemeinen folgende Punkte berücksichtigen: (a) unsere generellen Ziele und Absichten, (b) das bisher von uns Erreichte, (c) …«
    »Sie sind gerade mit dem Schlips in die Barbecuesoße gekommen«, warf Jane ein.
    »(c)!« betonte Gänger, wobei er die Krawatte ein Stückchen wegzog. »Hindernisse, die es zu überwinden gilt, (d) …«
    Der Personalchef hustete bedeutungsvoll dazwischen. »Ja, gut, wir haben verstanden. Trotzdem besteht kein Grund, die ganze Geschichte so verdammt förmlich aufzuziehen.«
    Gänger warf ihm einen finsteren Blick zu; das heißt, er lächelte ihn mit heruntergezogenen Augenbrauen

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