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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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gewaltigen Schreck – konnte er die Aufschrift gerade so eben lesen.
    Auf dem Schild stand:
     
    PICCADILLY CIRCUS
     
    Außerdem stand dort:
     
    TIMES SQUARE
     
    und
     
    PLACE DE LA CONCORDE
     
    und noch etwas anderes in kyrillischer Schrift sowie etwas in chinesischer, beides Schriften, die Björn nicht lesen konnte. Zu allem Unglück war auch noch alles kreuz und quer übereinandergedruckt.
    »Hm«, murmelte Björn ratlos.
    Tzzx lachte leise vor sich hin, und aus seiner Kutte sprühten blaue Funken hervor. »Ich weiß«, sagte er, und wie Björn merkte, sprach er eigentlich nicht, sondern knisterte eher. »Verwirrend, was? Und jetzt sollten wir lieber weitergehen, sonst verpassen wir nämlich nicht den Zug.«
    »Wollen wir den Zug denn verpassen?« erkundigte sich Björn verdutzt.
    »Na ja, da er diesen Tunnel mit etwa neunzig Stundenkilometern entlangbrausen wird, würde ich das durchaus für vernünftig halten.«
    Tzzx eilte erstaunlich schnell durch den Tunnel davon, und Björn folgte ihm. Für jemanden, der von oben bis unten in schlechtsitzendes braunes Sackleinen eingewickelt war und keine sichtbaren Beine besaß, legte Tzzx ein beachtliches Tempo vor; und wie es ihm gelang, sich nicht auf den eigenen Saum zu treten, grenzte an Zauberei.
    »Wir befinden uns im U-Bahn-Tunnel«, sagte Tzzx gerade. »Ich dachte, das geht schneller als zu Fuß.«
    »Aber wir gehen doch zu Fuß. Wir laufen sogar!« stellte Björn klar.
    »Sicher«, antwortete Tzzx, und Björn bemerkte, daß sich der Abstand zwischen ihnen vergrößerte, obwohl er schon in einen leichten Trab gefallen war, »aber wir laufen durch den U-Bahn-Tunnel. Das ist nämlich ein Unterschied.«
    »Ach, wirklich?«
    »Natürlich. Ah, da wären wir.«
    Die Decke wurde höher, und der Abstand zwischen den Wänden verbreiterte sich. Zur Linken entdeckte Björn eine Plattform, die etwa sechzig Zentimeter höher lag als der Tunnelboden. Sie hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Bahnsteig in einer Pariser Metrostation.
    »Wenn du willst, können wir für den Rest der Strecke eine U-Bahn nehmen«, schlug Tzzx vor.
    Mühsam kletterte Björn auf den Bahnsteig und setzte sich neben der Gestalt in der Mönchskutte auf eine Bank. Es dauerte mehrere Minuten, bis er wieder zu Atem gekommen war.
    »Ich wette, du hast keine Ahnung, wie die U-Bahn funktioniert«, sagte Tzzx.
    »Die Wette gewinnst du.«
    Tzzx lachte erneut. Klingt komisch, dachte Björn, wie das Geräusch, das man hört, wenn man aus Versehen etwas aus Metall in die Mikrowelle stellt und sie dann anschaltet.
    »Die U-Bahn ist ein innerstädtisches unterirdisches Personennahverkehrssystem, das verstopfte Straßen auf der Oberfläche entlasten soll«, klärte Tzzx ihn auf.
    »Also ehrlich, darauf wäre ich nie gekommen«, seufzte Björn.
    Aus der Kutte sprang ein kräftiger grüner Funke hervor, schwebte einige Sekunden lang durch die Luft und verschwand. »In Ordnung, wenn dich das nicht interessiert …«
    »Das war nicht so gemeint«, entschuldigte sich Björn. »Aber das weiß ich alles schon. Ich bin schon unzählige Male mit einer U-Bahn gefahren. Mit dieser hier allerdings noch nie.«
    »Hier gibt es nur eine U-Bahn«, informierte ihn Tzzx. »Ah, da kommt sie ja schon.«
    Tatsächlich fuhr ein U-Bahn-Zug in die Station ein, und die Waggontüren öffneten sich. Björn runzelte die Stirn. Es handelte sich unverkennbar um einen Zug der Londoner U-Bahn. Im Grunde war es genau das, was ihm zu schaffen machte: Vor ihm stand der typischste U-Bahn-Zug, den er je gesehen hatte.
    »Komm schon!« forderte Tzzx ihn auf. Sie stiegen ein und setzten sich. Bis auf einen halbleeren Karton pasteurisierter Milch, der demonstrativ aufstand und sich ans andere Ende begab, war der Waggon leer.
    »Milch mag mich nicht«, seufzte Tzzx. »Die glaubt, ich mache sie sauer.«
    »Wie meinst du das – hier gibt es nur eine U-Bahn?« wollte Björn wissen. Während er dies sagte, wurde ihm schlagartig klar, worauf er mit dieser Frage im Unterbewußtsein abgezielt hatte. Der Waggon, in dem sie saßen, gehörte zu jeder U-Bahn, die er jemals betreten hatte – in New York, Paris, Moskau, London, überall –, und zwar zu allen gleichzeitig.
    »Genau das«, antwortete Tzzx. »Hier gibt es nur ein einziges U-Bahnnetz. Es trägt bloß an den verschiedenen Orten unterschiedliche Namen.«
    »Mhm.«
    Ratternd verließ die U-Bahn die Station und fuhr in einen dunklen Tunnel hinein. Björn fingerte verstohlen in der Tasche nach dem

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