Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
ich soweit sei. Aber das war bis heute nicht der Fall.
Ich mochte Bens Eltern immer sehr gern. Zu jeder Zeit durfte ich sie besuchen, auch wenn Ben mal nicht da war. Karin wusste, dass ich Probleme mit meinem Vater hatte. Nachdem er uns verlassen hatte, verkauften meine Eltern das Haus, und ich zog mit meiner Mutter in eine kleine Dachgeschosswohnung.
In der ersten Zeit war ich sehr unglücklich. Ich dachte, nie wieder unbeschwert lachen zu können. Insgeheim fühlte ich mich schuldig, weil ich meinen Vater erwischt und meiner Mutter davon erzählt hatte. Als ob die neue Situation auf meinem Mist gewachsen wäre. Es war Karin, die mich in langen Gesprächen davon überzeugte, dass ich nicht für die Trennung meiner Eltern verantwortlich war.
Mein Vater zog zu der Frau aus der Nachbarschaft, die zehn Jahre jünger war als er. Nach nur fünf Monaten hat te sie jedoch genug von ihm. Er hat alles ganz fürchterlich bereut und wieder Kontakt zu meiner Mutter gesucht, aber sie hat ihm nicht verziehen – und ich auch nicht. Er hat sich eine eigene Wohnung gesucht. Unser neues Zuhause im Dachgeschoss war gemütlich, und langsam begann ich, mich dort wohlzufühlen. Gemeinsam mit meiner Mutter beschloss ich, dass so schnell kein Kerl bei uns einziehen würde. Und das haben wir bis heute beide beherzigt.
Nach meinem Umzug von Düsseldorf nach Neuss habe ich Bens Eltern, die mit Nachnamen Berger heißen, ganz hinten unter »Z« abgespeichert, damit ich niemals zufällig am Anfang meiner Telefonliste über Bens Nachnamen stolpere.
Als ich nun die entsprechende Taste drücke, höre ich mein eigenes Herz klopfen, fast so laut, dass ich das Freizeichen gar nicht wahrnehme, bis …
»Berger.«
»Hallo, Karin, ich bin es … Marly …«, bekomme ich mühsam heraus. Und schon fange ich an zu schluchzen. »Es tut mir so leid, dass ich mich erst jetzt wieder bei dir melde. Ich wollte ja … aber ich konnte einfach nicht … Ich war einfach so fertig, dass ich …«
Eine gefühlte Ewigkeit später sitze ich fassungslos am Küchentisch. Karin war zwar weder böse auf mich noch habe ich sie enttäuscht, wie sie mir versichert hat. Sie hat sich einfach nur wahnsinnig gefreut, dass ich mich endlich gemeldet habe, ganz so wie Rici es vermutet hatte. Aber eigentlich verwundert mich ihre Reaktion auch nicht. Bens Mutter war die Gutmütigkeit in Person. Sie hatte schon immer für alles Verständnis.
Womit ich allerdings überhaupt nicht gerechnet habe, ist die Neuigkeit, die sie mir eben, so ganz nebenbei, mitgeteilt hat. Die muss ich erst einmal verdauen. Irritiert werfe ich einen Blick auf den Zettel in meiner Hand, auf dem ich einen Namen und eine Handynummer notiert habe. Kurz darauf greife ich wieder zum Telefon.
»Rici«, bringe ich mühsam hervor, »kannst du doch noch bei mir vorbeikommen? Stell dir vor, Ben war verlobt. Er wollte tatsächlich diese Nathalie heiraten.«
3
Wächst Ananas auf Bäumen oder Sträuchern?
Das letzte Lebenszeichen, das ich von Ben bekommen habe, kam einen Tag vor unserem geplanten Freitags-Treffen vor einem Jahr. Ich lag schon im Bett, als die SMS von ihm kam: »Marly, morgen ist es wieder soweit. Ich muss dir etwas sehr Wichtiges erzählen … Ach, ich bin schon so aufgeregt. Und ich freue mich so!« Völlig überraschend spürte ich ein wohliges Kribbeln im Bauch bei dem Gedanken, Ben, der mittlerweile in London lebte, endlich wieder zu treffen.
In der gleichen Nacht habe ich dann von ihm geträumt.
Wir standen vor Bens Haustür. »Ich fahr jetzt, es ist schon spät«, sagte ich.
»Ach, und ich habe gedacht, du würdest noch auf einen Sprung mit hochkommen.«
»Willst du mich etwa verführen?«
»Wer weiß?« Ben hielt mir die Tür auf, und ich ging vor ihm die Treppen hoch.
Dann haben wir uns geküsst. In seinem Schlafzimmer fiel ein Kleidungsstück nach dem anderen. Mein Herz klopfte wie wild, als er mich nah an sich heranzog.
Hier endete mein Traum, und ich wachte auf – und lag dann fast die ganze Nacht wach. In der Art hatte ich noch nie von Ben geträumt. Mir wurde klar, dass ich ihm endlich sagen musste, dass ich mehr für ihn empfand als Freundschaft.
»Ich muss dir auch etwas Wichtiges erzählen«, schickte ich eine SMS -Botschaft auf die nächtliche Reise zu Ben.
Warum habe ich Ben nicht gleich angerufen und ihm gesagt, dass ich ihn liebe?
»Erzähl schon!«, fordert Rici mich auf.
»Er war verlobt, ganz sicher. Caruso sei schon lange nicht mehr bei ihnen , hat Karin gesagt
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