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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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seine
Laune nicht gebessert. Zum Abendessen war er aufgetaucht, und soeben
hatte sie ihm eröffnet, dass sie das Schiff im Sternenhafen von Lexis
verlassen wollte.
    Er stemmte sich halb von seinem Platz
hoch. Seine Stimme klang wie das Gurgeln einer alten Wasserleitung.
»Wir haben einen Vertrag, Jael LeBrae! Sie sind an dieses Schiff und an mich gebunden, bis die Abmachung erfüllt ist! Bis Sie mich nach Gaston's Landing zurückgebracht haben!«
    Jael
starrte ihn an und musste unwillkürlich an die alten
Seefahrergeschichten denken, in denen von grausamen Piratenkapitänen
die Rede war. Mittlerweile entsprach Mogurn absolut diesem Bild; sie
verstand nicht, wieso sie ihn nicht schon bei ihrem ersten Treffen
durchschaut hatte. Er war genau die Sorte Schiffsführer, die ihr Vater,
ihr verfluchter Vater, eingestellt hätte. Erbarmungslos und
unnachgiebig.
    Sie hatte Angst, ihm zu antworten, und
fürchtete gleichzeitig, was passieren mochte, wenn sie schwieg. Sie
bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen, als dann die Worte aus ihr
heraussprudelten. »Der Vertrag ist eine Farce. Sie hatten kein Recht,
ein illegales und Sucht erzeugendes Instrument an mir auszuprobieren.
Dadurch gefährdeten Sie Ihr Schiff und die Crew – so wie Sie vermutlich
Ihre letzte Crew verheizt haben!« Als sie den Satz aussprach, wusste
sie, dass sie ihm nichts Schlimmeres hätte vorwerfen können.
    Mogurn
hieb mit der Faust auf den Tisch. Unwillkürlich zuckte Jael zusammen.
»Das ist eine Lüge, Rigger! Sie haben das Schiff in Gefahr gebracht!
Und nun verweigern Sie das Einzige, womit Sie Ihr Versäumnis wieder
gutmachen können, damit Sie es wert sind, sich Rigger nennen zu
dürfen!« Er drohte ihr mit dem Finger, das Gesicht vor Wut verzerrt.
»Aber Sie können sich nicht dagegen sperren!«
    Bleib
hart, ermahnte Jael sich grimmig. Er darf auf keinen Fall die Oberhand
gewinnen. Du brauchst ihm nicht nachzugeben. Das Kreuz gerade, die
Schultern durchgedrückt, saß sie da und hielt seinem Blick stand –
obwohl einen langen, schrecklichen Moment lang ihre Furcht größer war
als ihre Entschlusskraft. Schließlich holte sie tief Luft und fragte
resolut: »Was ist eigentlich mit Ihrem letzten Rigger passiert, Captain
Mogurn?«
    Mogurns Augen quollen hervor, und sein Blick
ging ins Leere. Er torkelte zur Seite, während sie bibbernd den Atem
anhielt. Sie wagte schon zu glauben, sie hätte vielleicht gesiegt. Dann
wandte er sich wieder ihr zu, und seine Augen sprühten Feuer. Doch
seltsamerweise glitt sein Blick an ihr vorbei, er schien sie nicht
einmal zu sehen. Steifbeinig stakste er an ihr vorbei und verließ die
Messe.
    Durch die offene Tür starrte Jael ihm hinterher.
Ob er sie von nun an in Frieden ließ? Sie wagte es kaum zu hoffen.
Etwas in seiner Miene machte ihr Angst. Aber vielleicht suchte er jetzt
Zuflucht in seinem synaptischen Verstärker; vielleicht verlor er sich
in dieser virtuellen Welt, und ließ sie in Ruhe den Flug beenden. Sie
blickte auf den Teller mit ihrem Abendessen. Ihr Magen verkrampfte
sich. Möglicherweise, dachte sie, ist das Schlimmste jetzt vorbei.
    Sie
hörte die Schritte früh genug, um sich umzudrehen – doch zu spät, um
die Hand wegzustoßen, die ihre Schulter packte. Vor Schmerzen schrie
sie auf. Mogurns glühende Augen ließen sie zurückprallen. In der Linken
hielt er den Pallisp. »Was haben Sie vor?«, keuchte sie, als er den
Griff um ihre Schulter festigte.
    Â»Jetzt kriegen Sie, was Sie brauchen, Jael!«, krächzte er mit einer Stimme, die zwischen Wahnsinn und Triumph schwankte.
    Â»Sind Sie verrückt geworden?« Sie versuchte aufzustehen, sich aus seinem Klammergriff zu befreien. »Lassen Sie mich los!«
    Mit
einem eigentümlichen Lächeln sah er sie an, dann nahm er die Hand von
ihrer Schulter. Stolpernd erhob sie sich von ihrem Platz und wich
zurück, aber Mogurn war schneller als sie. Mit dem Handrücken schlug er
ihr ins Gesicht.
    Durch die Wucht des Hiebes flog sie
quer durch den Raum. Sie taumelte gegen die Wand und fiel zu Boden.
Benommen hob sie den Kopf, derweil Mogurn auf sie zueilte und sich über
ihr aufbaute. »Nein!«, wimmerte sie.
    Â»Du kriegst jetzt den Pallisp!«, knurrte er. »Ob du willst oder nicht. Du wirst dich fügen!«
    Jael
kniff die Augen zusammen. Einen Moment lang verspürte sie die ruhige,
kühle Gewissheit, dass

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