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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Frühzeitig,
möchte ich betonen.«
    Mogurn reagierte immer noch nicht. War das derselbe Mann, der so erpicht darauf gewesen war, die Geschehnisse zu erfahren?
    Â»Wenn
Sie keine Fragen mehr haben, bitte ich, mich zurückziehen zu dürfen.«
Ebenso gut hätte sie die Wand ansprechen können. Achselzuckend wollte
sie kehrtmachen und gehen.
    Sie war schon fast zur Tür
heraus, als sie hinter sich Mogurns Stimme hörte; sie klang gepresst
und seltsam dünn. »Heute gibt es für Sie keinen Pallisp.«
    Sie
drehte sich um und maß ihn mit einem kühlen, verwunderten Blick. »Ich
will den Pallisp gar nicht«, entgegnete sie leise. »Weder heute noch …«
– sie zögerte – »irgendwann in der Zukunft.« Nichts deutete darauf hin,
ob er ihre Worte hörte. Qualmwolken schoben sich vor seine geröteten,
unfokussierten Augen. »Gute Nacht«, sagte sie und hielt den Atem an,
bis die Tür sich verdunkelte und der Korridor zwischen ihr und Mogurns
Kabine lag.
    â–ˆ
    E INEN GANZEN S CHIFFSTAG LANG LIESS M OGURN sich nicht sehen. Unterdessen steuerte Jael das Schiff ein gutes Stück
näher an Lexis heran … und sie bemühte sich, nicht an den Pallisp zu
denken.
    Was ihr nicht leicht fiel. Ihre Freundschaft
mit Highwing hatte den Pallisp vielleicht überflüssig gemacht, so lange
sie sich im Netz aufhielt, doch Highwing war nicht mehr bei ihr. Die
Erinnerung an den Drachen erschien ihr äußerst lebendig – aber auch die
Erinnerung an den Pallisp war keineswegs verblasst. Während ihres
Aufenthalts im Netz wünschte sie sich abwechselnd beides – Highwings
Gesellschaft und die Erleichterung durch den Pallisp. Nach beidem
sehnte sie sich, sehr wohl wissend, dass sie eines nicht haben konnte, und das andere nicht haben durfte. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie nach achtern spähte, in
dem unbewussten Versuch, Highwings Bild herbeizubeschwören.
    Bedauernd,
aber entschlossen, untersagte sie sich diesen Impuls, der nicht nur
nutzlos, sondern obendrein gefährlich war; sie musste sich mit ihrem
Alleinsein abfinden. Es war nichts dagegen einzuwenden, wenn sie sich
an Highwing und an das, was er getan hatte, gern erinnerte; doch wenn
sie sich nach etwas sehnte, was sie nicht bekommen konnte, schlitterte
sie nur in eine andere Form von Abhängigkeit. Und dieser Weg führte
unweigerlich zum Pallisp.
    Sie hatte sich geschworen –
und Mogurn ebenfalls –, dass sie dieses Instrument nie wieder benutzen
würde. Einen Eid hatte sie bereits gebrochen, allein dadurch, dass sie
sich als Rigger auf diesem Schiff verdingte. Sie nahm sich vor, nicht
ein zweites Mal schwach zu werden.
    Doch es fiel ihr
schwer, sich auf das Netz zu konzentrieren. Als sie zum zweiten Mal
merkte, dass sie vom Kurs abdriftete, verkürzte sie ihre Flugzeit. Sie
verließ die Brücke mit einem Gefühl der Leere im Herzen – einer Leere,
die sie nicht mit dem Pallisp auszufüllen wagte.
    Anstatt
sich in Mogurns Kabine zu begeben, ging sie in die Küche. Nachdem sie
zwei süße Muffins verputzt und sich mit drei Tassen Nelkentee erfrischt
hatte, fühlte sie sich gesättigt, doch das hohle Gefühl in ihrem Innern
blieb. Highwing, hättest du nicht noch ein Weilchen länger bei mir verweilen können?, sinnierte sie und spielte mit den Krümeln auf ihrem Teller, obwohl sie die Antwort kannte.
    Du wirst neue Freunde finden, schien er zu sagen.
    Doch in dieser vagen Aussicht fand sie keinen Trost.
    Du brauchst nur ›Freundin von Highwing‹ zu rufen, und ich werde dich hören, auch wenn das gesamte Gebirge zwischen uns liegt …
    Tränen
perlten ihre Wangen herab. Doch obwohl sie weinte, wusste sie, wie
wichtig es für sie war, diesen Gedanken zu bewahren, daran zu glauben,
dass Highwing irgendwo in diesem Gebirge auf sie wartete; vielleicht
schaffte sie es dann, dem Pallisp zu widerstehen. Eigentlich blieb ihr
gar nichts anderes übrig, als sich an alles zu klammern, was sie von
diesem Gerät unabhängig machte; dies war eine Schlacht, die sie
unbedingt gewinnen musste.
    â–ˆ
    Ãœ BER DEN T ISCH HINWEG FUNKELTE M OGURN sie zornig an. Seine Augen waren weit aufgerissen und blutunterlaufen,
die Haare ungekämmt. Er sah aus, als hätte er in seiner Kleidung
geschlafen, was vermutlich sogar stimmte. Was immer er in seiner Kabine
getrieben haben mochte, entzog sich ihrer Kenntnis, doch es hatte

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