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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Mogurn keine Macht über sie hatte. Sie brauchte
sich nur gegen ihn zu wehren.
    Â»Nun, Jael?« Er beugte sich über sie.
    Sie
widerstand dem Impuls, ihm ins Gesicht zu spucken. »Von Ihnen lasse ich
mir nichts gefallen!«, fauchte sie. Sie sah, dass sich seine
Fingerknöchel um den Pallisp weiß verfärbten. Sie versuchte, auf dem
Deck davonzukriechen. Aber mit einer Hand schnappte er sich ihr
Handgelenk, während er mit der anderen den Pallisp gegen ihren Nacken
presste.
    Â»Ich bedrohe dich nicht, Jael«, meinte er mit
erschreckend beherrschter Stimme. »Aber ich habe dir etwas versprochen.
Und ich stehe immer zu meinem Wort.« Er fingerte an dem Pallisp herum.
    Jael
erschauerte, als eine stimulierende Welle ihr Rückgrat entlanglief.
»Verdammter Dreckskerl!«, stöhnte sie, dann ging ihre Stimme unter in
einer Aufwallung von Wärme, die ihren Körper wie ihren Geist
durchflutete. Der Pallisp erreichte die tiefsten Zentren ihres Gehirns,
wo er Trost und intensive Wonneschauer hervorrufen konnte.
    Nein!, flüsterte sie, doch die Laute erreichten nicht einmal ihre Lippen.
    Dann
wurde ihr der Pallisp entzogen, so abrupt, wie er ihr an den Hals
gedrückt worden war; sie keuchte, blinzelte und versuchte, klar zu
sehen. Wie von selbst griff ihre Hand nach dem Pallisp. Sie konnte
nicht anders, sie wollte ihn; obwohl sie sich ihrer eigenen Torheit
bewusst war, vermochte sie ihre Gier nicht zu kontrollieren.
    Mogurns
Gelächter drang an ihre Ohren, und dann merkte sie, was sie tat. Ihre
Hand zuckte zurück; vergebens versuchte sie, sich aus seinem Griff zu
entwinden. Sein heißer Atem fauchte ihr ins Gesicht. »Willst du ihn?«,
zischelte er. »Willst du ihn nicht? Willst du ihn? Willst du ihn
nicht?« Er verdrehte ihr Handgelenk und schob ihr den Pallisp abermals
in den Nacken …
    Sie schrie auf, bebend vor Lust und Schmerz. »Verdammt! Verfluchtes Schwein!«
    Von
neuem entzog er ihr den Pallisp; auf dem Boden kauernd, schnappte sie
nach Luft. Schwer atmend blickte sie zu Mogurn empor. Eines war ihr
vollauf bewusst – würde sie dem Pallisp zu stark ausgesetzt, wäre sie
trotz aller guten Vorsätze dieser Droge bald hoffnungslos verfallen.
    Auf
Mogurns Zügen zeichnete sich eine grausige Mischung aus Groll und
Triumph ab. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Lippen und ihre Zunge
wollten ihr nicht gehorchen. Hämisch grinsend über ihre fruchtlosen
Anstrengungen, richtete er den Pallisp abermals auf ihren Hals. Sie
duckte sich und zischte: »Ohne mich kommen Sie niemals nach Lexis!«
    Mitten
in der Bewegung hielt er inne, die perlmuttgraue Kugel des Pallisp nur
wenige Zoll von ihrem Nacken entfernt. Er fixierte sie mit
durchbohrenden Blicken; sie hielt diesem erschreckenden Starren stand
und fragte sich, ob sie ihn vielleicht doch noch zur Vernunft gebracht
hatte. Er drückte den Pallisp an seine Brust und richtete sich mit
steifen Bewegungen auf. »Du hast einen Eid geschworen!«, knurrte er.
    Jael schnaubte verächtlich durch die Nase.
    Mogurns
Augen weiteten sich vor Verdruss. »Du hast einen Eid geschworen!«,
brüllte er gereizt. »Einen Eid, dieses Schiff zu seinem
Bestimmungshafen zu bringen. Wenn du diesen Eid brichst, bist du für
immer ruiniert. Dann bist du auf ewig und alle Zeiten ein Nichts und
Niemand! Hast du mich verstanden?«
    Jael lachte bitter.
Ein Eid? Gewiss, sie musste einen Vertrag erfüllen, aber der umfasste
nicht, dass sie sich diese Art von Brutalität gefallen lassen musste.
Vielleicht erwies sie den Welten einen Dienst, wenn dieses Schiff
mitsamt ihr und Mogurn in den unkartierten Strömungen des Flux verloren
ging. Was wäre wohl das größere Vergehen – selbst eidbrüchig zu werden,
oder diesen Mann in die Zivilisation zurückzubringen?
    Mogurn
ließ sie los – um ihr sofort noch einmal ins Gesicht zu schlagen. Sie
krümmte sich und versuchte, sich vor dem nächsten Hieb zu schützen.
Doch der kam nicht. Leise fluchend hob sie die Hand. Aber Mogurn sah
sie gar nicht mehr an. Er schien sie total vergessen zu haben. Er
glotzte ins Leere; seine Linke, die immer noch den Pallisp hielt, hing
schlaff nach unten.
    Jael schnellte vor, erwischte den Pallisp und robbte damit über das Deck.
    Â»NEIN!«, heulte er und wirbelte herum. »Gib ihn mir zurück!«
    Jael
nahm eine geduckte Haltung an und presste den kalten Stahl des Pallisp
fest an ihre Brust.

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