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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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zu
verfolgen. Ihre Sorge galt nun Highwing. Sie war fest davon überzeugt,
dass er in irgendeiner fürchterlichen Gefahr schwebte, und dass er
deshalb nicht auf ihre Rufe reagieren konnte. Sie mochte gar nicht
daran denken, dass er vielleicht bereits tot war. Und falls er noch
lebte, war sie fest entschlossen, ihn zu finden.
    Aber
wie? Sie hatte Angst, weiter nach ihm zu rufen. Etwas stimmte nicht mit
diesem Ort; sie hätte nicht sagen können, was sie so abstieß, doch eine
Intuition verriet ihr, dass diese Gegend durch irgendeine böse Kraft
verdorben worden war. Es lag nicht nur an dem Verhalten der Drachen.
Sie spürte es in der Luft, in der Dunkelheit, selbst im Licht der
Sterne, das sich an den Bergen brach und in den Wolken, die über ihnen
hinwegjagten. Finsternis lastete über diesem Land.
    Ed
schien es gleichfalls zu fühlen; er war still aber sehr zappelig, als
erwarte er das Hereinbrechen einer Katastrophe. Sie erinnerte sich an
die Drachenmagie, die Highwing mit ihr geteilt hatte. Nun glaubte sie,
einen anderen Zauber zu spüren, ähnlich stark und mächtig, doch finster
und unheilschwanger, eine Kraft, die ihre Anwesenheit hier nicht
duldete. Sei merkte, dass man sie beobachtete, während sie durch diese
nächtlichen Bergzüge flogen, und sie fürchtete sich vor den Wesen, die
ihren Kurs so aufmerksam verfolgten.
    Wenn Highwing hier wäre, könnte er sie über die Geschehnisse aufklären. Sie wünschte sich, er könnte ihre Rufe hören. Highwing, wisperte sie. Freundin von Highwing. Sie schluckte, weil sie fürchtete, selbst dieses leise Gemurmel könnte eine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Zu
ihrer Linken ragte bedrohlich ein wuchtiger Gipfel auf. Steuerbord
voraus schien sich eine Kette aus Bergspitzen bis in die Unendlichkeit
zu erstrecken. Ar summte leise eine Melodie, während er steuerte; er
handhabte nun das Ruder eines Segelschiffs auf einem Ozean, einem Meer
aus Luft – die kleinste Brise ausnutzend – derweil Jael schnuppernd die
Nase hob und versuchte, Gerüche aufzuspüren. Ed thronte neben ihr und
drehte den Kopf hin und her. Riechst du etwas, Ed?
    Der Papagei gab einen gutturalen Laut von sich, dann sprach er verhalten aber deutlich: Echsen. Grrechsen. In der Nähe.
    Jael durchlief ein Schauer von Angst – und Hoffnung. Weißt du … kannst du spüren … ob sie freundlich oder feindselig sind?
    Hraww. Nee. Der Papagei reckte den Schnabel in die Luft. Kann sie riechen. Ganz nahe.
    Jael
merkte, dass Ar tief Atem schöpfte und sich dann zurücklehnte. Er hatte
aufgehört zu summen. Sie wusste, dass er sich entsetzlich vor dem
Abenteuer fürchtete, in das sie sie hineinbugsierte. Trotzdem folgte er
ihr bereitwillig. Egal, was sie jetzt täte, sie war verantwortlich für
sein Leben und das von Ed; und für ihr eigenes. Sie atmete durch und
wisperte: Ich bin Jael, die Freundin von Highwing. Weiß jemand, wo ich Highwing finde?
    Die Nacht antwortete mit einem absoluten Schweigen.
    Lautlos
rückten auch die Drachen heran. Ed gab einen erstickten Laut von sich,
und im nächsten Moment schaute Jael in die im Sternenlicht schimmernden
Augen einer riesigen geflügelten Schlange, welche vor ihrem Bug
dahinschoss und sie kräftig durchrüttelte. Jael half Ar, das Schiff zu
stabilisieren, und dabei vernahm sie eine Stimme wie Donnergrollen: STEEERBEN SOLLT IHR – WIE EEER!
    In
der Dunkelheit konnte sie ihre Feinde nicht ausmachen. Doch sie hörte
einen Wutschrei – und erschrocken zogen sie und Ar das Netz straff;
eine Woge aus Feuer hob sie an und wirbelte sie durch die Gegend. Festhalten, Ar! ICH BIN EINE FREUNDIN VON HIGHWING!, schrie sie, obwohl sie wusste, dass es töricht und sinnlos war.
    Ein
Drache sauste vorbei, schlug mit einer Flügelspitze nach ihnen, sodass
das Schiff nach unten taumelte; sein Körper wurde von glänzendem
Drachenfeuer beleuchtet. WEG MIT DIR, BRUDER!, hörte Jael, als
ein weiterer Drache vorbeirauschte und den ersten mit einer
Flammengarbe bestrich. Sie und Ar kämpften darum, die Abwärtsbewegung
zu kompensieren und verwünschten die Schwerfälligkeit des beschädigten
Netzes. Erst als sie wieder horizontal flogen, vergegenwärtigten sie
sich, dass soeben ein Drache einen anderen attackiert hatte!
    Neugierig drehte sie sich um. Ein Paar funkelnder Drachenaugen taxierte sie von oben herab. Was willst da von uns?,

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