Im Hyperraum
Typen kenne, hätten sie mich in den Knast gesteckt und dann vergessen.« Sie hob die Schultern und kehrte ihr Gesicht dem toten Bildschirm zu.
»Du hast mir nicht verraten, aus welchem Grund du ein Raumschiff frisiert hast«, sagte er. »Wenn du etwas in dieser Art auf meinem Schiff versuchst, breche ich dir beide Arme, beide Beine, und danach breche ich dir das Genick.« Er umklammerte so fest die Armstützen seines Sessels, dass seine Sehnen hervortraten.
Stumm betrachtete Alo den leeren Schirm.
»Nun?«
Sie zuckte die Achseln. »Was – nun?«
Panglor knirschte mit den Zähnen und schüttelte den Kopf.
Eine halbe Stunde später ordnete er an, sie solle sich zum Schlafen in die Kabine begeben. »Wir lösen uns ab. Während deiner Schicht wirst du hübsch die Finger von den Kontrollen lassen und dich rein aufs Beobachten beschränken. Wenn irgendwas passiert, das meine Aufmerksamkeit erfordert, weckst du mich.« Alo zog ein Gesicht, als dächte sie nicht daran, zu kooperieren, doch als er nach ihrem Arm fassen wollte, quiekte sie auf und rannte aus dem Cockpit. »Hexe!«, blaffte er. Und er meinte es ernst. Aber er war sich längst nicht mehr so sicher, dass sie lediglich ein Phantom war.
Obwohl er sich körperlich und seelisch ausgelaugt fühlte, arbeitete er weiter an der Konsole. Er wollte herausfinden, auf welches Sternsystem sie vielleicht zusteuerten. Als er dann die Antwort bekam, brach ihm der Schweiß aus. Danach recherchierte er in den Bibliotheksdateien, weil er sich vergewissern musste, ob seine Erinnerungen ihn nicht trogen. Irgendwann, irgendwo, hatte er über dieses Thema ein paar Bemerkungen aufgeschnappt. Leider hatte er sich nicht geirrt. Als die Bestätigung eintraf, dass er mit seinem Verdacht richtig gelegen hatte, fing er so heftig an zu zittern, dass sein Entsetzen LePiep weckte. Sie sprang auf die Konsole und blickte ihn fragend an.
Dreznelles 1. Dorthin flogen sie, falls sie überhaupt irgendwo ankamen. Dreznelles 1. Ein naher Stern aus derselben Gruppe wie D3. Dort befand sich eine Relaisstation, ähnlich wie die Orbitalstation von D3 – jedoch mit einem gravierenden Unterschied. »Sie steht leer, Peep«, flüsterte er. »Man hat sie aufgegeben. Dort lebt niemand mehr. Hast du eine Ahnung, was das heißt?« Er schaute in ihre glänzenden Augen und rang darum, nicht die Fassung zu verlieren. Dass einem der Schreck durch die Glieder fuhr, war nicht weiter schlimm, aber weiter durfte er es nicht kommen lassen. Ruhig Blut, ermahnte er sich. Dreh jetzt bloß nicht durch. LePiep schien ihn trösten zu wollen. Als ob das noch was nützte!
Die Orbitalstation von D1 war vor einem halben Jahrhundert geräumt worden, als man D3 in Betrieb nahm. Die Foreshortening-Feld-Generatoren funktionierten nicht mehr, falls man sie nicht schon längst geborgen hatte. Es spielte keine Rolle mehr, ob ihm die Insertion geglückt war oder nicht, denn ebenso gut hätte er sie geradewegs ins Limbo befördern können.
Abermals durchlief ihn ein Schauder. Er hatte sich genau das angetan, wovor er sich immer am meisten gefürchtet hatte, und nicht einmal LePiep konnte ihn aufmuntern. Zum Glück pennte diese Hexe jetzt in der Kabine und hatte von der jüngsten Entwicklung der Dinge nichts mitgekriegt. Jesses! Er gab ein Ächzen von sich, das fast wie ein Schluchzen klang, und in seinen Augen standen Tränen.
LePiep zappelte, etwas hatte sie erschreckt. Er hob den Kopf, merkte, dass sein Blick verschleiert war, und erkannte Alo, die wieder im Cockpit auftauchte. Nein, dachte er, nein. Himmelherrgott noch mal, nicht schon wieder dieses lästige Biest!
»Was machst du hier?«, krächzte er heiser.
»Ich bin nicht müde, und ich möchte etwas herausbekommen.«
»Was denn?«, donnerte er mit sich überschlagender Stimme. Seine Geduld war zu Ende. Seine ganze Welt war zu Ende.
»Über irgendwas regst du dich fürchterlich auf«, stellte sie fest. »Vielleicht solltest du dich ein paar Takte aufs Ohr legen.«
»Was willst du?«, schnauzte er. LePiep stob von der Konsole hoch und flatterte verängstigt durch das Cockpit. »Piep!«, befahl er. »Komm sofort hierher.« Zitternd landete sie.
»Na schön«, gab Alo nach. »Ich wollte bloß nachforschen, wohin unsere Reise geht. Optimistisch betrachtet.«
Panglor verfiel wieder in Schweigen. LePiep hockte bei ihm und hüllte ihn mit ihren unglücklichen Schwingungen ein.
Alo fand rasch heraus, was sie wissen wollte. Es stand deutlich sichtbar auf dem Bildschirm.
Weitere Kostenlose Bücher