Im Informationszeitalter
der Erde als meinen Leitstern oder eher als Leitkonstellation gewählt habe. Das ihr vielleicht eigentümlichste Phänomen ist die Entwicklung einer Folge von Pflanzen- und Tiergattungen, die sich durch eine diskontinuierliche Zunahme der Komplexität auszeichnet. Von den ersten Lebewesen ist uns nur bekannt, daß sie innerhalb von drei Milliarden Jahren (mindestens, nicht höchstens) den genetischen Kode mit seiner verblüffenden kreativen Universalität gebildet hatten. Aus ihm sind zur Photosynthese fähige Algen entstanden, dann Bakterien, Urtierchen, die Weichtiere, dann Fische, Lurche, Reptilien und schließlich Säugetiere, die mit der Entstehung der Hominiden und mit dem Mensch an der Spitze ihre Krönung fanden. Zwischen den Gattungen gähnen allerdings sehr große Abgründe. Obwohl es beispielsweise Übergangsformen zwischen dem Reptil und dem Vogel oder zwischen dem Fisch und dem Lurch gab, ist nichts davon übrig geblieben. Diese Abgrenzungen von Gattungen, diese Zonen der Gattungsstille , habe ich als so wichtig erachtet, daß ich sie in einen Bereich der auf sie folgenden Kulminationen des Verstandes “übertragen” habe. Sie befreien sich aus den primären, durch die Physiologie und Anatomie gegebenen Aufgaben, die das zentrale Nervensystem eines jeden lebenden Wesens (sofern es ein tierisches Wesen ist) erfüllen muß.
Sicherlich ist die Vorstellung, daß der größte konstruierbare Computer ein “Würfel” mit einer Kantenlänge von drei Zentimeter ist, abzulehnen. Ob jedoch der Bau von immer größeren Computer ein besserer Weg sein wird als das Schaffen eines Netzes nach dem Ebenbild der neuronalen Netze des Gehirns, kann nur die Zukunft zeigen. Der Vergleich des Gehirns mit dem Computer der letzten Generation sieht gegenwärtig folgendermaßen aus: das Gehirn ist ganz klar ein Parallel- und Mehrprozessorensystem, zusammengesetzt aus ungefähr 14 Milliarden von Neuronen, die eine dreidimensionale Struktur bilden, in der jedes Neuron bis zu 30000 Verbindungen mit anderen Neuronen besitzt.
Falls eine Verbindung nur eine Operation innerhalb einer Sekunde durchführt, wäre das Gehirn theoretisch imstande, innerhalb dieser Zeit zehn Billionen von Operationen durchzuführen. Das Flip-Flop eines Neurons dauert nur einige Millisekunden lang. Komplexe Aufgaben wie die Erkennung und das Verstehen der Sprache führt das Gehirn innerhalb von ungefähr einer Sekunde durch, weil es einiger Rechenoperationen bedarf. Der Computer dagegen braucht für eine analoge Aufgabe eine Million von elementaren Schritten.
Da ein Neuron einem zweiten Neuron keine komplexen Symbole übermitteln kann, weil es ein “einfaches” Gerät eines Flip-Flop-Typs ist, hängt die Leistungsfähigkeit des Gehirns von einer großen Zahl wechselseitiger neuronaler Verbindungen ab. Dank diesen können wir uns einfach der Sprache oder Sprachen bedienen. Die Aufgabe, zwei mehrstellige Zahlen zu multiplizieren, stellt dagegen bereits ein Problem dar, mit dem nicht jeder fertig wird. Das
Phänomen von unerhört geschickten Rechenkünstlern, die außerdem sogar debil sein können, ist für mich ein anderes Rätsel, weil es von der Existenz verschiedener Subareale zeugt, die sogar - oder gerade dann -leistungsfähiger funktionieren können, wenn andere, normalerweise an der Aufgabe beteiligte Areale beschädigt sind! (Das Gehirn verträgt, allgemein gesagt, Beschädigungen viel leichter als der Computer).
Heutige Supercomputer funktionieren, wie ein Experte behauptet, auf dem Entwicklungsniveau eines fünfjähriges Kindes (es geht dabei aber um eine nicht affektive Leistungsfähigkeit). Es erscheint paradox, daß für die Simulierung des Gehirns in Echtzeit Tausende von Computern mit höchster Rechenleistung nötig wären, für das Durchführen von arithmetischen Berechnungen dagegen Milliarden von Menschen.
Eine elementare Operation eines Neurons dauert, wie gesagt, ungefähr 1 Millisekunde lang. Ein Computer kann diese hingegen innerhalb einer Zeit von einer Nanosekunde ausführen. Er arbeitet also sechsmal schneller. Dennoch erkennt ein Mensch, der in ein Café kommt, das Gesicht seines gesuchten Bekannten in Sekundenbruchteilen, und der Computer würde dafür einige Minuten brauchen…
Automatisierung der Kreation
Das wahrscheinlich für unsere, also für die menschliche Zukunft wichtigste Anliegen scheint die Antwort auf die Frage zu sein, ob und wie eine kreative Informationskapazität der Computer im Sinne einer authentischen
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