Im Informationszeitalter
solcher zivil ist.” (Kyberiade, S. 46)
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Bis heute hat sich bei Lem eine gewisse Verbitterung gegenüber den Deutschen gehalten: “Lernen die Völker aus der Geschichte ? … Wenn es um die Deutschen geht, habe ich meine Zweifel.” Lem, Science Fiction 1987, S. 153) Beide Grundelemente der “Social Fiction” sind also bei Lem zu finden, sowohl die Totalitarismuskritik, als auch die Prognostik, allerdigs hat er beide gemäß seiner Interprtation auf eine freiere Ebene überführt.
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Erstaunlicherweise sind Eingriffe oder Restriktionen der Werke ausgeblieben, obwohl gerade der politisch-satirische Gehalt der “Kyberiade” nicht zu übersehen ist. Allerdings mußt Lem zu verschiedenen sowjetischen Ausgaben (zum beispiel zu “Solaris” erklärende Vorworte im Sinne der Zensur hinzufügen. Der Erfolg der frühen Werke Lems war in der sowjetischen Öffentlichkeit überragend; erst durch die Anerkennung im Ausland konnte er sich auch in Polen durchsetzten.
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Amery relativiert diesen Unterschied, denn für ihn ist die politische Kontrolle in der BRD durch das Rechtssystem bedingt und damit lediglich subtiler (vgl.: Amery 1967, S. 120 - 127).
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“Die Gottwald, die hat eine ganz nette Definition gehabt, aber sehen Sie, sowas vergeße ich wieder, weil es mit nicht wichtig ist.” (Amery-Interview 1995, S. 17)
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Bellow könnte den Vergleich wagen, doch hat er keine vergleichbare Publikation theoretischer Werke. Lem als Schriftsteller, Theoretiker und Kritiker erlangte seine
Sonderstellung nicht zuletzt durch seine Vielseitigkeit.
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Am Ende der siebziger Jahre galten Tolkien und Lem als die beliebtesten Autoren der deutschen Studentenschaft (vgl.: Jürgen Bursche in der FAZ vom 2. Feb. 1979, Nr. 28. S. 25.).
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Die Lizenzausgabe erscheint bei Secher und Warburg; in England haben es ausländische Autoren noch schwerer als in den USA, sich durchzusetzen.
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So wollten “Helen and Kurt Wolff Books”, Lems Vertreter in den Staaten, eine englische Version der “Summa technologiae” herausgeben, konnten aber keinen Verleger dafür finden.
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Die sogenannte “Lem-Affäre”, bei der Lem aus der SFWA ausgeschlossen wurde, weil “sich Lems nicht sehr schmeichelhafte Meinung von der SF herumgesprochen hatte, nachdem ein Aufsatz aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. Februar 1975 auszugsweise in der Atlas World Review als ‘Looking down on Science Fiction: A Novelist’s Choice for the World’s Worst Writing’ übersetzt worden war.” (Rottensteiner in: Marzin 1985, S. 78). Lem selbst stand seinem Ausschluß relativ gleichgültig gegenüber.
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An dieser Stelle muß eine Lücke in der Definition geschlossen werden: es gibt anspruchsvolle Werke, die sich hauptsächlich auf eine Motiv- und Textvariation konzentrieren, ohne dabei trivial genannt werden zu können. Ein Beispiel dafür ist die Kurzgeschichte Lems “Die Patrouille” (In: Lem 1976, S. 7 - 31). Das SF-Motiv ist ein einfacher Raumpatrouillenflug: Pirx jagt einem Lichtpunkt auf seinem Radar nach und verliert sich beinahe in der Unendlichkeit, bis er sich schließlich dazu zwingen kann, aufzugeben. Eine Untersuchung seines Raumschiffes ergibt, daß der Lichtpunkt eine technische Störung war. Die Geschichte klingt zunächst banal, entscheidend ist aber wie Pirx zwischen Jagdfieber und Vernunft hin- und hergeworfen wird. Schließlich siegt bei Pirx die Vernunft; zwei seiner Kollegen hatte die gleiche Situation das Leben gekostet. Die Intention ist die Darstellung des Menschen in einer Extremsituation und sein Entwicklungsprozeß zu einer Entscheidung, insofern weist das Abenteuer über sich hinaus.
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Für die Idee des Klonens gilt die gleiche Grundidee wie in 6. für den künstlichen Menschen.
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Nicht: Michelangelo, wie Gottwald angibt (vgl.: Gottwald 1990, S. 268 und KP, S. 17).
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So fühlt sich Jimmy Krauthobler schon von klein auf zu Höherem berufen, da ihm als Kind die Büste Ludwigs II. auf den Kopf fiel (vgl.: KP, S. 50).
Erst in der Taschenbuchausgabe erschien auf dem Titelblatt die Bezeichnung SF; die frühere, gebundene Ausgabe war nicht so gekennzeichnet.
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Auch eine entfernte ideologische Verwandtschaft von Wells und Amery ist vorhanden: Wells war “Fabianer”, ein Mitglied eines sozialistischen Intelligenzclubs, der seine Literatur gegen die Einseitigkeit des Literaturbetriebes und für eine Umwälzung in der
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