Im Informationszeitalter
Industriegesellschaft einsetzen wollte. Der historische Kontext war natürlich noch ein ganz anderer.
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Im Gegensatz zur Zeitvorstellung der Antike, in der eine zyklische Zeitstruktur bevorzugt wurde, benutzt man heute das Bild eines Strahls, um Zeit zu veranschaulichen.
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Ein Beispiel dafür ist der Film-Dreiteiler “Zurück in die Zukunft”, in dem es nur darum geht, die Zeit um 1955 wieder so in ihren Gang zu bringen, daß die Zeugung des Protagonisten erfolgt.
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Das Zuchtprogramm entschuldigt die Kirche zynisch mit der Tatsache, daß Füßli nach jeder Reise als Witwer in seine Zeit zurückkehrt und daher sich mit einer neuen Partnerin eilassen darf.
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Gottwald reduziert das Zeitreisemotiv schlicht auf diese Funktion: “Mit dem Zeitreisemotiv ist vor allem die spielerische Seite der SF angesprochen” (Gottwald 1990, S. 63) Im “Königsprojekt” hat dieses Spiel eine deutlich erkennbare Funktion auch in Bezug auf die Kritik Amerys.
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“Sie trägt ihren Namen, weil die meisten alten Chroniken lateinisch geschrieben sind, und weil die Veränderung eines passiven Partizips des Perfekts (PERMUTATIO PARTICIPII PERFECTI PASSIVI) in vielen Fällen genügt, um die neue, d. h kaum bemerkbar veränderte Quellenlage zu sichern.” (KP, S. 296)
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Umgekehrt ist es in Amerys Roman “An den Feuern der Leyermark” Amery 1988); durch eine einzelne Ursache, das Überleben eines Gesellen in den Berliner Barrikadenkämpfen, kommt es zur Neuordnung Europas; Amery bezeichnet diesen Roman als eine “positive Utopie” (Amery-Interview 1995, S. 5).
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“The causal circle may be employed not as the goel of the story, but as a means of visualising certain theses, e. g. from the philosophy of history.” (Lem in: Rose 1976, S. 78)
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“For a real tautology to become a falsehood, the device of travel in time is necessary.” (Lem in: Rose 1976, S. 74)
3.2. Kirche und Welt: Der regressive Ansatz
In diesem Kapitel soll die erste “kritische Masse” (vgl.
3.) näher untersucht werden: das “vatikanische
Komplott” (Amery-Interview 1995, S. 1). Die
Ähnlichkeit mit tatsächlich vorhandenen Tendenzen in der katholischen Kirche ist nicht zufällig: “In unserem Land bejaht der Katholizismus formell die
demokratischen Spielregeln , die Staat und Gesellschaft bereitstellen; aber ob die Mehrheit der bien-pensants innerlich zu den Inhalten der Demokratie Ja sagen, ist immer noch sehr fraglich.” (Amery 1967, S. 8)
In der Auseinandersetzung von Kirche und Welt hebt Amery besonders zwei Konfliktpunkte hervor, die einem gegenseitigen Verständnis entgegenstehen:
1. Die emotionale Ablehnung jeglicher Form des Sozialismus aufgrund ideologischer Schranken; seit der fortschreitenden Auflösung des Ostblockes ist dieser Konflikt weitgehend aus den Medien verschwunden, doch 1967 ist dieses Thema in der Diskussion der Gesellschaft sehr präsent.
2. Das entscheidende Hindernis sieht Amery aber im überkommenen Vorsehungsbegriff der Kirche. Er wird durch den Glauben unterstützt, daß es nicht die Sache des Menschen ist, “die großen Linien der Geschichte zu bestimmen, vor allem die Linien unserer zukünftigen Geschichte”. (Amery 1967, S. 11) Ein Resultat dieser Denkrichtung ist die weiterhin vertretene Ablehnung der Geburtenkontrolle.
Im “ Königsprojekt ” hat sich eine kleine Gruppe des Vatikans von einer fixierten Vorsehung losgesagt, ohne dabei die regressive Haltung zu verlieren. Beseelt von einer realpolitischen Strategie hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte auf den vorgesehenen Weg zurückzuführen. Diese Gruppe verbindet den ihr eigenen Vorsehungsglauben und sie bekämpft den Kommunismus, um ideologisches Einflußgebiet zu sichern 1 :
“- Holy smoke, Father, sehen Sie sich doch den Blödsinn an, den diese Roten verzapfen, ist doch alles gegen die menschliche Natur, wer möchte sowas schon, aber sie sind doch im Vormarsch, und sie sind so verdammt sicher … it all fits in. Da war diese römische Republik unter Mazzini, und der war ein Freund von Karl Marx, ein ganz enger, nächtelang haben die miteinander diskutiert, habe ich selber gecheckt, Father. Die haben doch den Leonardo, die Kommies. Ohne den kämen die doch gar nie hinten hoch…’
- ‘Einen Augenblick. Sie nehmen also an, daß die größte Waffe Leonardos in der Hand des Feindes ist?” (KP, S. 27)
Der Dialog findet zwischen Dr. Enigmatinger, dem
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