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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Perpetualen Omnipotenz”, gleichzeitig aber auch gekennzeichnet durch “menschliche” Schwächen 14 . Auf diese Weise wird der Leser über ihre nicht-menschliche Existenz hinweggetäuscht: sie selbst sind kybernetische Konstruktionen, deren Schöpfer nicht genannt wird 15 . In der vorwiegend von
    Maschinen bewohnten Welt, in der der Mensch nur als sagenhaftes Schreckgespenst erwähnt wird, erleben die beiden miteinander wetteifernden Helden Abenteuer und skurrile Situationen, die sich nach drei Kategorien 101 ordnen lassen:
    >    Fabeln über den Dialog mit der Maschine (die Fabeln 1 bis 3, auch 15, in der sich Trurl selbst im Computer simuliert)
    >    Fabeln, die sie auf (insgesamt sieben) Forschungsreisen zu anderen Zivilisationen führen (die Fabeln 5 bis 12) und
    >    Fabeln, in denen es um die “Beglückung” einer bestehenden, oder von ihnen geschaffenen Welt geht (die Fabeln 14 und 15).
    Eine zentrale Stellung nimmt die Tatsache ein, daß alle Versuche zu einer “vollständigen Beglückung” mißlingen; dabei zeigt sich, daß der Mißerfolg um so schlimmer ist, je größer und allumfassender der Versuch angelegt war. “Der Ruhm jedoch hat es so an sich, daß er über Niederlagen gewöhnlich schweigt, sogar wenn die höchste Perfektion sie hervorgerufen hat.” (Kyberiade, S. 175).
    Somit wäre auch die Geschichte der Zukunft auch nur wieder eine Geschichte der Sieger? Vor diesem Hintergrund müssen positives und negatives Utopiedenken unterschieden werden: in der Gestaltung der Zukunft durch die Technik an sich erhält letztere ein positives Vorzeichen durch Lem, denn sie ist seiner
    Ansicht nach das bestimmende zivilisatorische Instrument. Dieses Instrument wird aber im Rahmen einer Aufklärung gedeutet, die versichert, daß die Wissenschaft an sich auf der “guten Seite” steht. Die negative Seite zeichnet sich nicht dadurch aus, daß die Wissenschaft an sich das Vorzeichen “Gut oder Böse” trägt, sondern erst ihre Verwendung in einem Kulturgefüge. In der so verstandenen gemeinsamen Kulturkritik nähern sich die Ansätze Amerys und Lems 102 , trennen sich aber auf der Ebene der Lösungsvorschläge wieder (vgl.: 7. 4.).
    Viele Kritiker 16  behaupten, daß die Fabeln zu dem Besten gehören, was Lem je geschrieben hat: “In this cycle, Lem blends a number of Aristotelian features that tend to surface in small clusters in other volume.” (Ziegfeld 1985, S. 82); Lem selbst wünscht diesem Werk vor allen anderen (auch den theoretischen), daß es ihn überleben möge, da es am besten Intellekt und Kunst verbindet (vgl.: Lem/Beres 1986, S. 200).
    Die “Kyberiade” verdeutlicht wie kein anderes seiner belletristischen Werke die Verbindung von schriftstellerischer Technik und philosophischer Weltanschauung Lems. Anders als in “Solaris”, Lems berühmtestem Werk, dessen Entstehung und Bedeutung er selbst nicht ganz erklären kann, sind die Konstruktionen der Fabeln analytisch entstanden.
    Der Fabelzyklus bewegt sich auf drei Ebenen:
    > spielerisch auf der Ebene der Kindergeschichte,
    >    auf der Erzählebene als Abenteuergeschichte (der Abenteuercharakter wird besonders bei den Reisen deutlich)
    >    und schließlich auf der Ebene der provozierenden Präsentation von Problemsituationen aus dem Themengebiet: Mensch - Gesellschaft - Kybernetik in satirischer Form. “Satire läßt sich weder spezifischen Gattungen noch Formen subsummieren, sondern ist allenfalls als Schreibweise zu begreifen. Ihre oberflächlichen Merkmale sind Ironie und Engagement” (Pehlke/Lingfeld 1970, S. 114)
    Die besondere Art der Verwendung einer Vielzahl von SF-Motiven zu dem genannten Zweck soll im nächsten Kapitel analysiert werden: zum Zweck der satirischen Darstellung montiert Lem an sich unvereinbare Elemente in einem anachronistischen Puzzle zusammen. Bemerkenswert ist, wie Lem die verschiedenen Regelsysteme verwandter, aber doch unterschiedlicher Genres zu einer Einheit zusammenfügt.
    4.1. Märchenwelt und Zukunftswelt in den “Fabeln zum Kybernetischen Zeitalter”
    “Ich kann nur feststellen, daß die ‘Robotermärchen’ eine bloße Vorschule zur ‘Kyberiade’ waren. Das ist an der chronologischen Abfolge zu erkennen, denn zuerst nahm ich das konventionelle Märchen zu Hilfe, und später kamen immer akrobatischere Kunststücke hinzu.” (Lem 1986, S. 64)
    Zu den augenfälligsten Kunststücken gehört die in immer komplexeren Formen verwendete Sprachmagie Lems, die nach dem Prinzip

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