Im Innern des Wals
Dazu
kommen alle möglichen Unterbrechungen, wobei die Pflücker
für die verlorene Zeit natürlich nicht entschädigt werden. Oft regnet es (wenn es stark regnet, werden die Hopfen so
schlüpfrig, daß man sie nicht abstreifen kann). Wenn man von einem Feld auf das andere überwechselt, gehen jeden Tag ein bis zwei Stunden verloren. An erster Stelle steht jedoch das Abmessen. Hopfen sind weich wie Schwämme, und wer sie
abmißt, kann, wenn er will, einen Scheffel leicht auf ein Viertel zusammendrücken. An manchen Tagen schüttet er sie nur um,
aber ein andermal, auf Anordnung des Aufsehers, »nimmt er es genau« und quetscht sie so zusammen, daß statt der zwanzig Scheffel in einem vollen Korb nur zwölf bis vierzehn
herauskommen, das heißt, etwa 1 s. weniger. Darüber gab es sogar einen Song, den die Alte aus East End und ihre
Enkelkinder immer zu singen pflegten:
Our lousy hops!
Our lousy hops!
When the measurer he comes round, Pick'em up, pick'em up
off the ground!
When he cornes to measure
He never knows where to stop;
Ay, ay get in the bin
And take the fucking lot!
[Unsere lausigen Hopfen! Unsere lausigen Hopfen! Wenn der
Mann mit dem Maß kommt, heb sie auf, heb sie auf, vom
Boden! Wenn er mit dem Maß kommt, kann er nie genug
bekommen; he, he, tu sie in den Kasten und nimm deinen
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Scheißanteil!]
Aus dem Behälter werden die Hopfen in zehn Scheffelsäcke
umgefüllt, die hundert Pfund fassen und normalerweise von
einem Mann fortgetragen werden sollen, gewöhnlich gehören
jedoch zwei dazu, um einen so vollen Sack zu heben, besonders wenn der Aufseher sie sehr voll gestopft hat.
Bei all diesen Schwierigkeiten kommt man nicht einmal
annähernd auf 30 s. pro Woche. Sonderbarerweise sind sich nur wenige Pflücker darüber klar, wie wenig sie verdienen, weil das Stücklohn-System die niedrige Bezahlung verschleiert. Die
tüchtigsten Pflücker in unserer Gruppe waren eine
Zigeunerfamilie von fünf Erwachsenen und einem Kind, die
selbstverständlich, seit sie laufen konnte, jedes Jahr in den Hopfenfeldern gearbeitet hatten. In etwas weniger als drei Wochen hatten sie zusammen genau zehn Pfund verdient, das
heißt ohne das Kind jeder etwa 14 s. in der Woche. Ginger und ich hatten etwa 9 s. die Woche verdient, und ich bezweifle, ob ein einzelner Pflücker über 15 s. hinauskommt. Eine Familie, die sich in die Hände arbeitet, kann unter diesen Bedingungen gerade ihren Unterhalt und die Rückfahrt nach Lo ndon
bezahlen, während es für einen einzelnen Pflücker nicht einmal dazu langt. Auf manchen Farmen in der Umgebung rechnete
man nicht, wie bei uns, sechs sondern erst acht oder neun Scheffel pro Shilling, so daß man schon sehr hart arbeiten mußte, um in der Woche 10 s. zu verdienen.
Bei Arbeitsbeginn erhält man ein gedrucktes Blatt mit
Bedingungen, die aus einem Pflücker mehr oder weniger einen Sklaven machen. Der Farmer kann einen Pflücker fristlos und aus jedem Anlaß entlassen und braucht ihn nur auf der Basis von acht statt sechs Scheffel pro Shilling auszuzahlen, mit ändern Worten, er kann ihm praktisch ein Viertel vom Verdienst
abziehen. Wenn ein Pflücker die Arbeit niederlegt, bevor die Ernte zu Ende ist, wird der gleiche Betrag seines Verdienstes
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vom Farmer einbehalten. Man kann sich also nicht voll
auszahlen lassen und dann abhauen, weil die Farm einem
niemals mehr als zwei Drittel des Verdienstes im voraus zahlt und einem auf diese Weise bis zum letzten Tag immer etwas
schuldet. Die Arbeiter, die an den Körben arbeiten, bekommen feste Löhne, statt nach dem Stücklohn-System bezahlt zu
werden, wobei die Lohnzahlung aufhört, falls ein Streik
ausbricht. Natürlich setzen sie deshalb Himmel und Hölle in Bewegung, um das zu verhüten. Kurz gesagt, die
Hopfenp flücker sind den Farmern ausgeliefert, solange es keine Pflückergewerkschaft gibt. Allerdings ist der Versuch ziemlich zwecklos, eine Gewerkschaft zu gründen, weil etwa die Hälfte der Pflücker aus Frauen und Zigeunern besteht, die viel zu dumm sind, um den Nutzen einzusehen.
Was die Unterkünfte betraf, so waren ironischerweise
leerstehende Viehställe am besten. Die meisten von uns
schliefen in runden Blechschuppen von etwa zehn Fuß
Durchmesser, deren Fenster unverglast waren und mit ihren
unzähligen Löchern Regen und Wind durchließen. Die
Einrichtung bestand aus einem Haufen Stroh und Hopfenreben, sonst nichts. In unserer Hütte waren wir zu viert, aber in ändern
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