Im Innern des Wals
Asyl gerührt und auch nie jemanden getroffen, der es getan hätte.) Der Schlafsaal war ein Raum mit fünfzig Betten, eins dicht neben dem ändern, mit dem warmen Abortgeruch, den man in einem solchen Haus nicht los wird. Ein Schwachsinniger war da, ein Hüne von über 200 Pfund, mit winzigem
Spitzmausgesicht, das immerzu lachte. Seine Arbeit bestand
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darin, die Nachttöpfe auszuleeren, und er verrichtete das sehr langsam. Diese Häuser scheinen alle gleich zu sein. Sie haben etwas Ekelhaftes an sich. Bei dem Gedanken an all die grauen Gesichter alternder Männer, die ihren stillen, beschaulichen Lebensabend in dieser Klosettatmosphäre verbringen und fast immer homosexuell tätig sind, wird mir übel. Es ist schwer erklärbar, was ich meine, weil alles mit dem Geruch in diesen Asylen zusammenhängt.
Um elf Uhr morgens konnten wir heraus, mit dem üblichen
Kanten Brot und Käse, und wir wanderten zu der Farm von
Biest, die etwa drei Meilen entfernt lag, bei der wir aber erst um ein Uhr ankamen, weil wir unterwegs Pause machten und eine Menge Pflaumen pflückten. Trotzdem hatten wir Glück, der
Vorarbeiter sagte uns, er benötige Pflücker und schickte uns sofort zu einem der Felder. Wir hatten jetzt nur noch etwa 3 p., noch am gleichen Abend schrieb ich nach Hause, sie sollten mir 10 s. schicken, die zwei Tage später eintrafen. Bis dahin hätten wir praktisch nichts zu essen gehabt, wenn uns die ändern
Pflücker nicht etwas abgegeben hätten.
2. bis 19. September
Hopfen werden in Reihen, ein bis zwei Yard voneinander
entfernt, an zehn Fuß hohen Stangen oder an Drähten gezogen.
Alles, was der Pflücker zu tun hat, ist die Hopfenreben
herunterzubiegen und sie in einen Korb zu streifen, möglichst ohne Blätter. In der Praxis ist das natürlich unmöglich, und erfahrene Pflücker vergrößern im Gegenteil die Menge der
abgeernteten Hopfen, indem sie soviel Blätter
dazwischenmischen, wie es sich der Farmer gefallen läßt. Man bekommt den Dreh sehr schnell heraus, und die einzigen
Unannehmlichkeiten sind das lange Stehen (wir waren jeden
Tag durchschnittlich zehn Stunden auf den Beinen), die
Pflanzenläuse und die Verfärbung der Hände; diese werden
durch den Hopfensaft schwarz wie Negerhände und nur durch
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Schlamm wieder sauber (oder, sonderbarerweise, durch
Hopfensaft).
Nach ein oder zwei Tagen springen die Hände auf, die Haut
ist von den rauhen Reben zerschnitten. In der Frühe, ehe sich die Risse in der Haut wieder geöffnet haben, leidet man
Höllenqualen, und ich habe selbst jetzt, da ich dieses hier auf der Maschine schreibe (10. Oktober), noch immer die Spuren der Arbeit. Die meisten Hopfenpflücker sind seit ihrer Kindheit jedes Jahr dabei, und das Pflücken geht ihnen blitzschnell von der Hand. Sie kennen jeden Kniff, wie zum Beispiel die Reben zu schütteln, damit sie locker über dem Korb liegen etc. etc. Am besten arbeiten Familien, die aus zwei oder drei Erwachsenen bestehen, die die Reben abstreifen, und mehreren Kindern, die dann die herabgefallenen Hopfen aufsammeln und die leeren
Stengel beseitigen. Die gesetzlichen Vorschriften über
Kinderarbeit werden überhaupt nicht beachtet, im Gegenteil, viele treiben ihre Kinder rücksichtslos an. Eine Frau, die neben uns arbeitete, eine vom alten Schlag aus East End, behandelte ihre Enkel geradezu wie Sklaven. »Los, Rose, du faules, kleines Aas, beeil dich beim Sammeln, ich hau dir den Arsch voll, wenn ich rüberkomme!« etc. etc. Die sechs- bis zehnjährigen Kinder waren oft so erschöpft, daß sie umfielen und einschliefen.
Trotzdem taten sie die Arbeit gern, und ich glaube nicht, daß sie ihnen mehr schadete als die Schule.
Der Bezahlung liegt folgendes System zugrunde: zwei- oder
dreimal täglich werden die Hopfen abgemessen, und man
bekommt eine bestimmte Summe (in unserm Fall 2p.) für jeden Scheffel, den man gepflückt hat. Eine gute Rebe gibt etwa einen halben Scheffel her, und ein guter Pflücker kann eine Rebe in etwa zehn Minuten abstreifen, so daß einer rein rechnerisch 30
s. in einer Sechzig-Stunden-Woche verdient. In der Praxis
dagegen ist das völlig unmöglich. Zunächst sind die Hopfen ganz verschieden. Auf manchen Reben sind sie so groß wie
kleine Birnen und auf ändern kaum größer als Erbsen, und die
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schlechten sind sehr viel zeitraubender als die guten, schon weil sie sich enger umeinander winden. Manchmal liefern erst fünf oder sechs genug, um einen Scheffel voll zu machen.
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