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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orwell George
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Scheffel pro Shilling, so daß man schon sehr hart arbeiten mußte, um in der Woche 10s. zu verdienen.
    Bei Arbeitsbeginn erhält man ein gedrucktes Blatt mit Bedingungen, die aus einem Pflücker mehr oder weniger einen Sklaven machen. Der Farmer kann einen Pflücker fristlos und aus jedem Anlaß entlassen und braucht ihn nur auf der Basis von acht statt sechs Scheffel pro Shilling auszuzahlen, mit andern Worten, er kann ihm praktisch ein Viertel vom Verdienst abziehen. Wenn ein Pflücker die Arbeit niederlegt, bevor die Ernte zu Ende ist, wird der gleiche Betrag seines Verdienstes vom Farmer einbehalten. Man kann sich also nicht voll auszahlen lassen und dann abhauen, weil die Farm einem niemals mehr als zwei Drittel des Verdienstes im voraus zahlt und einem auf diese Weise bis zum letzten Tag immer etwas schuldet. Die Arbeiter, die an den Körben arbeiten, bekommen feste Löhne, statt nach dem Stücklohn-System bezahlt zu werden, wobei die Lohnzahlung aufhört, falls ein Streik ausbricht. Natürlich setzen sie deshalb Himmel und Hölle in Bewegung, um das zu verhüten. Kurz gesagt, die Hopfenpflücker sind den Farmern ausgeliefert, solange es keine Pflückergewerkschaft gibt. Allerdings ist der Versuch ziemlich zwecklos, eine Gewerkschaft zu gründen, weil etwa die Hälfte der Pflücker aus Frauen und Zigeunern besteht, die viel zu dumm sind, um den Nutzen einzusehen.
    Was die Unterkünfte betraf, so waren ironischerweise leerstehende Viehställe am besten. Die meisten von uns schliefen in runden Blechschuppen von etwa zehn Fuß Durchmesser, deren Fenster unverglast waren und mit ihren unzähligen Löchern Regen und Wind durchließen. Die Einrichtung bestand aus einem Haufen Stroh und Hopfenreben, sonst nichts. In unserer Hütte waren wir zu viert, aber in andern hausten sieben oder acht, was andererseits den Vorteil hatte, daß es dort wärmer war. Stroh eignet sich nicht, um darauf zu schlafen (es ist sehr viel durchlässiger als Heu), und Ginger und ich hatten jeder nur eine Decke, so daß wir die erste Woche furchtbar unter der Kälte litten. Später stahlen wir uns soviel Säcke zusammen, daß wir es einigermaßen warm hatten. Von der Farm bekamen wir Holz für unser Feuer umsonst, aber nie genug; Wasser mußten wir uns von einer zweihundert Yard entfernten Leitung holen, und die Latrine war ebenso weit. Sie war jedoch so verdreckt, daß man lieber eine Meile gelaufen wäre, statt sie zu benutzen. Es gab einen Fluß, in dem man Wäsche waschen konnte, aber zu einem richtigen Bad im Dorf zu kommen wäre ebenso schwierig gewesen, wie einen gezähmten Walfisch zu kaufen.
    Hopfenpflücker lassen sich anscheinend in drei Kategorien teilen: die Leute aus East End (hauptsächlich Hausierer), Zigeuner und umherziehende Landarbeiter, denen sich ein paar Landstreicher zugesellen. Daß Ginger und ich Landstreicher waren, verschaffte uns viel Sympathie, besonders bei den etwas Bessergestellten. Unter anderem war da ein Paar, ein Wanderhändler mit seiner Frau, die wie Vater und Mutter zu uns waren. Sie waren von der Sorte, die sich regelmäßig sonnabends betrinkt und kein Hauptwort benutzt, ohne es mit »fucking« zu untermalen, aber ich habe nie Menschen getroffen, die freundschaftlicher und feinfühliger waren. Immer und immer wieder gaben sie uns von ihrem Essen ab. So kam zum Beispiel eins ihrer Kinder mit einer halbgefüllten Bratpfanne zu uns und sagte: »Eric, Mutter wollte das gerade wegwerfen, aber dann sagte sie, es wäre doch schade drum, und ob ihr es nicht vielleicht haben wollt?« Natürlich hatten sie keinen Augenblick daran gedacht, die Reste wegzuwerfen, sie sagten es bloß, um jeden Anschein von Mildtätigkeit zu vermeiden. Einmal schenkten sie uns einen ganzen, schon abgekochten Schweinskopf. Sie hatten selber mehrere Jahre auf der Landstraße gelebt, daher ihr Mitgefühl. »Ich weiß, was das heißt, nachts in dem scheißnassen Gras zu liegen und frühmorgens den Milchmann anzubetteln, damit man sich eine Tasse Tee machen kann. Zwei von meinen Jungs habe ich auf der Landstraße gekriegt« etc. etc. Ein anderer Arbeiter, der sich sehr anständig zu uns benahm, war in einer Papierfabrik angestellt. Vorher war er dort Kammerjäger gewesen, und er erzählte, daß Schmutz und Ungeziefer jede Vorstellung überstiegen hätten. Es hätte so viel Ratten gegeben, daß man sich zum Beispiel nicht unbewaffnet in die Küche getraut hätte und immer einen Revolver bei sich haben mußte.
    Nachdem ich ein paar Tage

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