Im Innern des Wals
bezaubernden, zerbrechlichen Versform mit fast ausschließlich einsilbigen Wörtern.
Wie man noch sehen wird, habe ich Housman behandelt, als sei er ausschließlich ein Propagandist und Verfasser von Maximen und Zitaten. Fraglos war er mehr. Man sollte ihn jetzt nicht unterbewerten, nur weil er vor nicht allzu langer Zeit überbewertet worden ist. Auch wenn man mit dieser Behauptung heute auf Widerspruch stoßen wird, zahlreiche seiner Gedichte von ihm werden kaum lange vernachlässigt bleiben. Aber im Grunde ist es doch immer die Tendenz eines Schriftstellers, seine »Absicht«, seine »Aussage«, weswegen er beliebt oder unbeliebt ist. Ein Beweis dafür ist die außerordentliche Schwierigkeit, ein Buch für literarisch wertvoll zu halten, das unsere tiefsten Überzeugungen ernstlich verletzt. Kein Buch ist gänzlich neutral. Irgendeine Tendenz ist immer erkennbar, ob es sich um Verse oder Prosa handelt, selbst wenn sie nur die Form oder die Bildauswahl bestimmt. Aber Dichter mit großer Popularität wie Housman sind in der Regel ausgesprochen gnomische Schriftsteller.
Nach dem Krieg, nach Housman und den »Naturdichtern«, trat eine Gruppe mit völlig anderer Zielrichtung in Erscheinung – Joyce, Eliot, Pound, Lawrence, Wyndham, Lewis, Aldous Huxley, Lytton Strachey. Bis in die späten zwanziger Jahre waren sie »die Bewegung«, so wie in den letzten Jahren die Gruppe Auden/Spender. Sicher können nicht alle begabten Schriftsteller dieser Zeitspanne der Gruppe zugezählt werden. E. M. Forster zum Beispiel, auch wenn er sein bestes Buch um 1923 schrieb, gehörte im wesentlichen zur Vorkriegszeit, während Yeats offenbar in keinem seiner Stadien den zwanziger Jahren zuzurechnen ist. Andere, die damals noch lebten, wie Moore, Conrad, Bennett, Wells, Norman Douglas, hatten ihr Pulver schon lange vor Ausbruch des Krieges verschossen. Es gibt einen Schriftsteller, den man zu der Gruppe zählen müßte, wenn auch nicht im streng literarischen Sinn – Somerset Maugham. Man kann natürlich die Daten nicht so genau bestimmen; die meisten der erwähnten Schriftsteller hatten bereits vor dem Krieg Bücher veröffentlicht. Trotzdem kann man sie als Nachkriegs-Schriftsteller bezeichnen, wie die heutigen Jüngeren als Schriftsteller der Zeit nach der Wirtschaftskrise, dennoch könnte man alle literarischen Zeitschriften der Zeit durchblättern, ohne zu merken, daß diese Leute die »Bewegung« sind . Mehr denn jemals bemühen sich die Koryphäen des literarischen Journalismus, daran festzuhalten, daß die vorletzte Periode noch kein Ende gefunden hat. Squire thronte im London Mercury , Gibbs und Walpole waren die Götter der führenden Buchhandlungen. Man trieb einen Kult mit Frohsinn und Männlichkeit, Bier und Cricket, Priar-Pfeifen und Monogamie, und man konnte sicher sein, ein paar Guineen zu verdienen, wenn man einen Artikel gegen die progressiven »Highbrows« schrieb. Dabei hatten gerade sie, die inzwischen abgesetzten, sich die junge Generation erobert. Der Sturm wehte von Europa, und hatte lange vor 1930 der »Bier-und-Cricket«-Schule alles, bis auf ihr Heldentum, vom Leib gerissen.
Das erste, was einem bei der Gruppe der von mir oben erwähnten Schriftsteller auffällt, ist, daß sie gar nicht nach einer Gruppe aussehen. Überdies würden mehrere energisch dagegen Protest erheben, mit einigen anderen zusammengeworfen zu werden. Im Grunde waren Lawrence und Eliot einander nicht sympathisch. Huxley verehrte Lawrence, war aber von Joyce angewidert. Die übrigen dürften verächtlich auf Huxley, Strachey, Maugham heruntergesehen haben, und Lewis griff alle der Reihe nach an; sein Ruf als Schriftsteller beruht denn auch zum großen Teil auf diesen Angriffen. Und doch gibt es vom Temperament her eine gewisse Verwandtschaft zwischen ihnen allen, die heute deutlicher ist als noch vor einem Dutzend Jahren. Am besten könnte man sie als pessimistische Haltung bezeichnen. Dabei muß man jedoch klarstellen, was mit Pessimismus gemeint ist.
Wenn die Grundeinstellung der Georgianischen Dichter »Naturliebe« war, so ist die der Nachkriegs-Schriftsteller die »tragische Einstellung zum Leben«. Der Geist in Housmans Gedichten zum Beispiel ist nicht tragisch, sondern nur quengelig, es ist ein enttäuschter Hedonismus. Das gleiche gilt für Hardy, wobei man jedoch The Dynasts (A Drama of the Napoleonic Wars) ausnehmen sollte. Aber die Gruppe Joyce-Eliot trat erst später in Erscheinung. Der Puritanismus ist nicht ihr
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