Im Interesse der Nation
gehen, wo zwei blaublütige englische Damen mit rotem Blut auf den Kleidern säßen, und dort eine ziemlich schwere weinrote Kameratasche zuzumachen und dann herzubringen.
Als die Stewardeß gegangen war, lehnte sich Carl zurück. In diesem Moment zeigte sich die Leuchtschrift, mit der die Fluggäste gebeten wurden, ihre Zigaretten auszudrücken und die Gurte anzulegen.
Gennadij Alexandrowitsch Koskow, der zu diesem Zeitpunkt das Gefühl hatte, ein neues Leben begonnen zu haben, traute seinen Augen nicht. Der junge Korvettenkapitän neben ihm hatte sich offenkundig entschlossen, die letzten paar Minuten auf dem Weg nach Larnaka schlafend zu verbringen, was immer dort geschehen mochte. Es sah tatsächlich aus, als schliefe er.
Oberstleutnant Karl-Erik Järn befand sich schon in seiner zweiten Dienstzeit als Bataillonschef in Camp Victoria, beim schwedischen UN- Bataillon auf Zypern. Was den Auftrag als solchen betraf, das heißt den Auftrag der UNO, war er inzwischen ziemlich skeptisch geworden. Die Friedenstruppe auf Zypern trug dazu bei, die türkische Besetzung der nördlichen Hälfte der Insel zu normalisieren, indem sie die beiden Parteien daran hinderte, miteinander zu sprechen. Alles ließ sich ja durch die UNO regeln, selbst das kleinste Detail, wie etwa Anträge auf Jagderlaubnis in der entmilitarisierten Zone, in der schwedisches UN-Personal über die Sicherheit wachte, bis hin zum Austausch von Fischereirechten. Wären die Parteien gezwungen gewesen, miteinander zu leben, miteinander zu verhandeln und miteinander umzugehen, ohne einen bewaffneten UN- Filter zwischen sich, wären sie möglicherweise gezwungen gewesen, sich auf völlig andere Weise zu einigen.
Doch um den eigentlichen Dienst stand es besser. Es war ein angenehmer Dienst mit hochmotivierten Elitesoldaten, die sich vorgenommen hatten, nicht schlechter dazustehen als beispielsweise die auf der Insel stationierten britischen Truppen. Überdies hatte Zypern den größeren Teil des Jahres ein angenehmes Klima, das sauberste Wasser des Mittelmeers, und zudem war der Auslandsdienst ein Pluspunkt, der möglicherweise zu schnellerer Beförderung führte.
Die Touristensaison konnte manchmal etwas mühsam sein. Allzu viele schwedische Urlauber auf Zypern begriffen das schwedische UN-Bataillon fast als eine Art Konsulat, an das man sich mit allerlei Kümmernissen wenden konnte, von der verlorenen Reisekasse bis hin zu privaten Streitigkeiten. Doch jetzt im Frühjahr war das gesellschaftliche Leben um so angenehmer, und im Augenblick wurde ein gemeinsames Fest mit den Royal Canadians aus Ebiskhophos, der britischen Abhör und Radarstation, vorbereitet. Am Abend sollte es Auftritte mit Dudelsäcken geben, und die Dudelsackbläser waren gerade dabei, ihren effektvollen Einmarsch zu proben. Wie die meisten Militärs hatte Karl-Erik Järn eine gewisse Schwäche für Dudelsäcke; und wie die meisten schwedischen Fans war er bei Konzerten dann stets der Meinung, sie dauerten viel zu lange.
Ein riesiger, rothaariger staff sergeant machte mit seinen Bläsern beim Bataillonschef Meldung, und anschließend wurden einige Details geändert. Damit war dieser Teil der Vorbereitungen für den Abend abgeschlossen, und das Orchester konnte abziehen.
Es war ein warmer Tag und versprach ein schöner Abend zu werden. Als der Bataillonschef sich den Schweiß von der Stirn wischte und dabei über das Gelände blickte, sah er, daß der Bataillons-Krankenwagen von dem weniger als einen Kilometer entfernten Flugplatz näherkam. Karl-Erik Järn runzelte erstaunt die Stirn, doch bekam er plötzlich alle Hände voll zu tun, um die Stromversorgung der Diskothek zu sichern. So vergaß er die Angelegenheit für einige Zeit.
Der Krankenwagen war ein umgebautes sechsrädriges Panzerfahrzeug, das mit weißer Farbe gestrichen und mit Blaulicht auf dem Dach und großen roten Kreuzen an den Seiten über den schwarzweißen Buchstaben UN versehen worden war.
Die Seitenwände hatten zwei Fenster. An einem stand Carl und sah auf eine glitzernd weiße Salzwüste hinaus, die sicher mehrere Quadratkilometer groß war. Das Fahrzeug hatte soeben ein kleines Schild passiert, das den Betrachter auf englisch und griechisch aufforderte, die türkische Invasion nicht zu vergessen. Doch Carls Aufmerksamkeit war in diesem Moment auf einen Punkt einige hundert Meter hinter dem Schild gerichtet gewesen, wo die wurstähnliche Air-France-Maschine mit der blauweiß-roten Schwanzflosse zur Startbahn
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