Im Interesse der Nation
Sprachen eine Bestätigung der Angabe wünschten, daß James Bond und der »rätselhafte Mann« Schweden seien. Die Situation wurde unhaltbar.
Zwei Tage nach dem Ende der Flugzeugentführung erhielt Karl-Erik Järn präzise Anweisungen, was er sagen dürfe, nicht mehr und nicht weniger. Und im Anschluß daran fühlte er sich etliche Stunden lang fast wie ein Papagei. Seine Mitteilung an die Weltpresse lautete etwa wie folgt:
Zwei Personen hätten zum fraglichen Zeitpunkt medizinische Hilfe erbeten, die sie dringend gebraucht hätten. Man habe sie ihnen gewährt. Es treffe zu, daß es sich um Offiziere handle. Sie befänden sich jedoch nicht mehr auf Zypern.
Ende der Auskunft.
Die Journalistenhorde grub folglich schnell Hinweise auf den rätselhaften Sonderflug der Herkules aus, der am Tag nach der Entführung nach Schweden erfolgt war. Innerhalb von weiteren vierundzwanzig Stunden führte dies dazu, daß die UNO in New York einen Untersuchungsausschuß einsetzte, der prüfen sollte, ob UN-Personal in unerlaubtem Nationalinteresse gehandelt habe.
Doch auch für schwedische Behörden war die Situation unhaltbar geworden. Etwa um die Zeit, als der Bataillonschef von Camp Victoria bis zur Grenze des Erträglichen bedrängt wurde, gab der Staatssekretär des schwedischen Außenministeriums eine Presseerklärung heraus. Die schien zunächst mehrere sensationelle Antworten zu enthalten, bei näherer Analyse wies sie jedoch etliche Unklarheiten auf. Die Mitteilung des schwedischen Außenministeriums, die nicht weiter kommentiert wurde, enthielt folgende Angaben:
Als palästinensische Terroristen in unbekannter Absicht versucht hätten, die AF 129 zu kapern, hätte militärisches Personal, das sich an Bord der Maschine befunden habe, eingegriffen. Die Offiziere, welche die Maschine in Larnaka verlassen und tatsächlich medizinische und andere Hilfe humanitären Charakters erhalten hätten, befänden sich jetzt in Schweden. Ihre Identität könne mit Rücksicht auf sowohl ihre persönliche Sicherheit als auch ihre sensiblen militärischen Funktionen nicht enthüllt werden. Das war in mancherlei Hinsicht ein sehr schwedisches Kommuniqué. Kein Wort war unwahr, aber dennoch wurde nicht die Wahrheit mitgeteilt.
Mit einigen Variationen wiesen die Schlagzeilen der schwedischen Zeitungen am nächsten Tag den naheliegenden Text auf:
JAMES BOND WAR SCHWEDE!
In der darauffolgenden Flut von Spekulationen hielt das schwedische Militär der Presse nur den kleinen Finger hin. Man gab zu, auch Schweden habe »gewisse Spezialisten«, aber alle näheren Informationen dazu seien streng geheim.
Für Journalisten waren es fröhliche Tage. Weniger fröhlich waren sie für die Nachrichtendienste Schwedens, der Sowjetunion, Frankreichs, Ägyptens und der USA.
Die Amerikaner hatten vom State Department den Auftrag erhalten, die Umstände zu klären, unter denen der amerikanische Staatsbürger Stephen Holmes zu Tode gekommen war. Sie führten ihre Untersuchungen, die mit einer Übereinkunft mit dem schwedischen Nachrichtendienst endeten, jedoch höchst diskret.
In Kairo waren etliche Peinlichkeiten aufzuklären. In der Regierung hatte man Verständnis dafür, daß ein einzelner Flugzeugentführer es in Einzelfällen schaffte, sich an den Sicherheitskontrollen eines Flughafens vorbeizustehlen und bewaffnet an Bord einer Maschine zu gelangen. Derlei geschieht in vielen Ländern. Doch hier ging es um zwei ganze Teams - ein förmliches Gewimmel von Flugzeugentführern an Bord einer Maschine. Was die drei Palästinenser betraf, führten die ägyptischen Untersuchungen jedoch schnell zu Ergebnissen, da der festgenommene Ägypter gestand, als man ihn drei Zeugen von der Sicherheitsgruppe des Flughafens gegenüberstellte. Diese bezeugten, der Festgenommene habe persönlich Befehl gegeben, die drei Terroristen an Bord zu lassen. Jedoch fand man keine Erklärung dafür, wie der Schwede hatte bewaffnet an Bord kommen können. Doch diese Frage war für die Ägypter von geringerem Gewicht, und sie hatten überdies keinerlei Interesse daran, ihre Erkenntnisse in der Weltpresse zu verbreiten.
Am meisten wurde jedoch in Paris gegrübelt. DST, der französische Sicherheitsdienst, hatte die Passagierliste schnell für geheim erklärt und die Piloten verhört. Die beiden Personen, die in Larnaka ausgestiegen waren, hießen Nils Emil Svensson und Carl Hamilton. Daß dieser Hamilton gegen die Flugzeugentführer eingegriffen hatte, war zwar verdienstvoll,
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