Im Interesse der Nation
Direktorat für nasse Jobs betrafen.
In dem gelben Botschaftsgebäude am Narvavägen in einem ganz anderen Teil Stockholms saß ein Militärattaché, der tatsächlich Militärattaché war und nichts sonst, mit einem wesentlich angenehmeren, beinahe lustigen Auftrag, der Coq Rouge betraf.
Major Alain Fritch war ziemlich neu im Dienst. Man machte sich immer noch lustig über seinen elsässischen Namen, der nicht gerade französisch klang. Alain Fritch war sich nicht ganz sicher, wie ungewöhnlich dieses scheinbar komische Problem eigentlich war.
Wenn man in der Anfrage aus Paris mit mäßigem Mißtrauen zwischen den Zeilen las, ging es in erster Linie darum, ein Verhör zustande zu bringen, wenngleich auf etwas ungewöhnlichem Weg. Also:
Korvettenkapitän Carl Hamilton sollte den Orden der Ehrenlegion erhalten. Die Begründung war nicht schwer zu begreifen. Der besagte Hamilton alias Coq Rouge, Angehöriger der Marinesektion des militärischen Nachrichtendienstes in Schweden, hatte durch beherztes Eingreifen beim Flug AF 129 das Leben von 228 Fluggästen und elf französischen Besatzungsmitgliedern gerettet.
Da Hamilton Offizier eines Nachrichtendienstes war, verlangte die Diskretion, daß die Auszeichnung zwar vom Botschafter Frankreichs verliehen werden sollte, doch diskret, bei einem privaten Empfang in der Botschaft.
Alain Fritch hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Zeremonie auch stattfand, vor allem daß Hamilton sich nicht weigerte zu erscheinen. Offenbar hatte man in Paris den Wunsch, ihn ungestört zu sprechen.
Wie man sicherstellen könne, daß Hamilton die Auszeichnung annahm?
Das war eine Frage, die einem französischen Offizier etwas seltsam vorkam. Von den Absolventen der Kadettenschule des Major Fritch wäre mindestens die Hälfte bereit gewesen, sich wenigstens einen Finger abzuhacken, um in die Ehrenlegion zu kommen. Vielleicht gab es aber beim militärischen Nachrichtendienst Schwedens bürokratische oder andere Hemmnisse, die es dem Personal unmöglich machten, ausländische Auszeichnungen anzunehmen?
Major Fritch arbeitete energisch und effektiv und konnte nach nur wenigen Telefonaten mit westlichen Kollegen sowohl eine Antwort wie eine Empfehlung nach Paris übermitteln.
Die Lösung des Problems: Ein Dank an die Marinesektion des schwedischen Nachrichtendiensts insofern, als man sowohl dem Chef der schwedischen Marine wie besagtem Korvettenkapitän die Ehrenlegion zuerkannte und beide zu einem Empfang in die Botschaft einlud, selbstverständlich verbunden mit der Zusicherung, die Zeremonie werde höchst privat und diskret sein.
Es war kaum zu erwarten, daß ein schwedischer Admiral das ablehnte. Vermutlich würde der Admiral seinem Untergebenen befehlen, dankbar anzunehmen und sich zu der Zeremonie einzufinden.
Am aggressivsten und lautstärksten wurde die Angelegenheit Coq Rouge im Außenministerium in Stockholm behandelt, wo ein wutschnaubender Staatssekretär Kapitän zur See Samuel Ulfsson hatte kommen lassen, um sich nach Möglichkeit das eine oder andere erklären zu lassen.
Es sei absolut unannehmbar, daß sich schwedische Militärs bei bewaffneten Aktionen im Ausland engagierten. Wer habe Hamilton Befehl gegeben, sich zu bewaffnen, das schwedische UN-Kontingent bloßzustellen und eine Maschine mit schwedischem UN-Personal als Lufttaxi zu benutzen?
Kapitän zur See Samuel Ulfsson sah sich lediglich in der Lage, höchst knappe Auskünfte zu geben. Hamilton habe nur eine Anweisung erhalten, nämlich »mit allen zu Gebote stehenden Mitteln« den Transport des übergelaufenen Vizeadmirals sicherzustellen. So sei es vom Oberbefehlshaber formuliert worden, doch diesem könne man ja nicht anlasten, daß Hamilton die Anweisung offenbar sehr extensiv ausgelegt habe.
Und was die Ereignisse auf Zypern beträfen, habe man beim Generalstab ja alles getan, um die peinliche Situation schnellstmöglich zu klären. Nein, es sei nicht völlig klar, wer »man« sei. Doch, die rein praktischen Anweisungen seien vom Generalstabschef gekommen.
Wie auch immer: Jetzt habe man den Russen immerhin hergeschafft und erwarte unschätzbare Informationen. Nein, ein Bericht liege noch nicht vor. Ja, sobald es Unterlagen gebe, werde man sie der Regierung zur Verfügung stellen. Nein, irgendwelche neuen »militärischen Abenteuer« seien nicht aktuell, da die Operation abgeschlossen sei.
Für den Chef des militärischen Nachrichtendienstes wurde es eine schweißtreibende halbe Stunde. Es fiel ihm
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