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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verschwunden?
    Viertens, natürlich, der entscheidende Punkt der Story: Wer war James Bond? Und welcher Nationalität war er?
    Hier kam es zu beträchtlicher Verwirrung. In der britischen Presse war deutlich zu lesen, der »Held der AF 129« müsse Amerikaner sein. Unter anderem habe sich eine bekannte Dame der Gesellschaft, Lady Evelyn Guilford, in dieser Frage sehr entschieden geäußert. Sie habe ja neben ihm gesessen, habe sich an der einleitenden Phase des Kampfs gegen die Entführer selbst beteiligt und ausführlich und in blumenreicher Sprache sowohl von ihrem eigenen Einsatz gegen die »Lumpen« als auch »dem entschlossenen Vorgehen« des rätselhaften Sicherheitsmannes gesprochen, mit dem dieser den ersten Entführer außer Gefecht gesetzt habe.
    In der israelischen Presse wurde am ersten Tag angedeutet, es handle sich ganz einfach um einen israelischen Einsatz gegen den Erzfeind Abu Nidal. Der israelische Nachrichtendienst habe irgendwie von der Flugzeugentführung Wind bekommen und deshalb eingegriffen.
    Schweden war eines der wenigen Länder, in denen die israelische Darstellung groß herausgebracht wurde. Die Zeitung Expressen, die zweifellos über vorzügliche israelische Quellen verfügte, erzählte in dramatischer Form von dem ständigen Krieg zwischen dem israelischen Nachrichtendienst und dem Weltterrorismus. Als Beispiele wurden einige andere Fälle genannt, bei denen die Israelis siegreich aus dem Kampf hervorgegangen seien. Im übrigen gebe es zahlreiche Israelis, die als Amerikaner auftreten könnten, und daher sei es nur natürlich, daß so viele Fluggäste der Maschine den israelischen Agenten gerade als Amerikaner gesehen hätten.
    Die israelische Darstellung wurde erst zwei Tage nach der Entführung von amtlichen israelischen Quellen dementiert, und das aus besonderen Gründen. Der Anwalt der Familie Holmes in Arkansas erklärte, er wolle den Staat Israel auf hundert Millionen Dollar verklagen, da ein israelisches Regierungsorgan Mister Holmes bei der Jagd auf die Entführer offenbar als eine Art Lockvogel benutzt habe. Welche guten Zwecke israelische Sicherheitsorgane auch verfolgten, sie hätten doch nicht das Recht, das Leben amerikanischer Staatsbürger zu opfern. Es deute sehr viel darauf hin, daß der Agent und Mr. Holmes aus unbekanntem Anlaß die Plätze getauscht hätten.
    Am Ende meldete sich sogar der israelische Ministerpräsident zu Wort und versicherte, wie typisch israelisch die Operation auch erscheinen möge, hätten daran weder israelische noch mit Israel verbündete Agenten teilgenommen.
    Damit wurde die Spur der beiden Männer, die in Larnaka ausgestiegen waren, erheblich heißer. Britische und amerikanische Reporter waren als erste mit der Meldung zur Stelle, die Flughafenbehörden von Larnaka hätten mitgeteilt, AF 129 habe bei der Zwischenlandung angegeben, zwei schwedische UN-Offiziere müßten aus nicht näher bezeichneten medizinischen Gründen die Maschine verlassen. Man habe keinen Grund, diesen Bescheid in Frage zu stellen, um so weniger, als die beiden Männer mit einem Krankenwagen der schwedischen UN-Kaserne abgeholt worden seien.
    Damit blies Oberstleutnant Karl-Erik Järn ein heftiger Wind ins Gesicht. Järn selbst war überzeugt, daß er eine Gefängnisstrafe riskierte, falls er irgendwelche Fragen beantwortete. Er weigerte sich zunächst also, am Telefon Fragen zu beantworten, während er selbst verzweifelt den schwedischen Generalstabschef zu erreichen versuchte, um Instruktionen zu erhalten, was er sagen durfte und was nicht.
    Doch jetzt schwebten Journalisten aus allen Himmelsrichtungen in Larnaka ein, und Camp Victoria befand sich plötzlich in einer Art Belagerungszustand. Britische Reporter machten überdies den Krankenwagenfahrer ausfindig, den zu vergattern versäumt und der nicht angewiesen worden war, »strengstes Stillschweigen zu wahren«, weder auf dem Generalstabsformular Nummer 107 oder mündlich. Der Fahrer erzählte fröhlich, die beiden Männer, die er ins Krankenrevier gefahren habe, seien Schweden. Der eine von ihnen sei voller Blutflecken gewesen. Der Ältere der beiden, also »der rätselhafte Mann«, sei auch Schwede gewesen, obwohl er nicht viel gesprochen habe. An besondere Details der Unterhaltung der beiden Männer konnte sich Krankenwagenfahrer Östberg nicht erinnern.
    Danach geriet Camp Victoria in eine Situation, in der so gut wie jedes einlaufende Telefongespräch von Journalisten geführt wurde, die in den verschiedensten

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