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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Stewardeß von dem phantastischen Sicherheitsagenten, der Amerikaner sein müsse; ein Fluggast aus der Ersten Klasse erzählte, wie man mit vereinten Kräften den letzten Entführer kurz vor der Landung in Damaskus aus dem Cockpit gelockt habe. Es folgte eine blutverschmierte englische Lady, die im Brustton der Überzeugung erklärte, der Mann sei Amerikaner, denn sie habe neben ihm gesessen. Es sei einfach großartig gewesen, wie er einem dieser Lumpen den Hals durchgeschnitten habe, bevor er sich den anderen widmete, aber das habe sie nicht gesehen. Doch Amerikaner sei er definitiv.
    Der Nachrichtensprecher betonte, aus unbestätigten Meldungen aus Israel gehe hervor, daß der israelische Nachrichtendienst gegen einen seiner verhaßtesten Feinde, Abu Nidal, zugeschlagen habe, was auch den Zielflughafen Damaskus erkläre. Die Terroristen hätten vermutlich vorgehabt, mit den Fluggästen palästinensische Terroristen freizupressen, die in Frankreich zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden seien. Der Kapitän und sein Copilot weigerten sich, die Ereignisse zu kommentieren, bevor sie vom französischen Sicherheitsdienst vernommen worden seien. Der rätselhafte amerikanische oder israelische Sicherheitsmann habe die Maschine in Larnaka auf Zypern verlassen.
    Dann folgten andere Nachrichten, und der Chef der schwedischen Marine schaltete den Fernseher aus.
    »Mir fehlen die Worte«, sagte er. Eine Zeitlang herrschte stumme Nachdenklichkeit im Raum.
    »Wirklich. Aber die Meldung, der Mann sei Israeli oder Amerikaner, wird nicht lange zu halten sein, wenn die Journalisten das Camp Victoria belagern«, wandte Samuel Ulfsson mit einem Anflug von Irritation in der Stimme ein. Was passiert sei, müsse den Russen ja klar sein. Und die Franzosen würden innerhalb einer Stunde auch Bescheid wissen.
    »Wieso?« fragte der Generalstabschef. »Woher sollen sie wissen, daß Hamilton kein Amerikaner ist? Er geht doch glatt als Amerikaner durch.«
    »Weil sie die Passagierliste haben und uns verboten wurde, falsche Namen zu verwenden. Hamilton ist unter eigenem Namen geflogen. Ein schwedischer Fluggast wird vermißt, und das ist er. Nein, zwei schwedische Passagiere werden vermißt, he he.«
    »Den Hals durchgeschnitten?« murmelte der Oberbefehlshaber. »Tun wir denn so was?«
    Die Frage verhallte unbeantwortet.
    »Jetzt gehe es also zunächst darum, die Route der Herkules-Maschine in Tel Aviv zu ändern«, betonte der Generalstabschef in einem Tonfall, der diskret andeutete, Spekulationen hätten Zeit bis später.
    »Wie zum Teufel soll die Regierung reagieren, wenn herauskommt, daß Hamilton Schwede ist?« brummelte der Oberbefehlshaber. »Es unterliegt doch wohl keinem Zweifel, daß die Sache früher oder später herauskommt. Vermutlich wird es auf Zypern bald von Journalisten wimmeln, die den rätselhaften Helden aufspüren wollen.«
    »Ja, wie schon gesagt, hm«, räusperte sich der Generalstabschef, »haben wir eine Reihe praktischer Beschlüsse zu fassen.«
    »Ja, in Ordnung. Aber darum kümmerst du dich, oder?« sagte der Oberbefehlshaber, dem schon gewisse Schwierigkeiten bei seinem künftigen Bericht für den Ministerpräsidenten zu dämmern begannen. »Achte aber darauf, daß es schnell geht.«
    Dieser Hinweis war ziemlich überflüssig. Der Untergebene des Oberbefehlshabers hatte sich schon erhoben und ging auf die Tür zu.
    Auf dem Kairoer Flughafen wurde einer der Chefs des ägyptischen Sicherheitsdienstes vorläufig festgenommen. Oberst ibn Salaar war am frühen Abend dabei beobachtet worden, wie er erfolglos versucht hatte, in die sowjetische Botschaft zu gelangen. Die Sowjets hatten ihn hinausgeworfen, und die Botschaft hatte in einer kurzen Note an das ägyptische Außenministerium seine Irritation über den Zwischenfall zum Ausdruck gebracht. Natürlich leugneten die Sowjets jede Verbindung mit dem fraglichen Sicherheitsoffizier.
    Unter normalen Umständen hätte Muhammed ibn Salaar gute Chancen gehabt, daß das selbstverständliche Todesurteil in lebenslängliche Haft umgewandelt würde. Präsident Mubarak ging bei der Vollstrekkung von Todesurteilen zurückhaltend vor, selbst bei seinen härtesten und gefährlichsten Feinden unter den moslemischen Fundamentalisten. Doch für einen allzu prosowjetischen, allzu redseligen Sicherheitsmann sah die Lage nicht rosig aus. Möglicherweise lief die Entscheidung auf die Frage hinaus, was die sensiblen sowjetisch-ägyptischen Beziehungen am meisten stören könnte, die

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