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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sich. Sie schickten die Bilder ab. Er erklärte dem State Department, das sei auf seine Weigerung zurückzuführen, mit den Rumänen zusammenzuarbeiten. Anschließend wurde er befördert.«
    »Der Mann hatte Mut. Und was hat er mit der Schlampe von Ehefrau gemacht?«
    »Weiß nicht, Sir.«
    »Na schön, lassen wir das Thema. Soweit ich es sehe, ist die Frage der Diskretion das Wesentliche. Das gilt selbstverständlich für männliche Liebespartner genauso wie für weibliche. Habe ich recht, Sergeant?«
    »Ohne Zweifel, Sir.«
    »Gut. Dann gehen wir weiter. Was hast du für Vorstellungen von deiner künftigen Verwendung im Nachrichtendienst deines Landes? Du bist Marinetaucher, nicht wahr?«
    »Über künftige Vorhaben habe ich keine anderen Vorstellungen, als daß es kaum so zugehen dürfte wie hier im Wilden Westen. Schweden stürzt keine Regierungen, wir schicken wohl auch keine Operateure ins Ausland. Diese Ausbildung hier hat ja sozusagen eine lateinamerikanische Schlagseite, die für uns Schweden wohl ohne Bedeutung sein dürfte… Sir.«
    »Na ja, aber du bist Küstenjäger und Marinetaucher und wirst doch sicher den einen oder anderen Russen einfangen wollen, falls du das vorziehst.«
    »Ich möchte mit allem Respekt daran erinnern, Sir, daß ich nicht befugt bin, über Taktik oder Strategie meiner Heimat in militärischer Hinsicht zu sprechen. Aus diesem Grund kann ich auf meine früheren oder möglichen späteren Aufgaben beim Militär nicht eingehen… Sir.«
    Lundwall hatte die Neigung, vor dem obligaten »Sir« eine ironische kleine Pause zu machen. Das amüsierte Carl. Es kam ihm vor, als wollte der andere damit einen leichten Protest zum Ausdruck bringen.
    Carl hob einen spitzen kleinen Stein auf und beugte sich über den trokkenen Sandboden.
    »Das hier«, sagte er und begann etwas in den Sand zu kritzeln, »ist die Struktur einer schwedischen Küstenjägerkompanie. Dem Kompaniechef untersteht ein Kompaniestab. Darunter haben wir fünf Abteilungen. Erst einen Zug Küstenjäger mit Marineinfanterie, dann einen Zug Granatwerfer, einen Zug Marinetaucher, zu dem du also auch gehörst, auf Korso oder wie das heißt ausgebildet, dann einen Zug Seetransportsoldaten und einen Versorgungstrupp. Die Waffen, die ihr verwendet, sind Maschinenpistolen, Granatwerfer, Granatgewehre des Typs, an dem du gerade geübt hast, Maschinenpistolen Modell 45, ein altes Schätzchen, sowie automatische Karabiner des Typs AK 4 mit eurer eigenen Bezeichnung, die jetzt gerade gegen AK 5 ausgetauscht werden. Muß ich weitermachen?«
    »Nein, Sir. Imponierende Kenntnisse, Sir.«
    »Das hat eine natürliche Erklärung, mein Junge. Vergiß nicht, daß du dich jetzt unter Nachrichtenleuten bewegst. Nun beantworte mir die Frage, wie du deine künftige Aufgabe siehst. Die Frage ist persönlich, muß aber sein.«
    Im Verlauf seines Vertrags wirkte Joar Lundwall immer weniger zugeknöpft und legte allmählich seine amerikanisierte, strikt gehorsame militärische Haltung ab, was Carl typisch schwedisch vorkam.
    Joar Lundwall hatte einige Bedenken. Aus rein sportlicher Sicht sei seine amerikanische Ausbildung faszinierend, zugleich aber auch irgendwie erschreckend. Es falle ihm schwer, sie theoretisch mit einer schwedischen Realität zu verknüpfen. In theoretischer Hinsicht sei zwar alles okay, da ein Nachrichtendienst sich nun mal damit beschäftigte, Informationen zu sammeln und zu analysieren. Doch war es aus Joar Lundwalls Blickwinkel eher zweifelhaft, ob es nützlich sei, einen Mitmenschen ohne überflüssigen Lärm erdrosseln zu können. Und überhaupt sei hier alles etliche Nummern größer als die schwedische Küstenjägerausbildung, das müsse er ehrlicherweise auch zugeben. Aus schwedischer Perspektive jedoch komme es ihm nicht sehr sinnvoll vor.
    Joar Lundwall hatte sich noch nicht entschieden, ob er nach der Zeit in den USA tatsächlich beim schwedischen Nachrichtendienst anheuern sollte. Er erklärte die Gründe: »Es wird nicht ganz leicht sein, sich in einer Situation, in der man fast erpreßbar ist, mit Anstand aus der Affäre zu ziehen. Immerhin komme ich als Reserveoffizier nach Hause, als Leutnant der Küstenartillerie, um genau zu sein. Die Marine hat alles bezahlt, die ganze Zeit in den USA, und den Abmachungen zufolge soll ich später aus eigenem und freiem Willen entscheiden, ob ich dann einfach nur danke schön sage für die fünf Jahre in den USA, danke schön für den Master of science der UCSD, vielen Dank, aber

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