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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht.«
    »Doch, raus mit der Sprache. Aber du glaubst, daß was?«
    »Ich glaube, daß es nicht so schwierig sein wird, seine Angst unter Kontrolle zu bringen, wenn es wirklich darauf ankommt.«
    »Eine sehr interessante Antwort. Alle Militärpsychologie deutet auf das genaue Gegenteil hin. Du weißt, Leute, die sich in die Hosen scheißen.«
    »Ich weiß. Das haben wir natürlich auch studiert. Ich habe aber das Gefühl, daß man sich zusammenreißen kann, wenn es wirklich sein muß.«
    »Vielleicht. Was hältst du von deinem schwedischen Kollegen?«
    »Muß ich das beantworten, Sir?«
    »Ja. Und wie du sicher schon verstanden hast, geht es dabei nicht um seine Fähigkeit, uns windelweich zu prügeln.«
    »Unter realen Bedingungen hätte er gegen Sie keine Chance.«
    »Nein, möglicherweise. Aber beantworte die Frage, wenn ich bitten darf.«
    »Sergeant Stålhandske und ich sind sehr verschieden und pflegen keinerlei Umgang.«
    »Daß er heterosexuell ist, habe ich wahrhaftig schon kapiert. Aber sonst?«
    Joar Lundwall schluckte die Beleidigung mit gewohnter, dennoch etwas bemühter amerikanischer Militärdisziplin, was Carl zu schätzen wußte; er zeigte, daß man ihn beleidigt hatte, behielt sich aber dennoch in der Gewalt.
    »Also, Sir… Sergeant Stålhandske ist ein impulsiver Mann mit für meinen Geschmack etwas zu ausholenden Gesten und begrenzten intellektuellen Fähigkeiten, doch mit einem unbegrenzten Ego. Wird ihm mein Urteil zur Kenntnis gelangen?«
    »Nein, natürlich nicht. Hättest du Angst, er könnte dich verprügeln?«
    »Nein, aber ich habe Angst davor, daß ich es ihm nicht erlauben könnte und folglich nicht unterlassen könnte, ihn zu töten.«
    Carl war nahe daran, eine Alternative vorzuschlagen (drück ihm lieber ein Auge aus, dann löst du viele Probleme auf einen Schlag), wurde aber unterbrochen, als eine Ordonnanz vom Base Center aus dem bremsenden, staubigen Jeep sprang.
    Carl solle sich sofort bei der Leitung des Stützpunkts melden. Es sei eine Angelegenheit von höchster Priorität. Der Mann sagte, er habe Befehl, Carl sofort mitzunehmen.
    Carl verabschiedete sich, gab Lundwall die Hand, salutierte und sprang in den Jeep.
    Das war eine seltsame Nachricht. Laut Programm sollte er noch zwei weitere Tage bleiben, und seine Beobachtung der beiden schwedischen Soldaten ging die Amerikaner nichts an.
    Die Begegnung mit dem Chef des Stützpunkts geriet sehr kurz. Carl wurde gebeten, sich mit einer eiskalten, beschlagenen Dose Coca-Cola in das klimatisierte Wartezimmer zu setzen, wo man ihn bereits nach zwei Minuten rief.
    Vom Supreme Commander in Sweden, dem Oberbefehlshaber also, sei ein Telex sehr kurzen Wortlauts gekommen:
    »Sofortige Rückkehr nach Schweden. Beobachtung einstellen. Ankunftszeit an OP 5 melden. Gezeichnet OB.«
    Das war alles.
    Das war ein Befehl, der sich nicht in Frage stellen ließ.
    Eine halbe Stunde später fuhr Carl frisch geduscht und zivil gekleidet durch Ridgecrest. Ihm war unbehaglich zumute. Ein Telex vom Oberbefehlshaber persönlich konnte nichts anderes als Unannehmlichkeiten bedeuten. Ein Oberbefehlshaber läßt keinen Korvettenkapitän kommen, wenn es nicht um etwas ganz Besonderes geht. Vielleicht war damit das ganze Programm zu Ende. Vielleicht ging es um irgendein unmögliches bürokratisches Detail, um ein abgestürztes EDV-Programm, das unentbehrliche Angaben enthalten hatte, was Carl am wahrscheinlichsten vorkam. Aber nein, weshalb sollte dann der Oberbefehlshaber persönlich einen Befehl schicken?
    In Norrköping - Zeitunterschied gegenüber Kalifornien gut neun Stunden - näherte sich die Uhr Mitternacht. Im vierten Stock des Polizeigebäudes brannte mit Ausnahme zweier Fenster an je einem Ende des Hauses kein Licht mehr.
    Kriminalinspektor Rune Jansson fühlte sich müde, unrasiert, übelriechend, und vor Unbehagen war ihm fast schlecht. Der Täter konnte also ein Kollege sein. Ein Polizist. Die Schreibdamen hatten Überstunden gemacht und das Vernehmungsprotokoll fertiggeschrieben, bevor sie nach Hause gingen. Rune Jansson las langsam und zum drittenmal das Protokoll durch, das er zu diesem Zeitpunkt schon in jeder Einzelheit kannte. Er hatte überdies als Zeuge an der Vernehmung teilgenommen, als die Stockholmer Beamten einen Kollegen in die Mangel genommen hatten, und es war kein normales Verhör gewesen. Polizisten, die Polizisten verhören, neigen dazu, im Ton recht unangenehm zu werden.
    Polizeiassistent Tore Hammar machte seinem leicht zu

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