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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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enthalten, nicht einmal Dinge, die mit Carl in Verbindung gebracht werden konnten.
    Es war schon später Nachmittag, lange nach dem Ende der ägyptischen Bürozeit, als Oberst Muhammed ibn Salaar endlich am gewohnten Tisch des ungeduldig wartenden schwedischen Botschafters im Gartenrestaurant des Marriott-Hotels erschien. Der Botschafter war inzwischen bei seinem vierten Glas Tee angelangt. Er war zufrieden, als erstes die französischen Visa besorgt zu haben, da es ihn noch mehr in Verlegenheit gebracht hätte, erst abends um solch scheinbar unwichtigen Dinge zu bitten.
    »Guten Tag, Herr Botschafter. Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, aber es sind einige Komplikationen eingetreten«, grüßte der Oberst mit bekümmerter Höflichkeit.
    »Was denn für Komplikationen?« fragte der Botschafter kurz.
    »Sie können Ihren Paß erst morgen nachmittag wiederbekommen. Mir fehlt eine Unterschrift, die ich erst dann bekommen kann. Na ja, Sie wissen, wie das ist?«
    Das wußte der Botschafter nur zu gut. In der arabischen Bürokratie geht es ewig um die Unterschrift eines modir, also irgendeines Chefs. Wenn eine Entscheidung den gesamten Dienstweg von niederen Beamten bis zu Beamten des höheren Dienstes zurücklegte, so daß schon etwa zehn Personen die Entscheidung gebilligt hatten, half das trotzdem nichts, solange der modir nicht erreichbar war, um seine Unterschrift zu leisten.
    »Wie Sie wissen, ist die Angelegenheit einigermaßen dringend«, bemerkte der Botschafter trocken. Er wußte nur zu gut, daß Argumente nicht weiterhalfen.
    »Ja, wir wollen die Sache doch alle möglichst schnell aus der Welt haben, nicht wahr?« bemerkte der ägyptische Sicherheitsmann mitfühlend.
    »Morgen also. Um welche Zeit etwa?« fragte der Botschafter, ohne auch nur die leiseste Irritation zu zeigen; das hätte die Lage sofort verschlimmert.
    »Morgen nachmittag gegen drei Uhr, paßt Ihnen das? Wann soll denn die… Abreise stattfinden?«
    »So schnell wie möglich, nehme ich an.«
    »Nehmen Sie an?«
    »Ja, ich kenne den Zeitpunkt nicht. Ich habe so einen übertrieben sicherheitsbewußten Militär bei mir sitzen, der seine diesbezüglichen Pläne nicht deutlich geäußert hat. Ich weiß tatsächlich nichts.«
    »Das ist weniger gut.«
    »Inwiefern?«
    »Wir müssen doch Ihren Transport zum Flughafen sichern können. Ich meine, es wäre doch peinlich, wenn etwas… Sie verstehen.«
    »Peinlich?«
    »Ja, wir möchten ja auf jeden Fall Komplikationen vermeiden. Der Abflug wird dann wohl am Montag erfolgen?«
    »Ich nehme es an.«
    »Mit welcher Fluggesellschaft, um welche Zeit?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Sie haben heute die Konsularabteilung der französischen Botschaft besucht. Weshalb?«
    »Aber, aber, lieber Oberst! Was ich in Ausübung meines Dienstes tue, dürfte doch wohl kaum Gegenstand eines Verhörs werden können.«
    »Nein, natürlich nicht. Verzeihen Sie meine Frage. Nun, jedenfalls können Sie Ihren Paß mit dem Visum morgen um drei Uhr erhalten, und ich hoffe, daß Sie dann auch wissen, mit welchem Flug der Transport erfolgen wird, ich meine, damit wir die notwendigen Sicherheitsarrangements treffen können. Ich meine, damit die Russen nichts anstellen.«
    »Haben Sie Anlaß, das zu fürchten?«
    »Nein, soviel ich weiß, glauben Sie immer noch, daß sich ihr Admiral bei den Amerikanern aufhält.«
    »Das ist angenehm zu hören.«
    »Ja, nicht wahr?« bemerkte der Oberst und lächelte herzlich, als er aufstand und ging. In seiner Innentasche steckte ein schwedischer Paß mit einem ägyptischen Visum. Er war auf einen gewissen Nils Emil Svensson ausgestellt. Der Oberst hatte keinerlei Mühe gehabt, den Paß durch den bürokratischen Apparat zu schleusen.
    Ein Bericht über ein abgehörtes Telefongespräch hatte schon früher an diesem Tag ergeben, daß der schwedische Botschafter einen untergeordneten Kollegen in der Konsularabteilung der französischen Botschaft aufgesucht hatte. Es war um ein französisches Visum für zwei schwedische Staatsbürger gegangen, und die Angelegenheit war dringend gewesen.
    Oberst Muhammed ibn Salaar wußte, daß er genug erfahren hatte. Der Flug würde über Frankreich erfolgen. Vermutlicher, nein, wohl sicherer Abreisetag würde der Montag sein. Dann wäre die Air France die betreffende Fluggesellschaft, trotz des verwirrenden Kaufs zahlreicher Tickets bei etlichen Linien.
    Oberst Muhammed ibn Salaar arbeitete seit zweiundzwanzig Jahren für den militärischen

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