Im Jahre Ragnarök
ausbreitet und über die Jahrtausende die Zivilisation heimtückisch von innen her zerfrisst.«
Himmlers Worte wurden mit Heil-Rufen und laut aufbrandendem Applaus quittiert.
Tubber spürte, wie das Blut in seinen Schläfen hämmerte. Er hatte verstanden, was Himmler beabsichtigte. Der SS-Führer hatte nicht weniger im Sinn, als den Verlauf der Menschheitsgeschichte durch einen Genozid zu verändern.
Mit einem raschen Seitenblick erfasste Tubber, dass auch Pallasch klatschte; doch der wirkte verstört und keinesfalls von Freude und Stolz ergriffen.
Auf ein Zeichen Himmlers verebbte der Beifall wieder, und der Reichsführer setzte zum Weitersprechen an:
»Haben wir erst einmal die Juden aus der Weltgeschichte getilgt, dann ziehen wir nordwärts, durch den Vorderen Orient und Europa, bis wir Südschweden erreichen.
Dort übernehmen wir die Herrschaft über die noch völlig rassereinen, unverfälschten Urgermanen. Mit dem Wissen unserer Ingenieure und Wissenschaftler werden wir unser Volk schnell aus der Primitivität führen. Sie werden mit überlegenen Fertigkeiten und Waffen in kürzester Zeit alle minderwertigen Volkschaften unterwerfen und als reine Herrenrasse Besitz vom gesamten Planeten ergreifen.
Und an der Spitze dieses Herrenvolkes werden für alle Zeiten wir und unsere Nachkommen stehen, verehrt als kulturbringende Gottheiten!«
Erneut toste der Applaus auf, noch kräftiger als zuvor. Himmler überließ nun dem Professor das Pult.
»Um eintausend Mann mitsamt Ausrüstung gleichzeitig in die Vergangenheit zu transportieren, ist natürlich eine Portalvorrichtung notwendig, die weitaus größer und leistungsfähiger ist als die bisherigen Freya-Geräte«, dozierte Köhler. »Diese neue Anlage, das Baldur -Gerät, wurde unter meiner Leitung in den vergangenen vier Jahren gebaut, und zwar unterhalb der Talsperre des Ecker-Stausees im Harz.
Der Standort war aus mehreren Gründen ideal. Einerseits, weil das Wasserkraftwerk der Eckertalsperre die nötige Energie zum Erzeugen dieses gewaltigen Zeitportals liefern kann. Außerdem wagt sich wegen der militanten Sekten, die sich dort niedergelassen haben, niemand in den Harz, nicht einmal die Besatzer. Natürlich wurden diese Sekten schon vor vier Jahren von uns restlos vernichtet. Danach haben wir den Anschein aufrechterhalten, sie wären noch in den Harztälern ansässig und würden jeden Eindringling töten. So konnten wir, von gelegentlichen unwesentlichen Zwischenfällen abgesehen, ungestört das Baldur-Gerät fertigstellen.«
Der Professor unterbrach seine Erklärungen für einen Moment und räusperte sich. In den Gesichtern der Offiziere sah Tubber eine Begeisterung, die an Verzückung grenzte, so als dürften sie den Offenbarungen eines Propheten Gottes lauschen.
Nur Pallasch wirkte, als versteckte er seine wahren Empfindungen hinter einer starren Maske, um nicht aufzufallen.
»Nun zu dem, was jetzt ansteht«, setzte der Professor seine Ausführungen fort.
»Wir werden in einer Dreiviertelstunde als Rotkreuz-Kolonne, versehen mit den entsprechenden Passierscheinen, in Richtung Harz abrücken und unser Ziel morgen Vormittag erreichen. Das Baldur-Gerät ist wegen der Komplexität des Vorgangs fest eingestellt. Der Transport in die Vergangenheit muss um Punkt 12 Uhr 28 Minuten durchgeführt werden. Das bedeutet, dass keinerlei Verzögerung geduldet werden kann. Ich begebe mich schon jetzt mit dem Flugzeug zur Eckertalsperre, um die letzten Vorbereitungen abzuschließen. Wenn Sie morgen eintreffen, wird es nichts mehr geben, das dem Unternehmen Ragnarök im Wege steht. Meine Herren, der Tag ist unser. Der Tag – und die Jahrtausende, die folgen werden!«
Unter brausendem Beifall und begeisterten Ausrufen der SS-Offiziere verließ der Professor das Pult. Himmler trat noch einmal vor, um ein Schlusswort zu sprechen.
»Wir löschen die bestehende Welt aus«, verkündete er entschlossen, »und wir weinen ihr keine Träne nach.«
Er legte eine kurze Pause ein, die Tubber bei jedem anderen Redner für einen rhetorischen Kunstgriff gehalten hätte; aber bei Himmler, da war er sich völlig sicher, handelte es sich einfach nur um eine Unterbrechung zum Atemholen. Nach einem kurzen Moment völliger Stille, in dem die Augen aller Offiziere sich erwartungsvoll auf den Reichsführer richteten, fuhr Himmler fort: »Morgen ist nicht der 16. März 1962, da es niemals einen jüdischen Lügenrabbiner geben wird, nach dem sich die Zeitrechnung einer geisteszersetzenden Kirche richten
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