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Im Jahre Ragnarök

Titel: Im Jahre Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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von einer unserer Patrouillen beim Spionieren aufgegriffen. Der Reichsführer hofft, sie auf unsere Seite zu holen«, erklärte Sperber.
»Schau an. Na, dann bin ich mal gespannt, was der Reichsführer uns mitzuteil'n hat. Wir seh'n uns gewiss später, Wolfgang.«
Pallasch entfernte sich und nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz. Die Türen des Saals wurden geschlossen. Sperber ließ nun Tubber und Dünnbrot in der Obhut ihres Bewachers zurück und begab sich nach vorne.
Er trat neben das Pult und richtete das Wort an die versammelten SS-Offiziere.
»Meine Herren«, begann er mit fester, erwartungsvoller Stimme, »der Reichsführer wird nun zu Ihnen sprechen. Bitte machen Sie sich Notizen, damit Sie anschließend Ihre Unterführer instruieren können.«
Auf Sperbers Aufforderung zogen alle Notizbücher und Stifte hervor. Tubber behielt Pallasch im Auge, in dessen Hand er ein Büchlein mit flexiblem schwarzem Kunststoffeinband erkannte; eines wie das aus der Tasche des anderen, toten Pallasch. Der Engländer erschauderte erneut.
Eine Seitentür öffnete sich, und Himmler betrat mit Professor Köhler den Saal.
Absolut gleichzeitig erhoben sich alle Offiziere und streckten den rechten Arm aus.
Himmler erwiderte den Gruß kurz und gestattete den Männern durch ein angedeutetes Kopfnicken, sich wieder zu setzen. Sobald alle Platz genommen hatten, stellte er sich hinter das Pult und begann zu sprechen, wobei die betonungsarme Aneinanderreihung kleinlich genau artikulierter Worte Tubber unangenehm an einen pedantischen Volksschullehrer erinnerte:
»Meine Herren, wir stehen unmittelbar vor der Verwirklichung dessen, worauf wir seit sechzehn Jahren hinarbeiten. Wenn auch nur wenige unter Ihnen in das schlussendliche Ziel eingeweiht sind, so hat doch jeder bis hinunter zum einfachen SS-Mann durch seinen bedingungslosen Einsatz und festen Glauben an die Sache des Führers und Märtyrers Adolf Hitler dazu beigetragen, dass eine große, unglaublich erscheinende Vision nun Realität wird. Ich spreche vom Unternehmen Ragnarök.«
Tubber zuckte zusammen. Ragnarök! Die geheimnisvolle Bezeichnung aus den Notizen des toten Pallasch! Sollte sich der Kreis endlich schließen? Er schaute kurz zum anderen Pallasch hinüber und konnte sehen, wie der sich mit einem roten Kopierstift Stichworte aufschrieb.
»Wie Sie alle wissen, war für unsere germanischen Ahnen Ragnarök das Weltenende«, fuhr Himmler fort. »Die völlige Vernichtung, herbeigeführt durch einen letzten Kampf der Götter gegen Chaos und Finsternis. Eine Vernichtung, die der Reinigung dient, damit eine neue Welt entstehen kann, die für alle Ewigkeit ohne jeden Makel sein wird. Es ist an uns, diese Reinigung zu übernehmen. Wenn man einen Baum fällen will, dann darf man sich nicht damit verzetteln, einzelne Äste abzuschneiden. Man muss ihn an der Wurzel abschlagen! Und genau das werden wir tun. Der Baum, den wir zu Fall bringen werden, noch ehe er seine giftigen Triebe nach allen Seiten ausbreiten kann, ist das Judentum. Wir werden diese Urfäulnis der Menschheit mit einem einzigen entschlossenen Axthieb vom Antlitz der Erde tilgen.«
Während er den letzten Satz sprach, entrollte Sperber die Landkarte. Die Küstenlinien des östlichen Mittelmeers mit Palästina und Nordägypten wurden sichtbar.
»Am 28. Juni des Jahres 1552 vor der Zeitrechnung durchquerte das gesamte Volk der Juden die nördlichen Ausläufer des Großen Bittersees, der Ägypten von der Halbinsel Sinai trennt«, setzte Himmler seine Ausführungen fort. »Durch die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs in der Ägäis hatte sich das Wasser vorübergehend zurückgezogen und eine normalerweise überschwemmte Furt freigelegt.
Nur deswegen konnten sie dem ägyptischen Heer, das die flüchtigen Sklaven verfolgte, entkommen. Nie zuvor und nie wieder später waren sämtliche Juden der Welt zur gleichen Zeit auf so kleinem Raum versammelt. Sie können nicht umkehren, weil die Soldaten des Pharaos Ahmose sie niedermachen würden. Sie können auch nicht zu den Seiten ausweichen, weil sie dort in den Sümpfen versinken müssten. Ihnen bleibt nur der Weg ostwärts, auf einer schmalen Furt. Und am Ende dieser Furt werden wir sie erwarten und sie eliminieren, jeden einzelnen. Es wird keine Überlebenden geben. Sie mögen hunderttausend sein, doch sie haben unseren Waffen nichts entgegenzusetzen. Innerhalb kürzester Zeit werden wir das Judengezücht restlos ausrotten und verhindern, dass sich diese Pestilenz jemals

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