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Im Jahre Ragnarök

Titel: Im Jahre Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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SS-Major direkt zu fragen. Doch er konnte nicht. Etwas hielt ihn davon ab.
Es war nicht Angst vor der Antwort; aber das Gefühl, dass es die falsche Frage zum falschen Zeitpunkt war, wurde übermächtig, noch bevor er den Mund öffnen konnte. Tubber gelang es nicht, dieses Gefühl zu überwinden. Er schwieg.
»Wir versetzen Sie noch einmal zurück in die Zelle, aber wir holen Sie bald wieder her«, sagte Ecke, trat an die Stahlgehäuse mit den Schaltern und Skalen und begann, Einstellungen vorzunehmen. »Es wird eine Weile dauern, die Dokumente für Sie zusammenzustellen. Ihre Abwesenheit könnte bemerkt werden. Außerdem müssen wir noch eine allerletzte Transaktion vornehmen.«
»Eine Transaktion? Sie meinen, ein Kunstwerk verkaufen?«
»So ist es«, bestätigte Pallasch. »Es steckt schon zu viel Mühe darin, um's einfach aufzugeben. Und es wär' auch schad' um einen echten Dürer, finden's net auch?«
Dürer! Vor Tubbers innerem Auge erschien der gemalte Christuskopf aus dem Rucksack des toten Pallasch-Doppelgängers. Das Bild, das Svensson kurz vor seinem Tod freudestrahlend als verloren geglaubten Dürer identifizierte.
Doch dann ließ ein Schmerz wie ein Hammerschlag im Hirn alle Gedanken abrupt abbrechen. Ecke hatte das Freya-Gerät aktiviert. Tubber schleppte sich mit verzerrtem Gesicht auf das Podest und trat in das leuchtende Portal, um nur schnell den Wirkungen der Maschine zu entkommen.

Im nächsten Augenblick fand er sich in der Zelle wieder. Kaum war er auf dem kalten Steinboden in sich zusammengesackt, da verschwand das Portal. Tubber atmete schwer; der Schmerz verzog sich schleichend aus seinem Kopf und den anderen Teilen seines Körpers.
Vorsichtig erhob er sich und ließ sich auf eine der Holzpritschen fallen. Aber erst, als er sich den kalten Schweiß von der Stirn wischen wollte, bemerkte er, dass er noch immer Eckes goldenen Kugelschreiber mit den Fingern umkrampft hielt.
Er hatte ihn vor Schmerzen krumm gebogen.

Sperber war sich über den Ernst der Lage im Klaren. Er hatte Verrat entdeckt und musste den Reichsführer ins Bild setzen. Doch vorher galt es, die unmittelbare Bedrohung zu eliminieren. Der Verrat durfte keine Früchte tragen.
Zwar hätte er einfach hinuntergehen und Ecke und Pallasch niederschießen können.
Doch ein solches Vorgehen lag ihm nicht. Er zog es vor, sie zu manipulieren und auf diese Weise ihr Handeln in das rechte Fahrwasser zu lenken, bis Himmler darüber befunden hatte, was mit ihnen geschehen soll. Das war eleganter und zudem weitaus anregender. Er wusste auch schon, wie er das erreichen konnte.
Einige Minuten wartete er noch im Verborgenen, damit nicht der Verdacht aufkommen konnte, er hätte das Gespräch belauscht. Die Generatoren sprangen an.
Er verfolgte den Lauf des Sekundenzeigers seiner Armbanduhr, und kurz bevor die Dieselaggregate wieder verstummten, trat er aus dem Versteck.
Entspannt, fast lässig, stieg er die Treppe hinab und schreckte Pallasch und Dr.
Ecke auf, die gerade vor einem geöffneten Stahlspind standen und die darin aufbewahrte Kleidung durchgingen. Sie fuhren erschrocken herum und starrten ihn an; er genoss das Entsetzen in ihren Augen. Sie erinnerten ihn an Hunde, die man in der Speisekammer erwischt hatte und die nun in Erwartung von Hieben zu ihrem Herrn aufblickten. Doch Sperber dachte nicht daran, Hiebe auszuteilen. Noch nicht.
Stattdessen lächelte er und fragte mit aller Harmlosigkeit:
»Schau an, noch hier? Sollten Sie sich nicht für den Aufbruch vorbereiten?«
Ecke suchte nervös nach Worten und verhaspelte sich mehrmals in rascher Folge, ehe er seine Antwort herausbrachte: »Wir – wir wollten noch nachprüfen, ob sich hier etwas befindet, das man mitnehmen sollte.«
»Ach, tatsächlich?« Sperbers Tonfall wechselte kaum merklich und wurde direkter.
»Ich hätte schwören können, Sie wollen noch ein letztes Privatgeschäft zum Abschluss bringen.«
»Privatgeschäft? Ich weiß nicht, wovon du redest.« Pallasch Einspruch kam schnell und klang wenig überzeugend, trotz des Nachdrucks, den er hineinzulegen bemüht war.
In das Lächeln auf Sperbers Mund mischte sich eine Andeutung von wissender Süffisanz. »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Otto. Ihr holt euch selbst Kunstwerke aus der Vergangenheit und verkauft sie für gutes Geld. Ich bin schon seit Jahren über diese Sache im Bilde. So etwas entgeht mir doch nicht.«
»Du hast davon gewusst und die ganze Zeit geschwiegen?«
Sperber quittierte Pallaschs Frage mit einem

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