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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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hatten. Er war vor ein paar Tagen auf dem Senatsplatz aufgetaucht und würde heute wiederkommen. Bei den Toten, die sich dort auf­ hielten, hatte er nach mir gefragt und mir ausrichten lassen, dass er ein Anliegen habe. Kein sehr wichtiges, aber immerhin.
    Ich ärgerte mich. Was hatte der Papst gerade jetzt hier herumzuflattern? Wäre er doch früher gekommen, als ich noch reichlich Zeit hatte! Nun konnte mich nur wegen eines Papstes keiner aus der Klinik von Jorvi locken. Meine kranke Liebste schien gerade dieser Tage an einem entscheidenden Punkt angelangt: Ihr Zustand würde sich entweder rapide verschlechtern, oder sie würde gänzlich genesen. Ich konnte sie jetzt auf keinen Fall allein lassen. Womöglich würde sie sterben, wäh­ rend ich den Papst traf, oder, noch schlimmer, sie würde genesen, und man würde sie nach Hause entlassen. Wie sollte ich dann erfahren, wo sie wohnte?
    Ich bat Propst Hinnermäki, dem Papst mit einem Gruß von mir auszurichten, dass ich momentan verhin­ dert sei und nicht in der Lage, er möge es mir nicht übel nehmen. Ich würde Kontakt zu ihm aufnehmen, sowie ich es einrichten könne.
    »Du solltest bedenken, dass er immerhin Papst Pius IX. ist«, ermahnte mich Hinnermäki.
    Ich warf dem Propst einen vernichtenden Blick zu, und wenn er nicht tot gewesen wäre, hätte er sich ga­ rantiert erschrocken. Seufzend verließ er die Klinik, im Weggehen sagte er noch:
    »Hoffentlich wird das Mädchen bald gesund, damit du hier nicht länger herumsitzen musst. Sonst verbringst du noch den ganzen Winter in der Klinik.«
    Hinnermäki entschwebte im Schneefall in Richtung Helsinki. Der Schnee fiel durch ihn hindurch; in seinem schwarzen Talar wirkte er wie ein großer Rabe, der melancholisch am Himmel entlangflog.
    Als der störende Propst weg war, traten ein Arzt und zwei Schwestern ins Krankenzimmer. Es war also die Zeit der Visite. Nun hatte ich Gelegenheit, etwas über den Zustand des Objektes meiner Liebe zu erfahren. Dem äußeren Anschein nach schien es ihr ganz gut zu gehen.
    Der Arzt schaute in die Krankenakte. Ich spähte über seine Schulter, um einen Blick auf die Kurven zu erha­ schen. Dummerweise stand dort der Name der Krank­ heit auf Lateinisch, sodass ich nicht recht schlüssig wurde, woran die Patientin letzten Endes litt, zumal der Arzt rasch und zerstreut in den Seiten blätterte. Ich hatte Lust, ihm von hinten in die Kniekehlen zu treten, damit er einknicken und die Blätter fallen lassen sollte. Wenn sie verstreut auf dem Boden lägen, wäre es leicht für mich, sie zu studieren. Aber so etwas konnte ein Toter nun mal nicht machen – ein Lebender natürlich auch nicht, denn das gäbe garantiert einen Mordsauf­ stand.
    Immerhin erfuhr ich, dass mein rothaariges Mädchen an irgendeiner seltenen und komplizierten Krankheit litt, mit der man sich nicht recht auskannte. Der Arzt schüttelte zweifelnd den Kopf, vielversprechend fand er ihren Zustand jedenfalls nicht, so viel begriff ich zu meiner Freude. Nach der Visite folgte ich ihm ins Büro, wo er die Patientendaten mit den Schwestern und den anderen Ärzten besprach. Auch von meiner Liebsten war die Rede.
    »Die Frau kommt wohl nicht wieder auf die Beine«, sagte der Arzt.
    Erfreut dachte ich: Aha, ich habe also Hoffnung! »Wenn es nur eine normale Vergiftung wäre, hätten
    wir die Sache in den Griff bekommen«, ergänzte einer seiner Kollegen. »Aber mir scheint, ihre Nerven werden zerfressen. Ich bin sogar ziemlich sicher.«
    Sie beschlossen, die bisherige Behandlung fortzuset­ zen, da sie keine andere Alternative hatten oder wuss-ten. Ich kehrte wieder ins Krankenzimmer zurück. Dort lag mein armes, erschöpftes Mädchen, das in meinen Augen immer wunderbarer aussah, je kränker es wurde.
    Während der Besuchszeiten sahen ihre Verwandten und ihre Arbeitskollegen nach ihr. Man brachte ihr Blumen, und eifersüchtig registrierte ich, dass ein paar Mal ein strammer Kerl auftauchte und ihre Hand hielt. Einmal, als sie gerade bewusstlos war, blieb er nur kurz und nahm die Pralinenschachtel wieder mit, die er ihr hatte geben wollen.
    Nach zwei Wochen war die Patientin bereits so schwach, dass die Besuche eingeschränkt wurden. Ein Vorhang wurde vor das Bett gezogen. Ich war nur froh über diese Maßnahmen, denn nun konnte ich den lieben langen Tag mit ihr allein sein. Das Ende war schon nahe, ich sah es daran, wie ihre Wangen glühten. Auch mir wurde langsam heiß: Was würde sie sagen, wenn ich mich ihr vorstellte,

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