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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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der Geschwindigkeit eines Ge­ dankens bewegt, nimmt die Reise zum Mond nicht viel Zeit in Anspruch. Wir stiegen im Nu in die äußeren Schichten der Atmosphäre auf und blickten zurück auf die Erde, deren Oberfläche immer gewölbter wirkte, je höher wir hinaufkamen. Nach kurzer Zeit wurde unser Planet zu einem riesigen Ball, den der Mond mit seinem Licht versilberte. Unterwegs sahen wir einige glänzende Satelliten und einmal sogar Sternschnuppen, die ent­ standen, als kleine Meteoritensplitter auf die Atmosphä­ re trafen und funkelnd verglühten. Auf der nördlichen Hälfte der Erdkugel entdeckte ich einen durchsichtigen, schimmernden Ring, der das Polargebiet umspannte, es waren Tausende von Polarlichtern, die über der Arktis züngelten – eine Folge der von Sonnenflecken verursach­ ten Strahlung.
    Zum Glück hatte ich mich zu Lebzeiten ein wenig mit Astronomie befasst und konnte Elsa die Mondoberfläche erklären, die sich groß und hell unter uns ausbreitete.
    »Die weite graue Ebene dort auf der rechten Seite ist das Meer der Stürme, Oceanus procellarum«, erläuterte ich fachmännisch. »Hier direkt unter uns ist das Meer der Ruhe, Mare tranquilitatis, an dieser Stelle landete der erste Mensch, das Raumschiff hieß Apollo II, glaube
    ich… Ich erinnere mich noch gut an diesen Abend, ich war gerade auf Dienstreise in Oulu und saß im Restau­ rant, wo ich im Fernsehen verfolgen konnte, wie die Amerikaner hier herumsprangen. Ist es nicht ein irres Gefühl, jetzt hier zu sein und den Ort mit eigenen Augen zu sehen?«
    »Aus unserer Sicht betrachtet, ist das ganze Welt-raum-Programm eigentlich überflüssig. Schließlich kann jeder x-Beliebige mal eben herkommen, wenn er erst tot ist«, sagte Elsa gedankenvoll.
    Wir ließen uns hinab. Die Beleuchtung auf dem Mond war grell und scharf, vermutlich, weil es dort keine Atmosphäre gab, sondern sämtliches Licht ungebrochen und somit außerordentlich hell und kalt war. Elsa schwebte über die Gebirge und Krater und stellte unun­ terbrochen Fragen. Ich erzählte ihr, was ich über die Gegend wusste, und das war nicht gerade viel. Etwas allerdings setzte mich in Erstaunen: Wir konnten uns mühelos unterhalten, hörten uns also gegenseitig, ob­ wohl im luftleeren Raum doch angeblich keine Töne weitergeleitet werden. Daher sagte ich zu Elsa:
    »Ich habe irgendwo gelesen, dass man auf dem Mond nicht einmal hören würde, wenn in unmittelbarer Nähe mit einer Kanone geschossen wird, weil es hier keine Atmosphäre gibt, durch die sich die Schallwellen fortbe­ wegen können. Aber wir beide hören uns ebenso deut­ lich wie auf der Erde. Eigenartig.«
    »Du vergisst, dass wir Geister sind. Wahrscheinlich geben wir gar keine richtigen Laute von uns, sondern unterhalten uns über eine Art Strahlung oder so etwas. Auf jeden Fall ist es hier sehr schön, findest du nicht?«
    »Das Allerschönste bist du – auf der Erde und auch hier auf dem Mond«, schwärmte ich.
    »Red keinen Unsinn! Schau nur, die herrlichen Schat­ ten, die sich in diesen Tälern bilden, und die Sterne im Hintergrund sind viel heller als von der Erde aus gese­ hen. Es war nett von dir, mit mir herzukommen.«
    »Ich liebe dich, Elsa«, brachte ich heraus. Sie wandte sich ab und starrte auf den Krater Plinius.
    Schließlich erwiderte sie:
    »Ja, ich mag dich auch. Es gibt mir Sicherheit, wenn ich nicht allein, sondern in deiner Gesellschaft bin. Aber sprich nicht gleich von Liebe, wir sind uns ja erst heute in der Klinik begegnet, und außerdem sind wir beide tot.«
    Ich beschloss, ihr zu gestehen, dass ich lange Tage an ihrem Sterbebett gewacht hatte und mir daher meiner Gefühle für sie sicher war:
    »Woche für Woche habe ich gewartet, dass du stirbst. Ich habe in dem öden Krankenzimmer gesessen und dich ununterbrochen angesehen, habe von ganzem Herzen gehofft, dass du nicht gesund wirst, sondern dahinsiechst und stirbst, möglichst bald! Ach, wie habe ich mich nach der Begegnung mit dir gesehnt!«
    Elsa sah mich erschüttert an, ich aber begriff in dem Moment noch nicht, was sie so sehr aus der Fassung brachte. Sie fragte: »Du warst also froh, als ich endlich starb, willst du das sagen? Meinst du das ernst?«
    »Ich sage die Wahrheit, liebe Elsa! Als es mit dir zu Ende ging und du ganz schwach warst, da war ich glücklich. Ich habe sogar dem Papst, der extra nach Helsinki gekommen ist, um mich zu treffen, einen Korb gegeben und bin bei dir, an deinem Bett, geblieben. Ach, ich habe tausend

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